Und wie schon 2013 und 2015 präsentiert auch die „4. UrbanArt Biennale® 2017“ zahlreiche Arbeiten, die im Dialog mit der Industriekultur und speziell für ‚ihren‘ Ort in der Völklinger Hütte geschaffen werden.

Da ist der Zyklus des in Épinal geborenen Levalet, der mit seinen Arbeiten den Menschen, die einst in der Völklinger Hütte gearbeitet haben eine Hommage erweist. An verschiedensten Orten hat er seine Hüttenarbeiter installiert, insgesamt sieben Installationen. Ein individuelles Gesicht haben diese Arbeiter nicht. Zusammen aber erobern sie sich  den Ort zurück. Mambo hat einen ganzen Kamin in der Kokerei zu einem Kunstwerk gestaltet, der Südafrikaner R1 und der Franzose Tanc schufen ihre Werke im Dialog mit Innenräumen in der Völklinger Hütte. Die größte UrbanArt-Installation ist die des französischen Künstlers Thomas Canto. ‚Sein‘ Ort in der „4. UrbanArt Biennale® 2017“ ist das Treppenhaus des 30 Meter hohen Kohleturms.   

 

UrbanArt Südamerikas

Neben dem Überblick über die internationale UrbanArt setzt die „4. UrbanArt Biennale® 2017“ zwei besondere Schwerpunkte: die UrbanArt Südamerikas und die interventionale UrbanArt 2.0. Die UrbanArt Südamerikas bildet innerhalb des Spektrums dieser weltweiten Kunstgattung einen besonderen Bereich, viele dieser Künstler sind weltbekannt. Die „4. UrbanArt Biennale® 2017“ zeigt
12 Positionen aus Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Mexiko oder Venezuela. Da ist Curiot aus Mexiko, der in seinen Arbeiten Bezug nimmt auf die mythische Welt der Azteken und dessen Thema die Einheit von Natur und Mensch ist. Und Franco Fasoli, besser bekannt  als JAZ, – einer der bedeutendsten UrbanArt-Künstler Argentiniens. Oder der Künstler Stinkfish, der anonymen, ganz normalen Menschen, die er auf seinen Reisen fotografiert, eine Präsenz auf den Mauern der Städte und auf Leinwänden gibt. In seinen leuchtenden Bildern werden diese Menschen zu Stars. Und natürlich sind auch einige der interessantesten Positionen der brasilianischen UrbanArt zu sehen, die für ihre satten Töne und bunten Farben international bekannt ist. Häufig greifen südamerikanische UrbanArt-Künstler auf die Tradition ihrer indigenen Kulturen zurück. Auf besonders innovative Weise tut dies Cranio. Er beschäftigt sich mit dem Schicksal der brasilianischen Ureinwohner. Seine blauen Kunstfiguren sind zugleich ironisch und subversiv. Ganz nebenbei hat er sich neben dem Gelb von Os Gêmeos und dem Grün von Finok ein eigenes Erkennungsmerkmal gegeben: das Cranio-Blau.



Interventionale UrbanArt 2.0


UrbanArt ist die Kunst des 21. Jahrhunderts, ihr künstlerisches Konzept unterscheidet sich grundsätzlich von dem Konzept der Moderne des
20. Jahrhunderts. Auch wenn manche Positionen an die Moderne anknüpfen, entwickeln sie diese weit über die bekannten Grenzen hinaus weiter. Gerade die interventionale UrbanArt zeigt, dass Kunst mehr ist, als Bilder an der Wand oder Skulpturen in einem Museum. Der in Berlin lebende Spanier Vermibus verfremdet die omnipräsenten Modeplakate und verweist damit auf die manipulierende Macht der mit Bildbearbeitung gestylten Werbung. Mit einem Spezialschlüssel öffnet er die Werbe-Lichtkästen und verändert mit Lösungsmittel die schönen Models zu biesterhaften Gestalten. Diese Zombie-Models setzt er wieder in die Werbekästen. Wer einmal eine solche Arbeit gesehen hat, erinnert sich beim Ansehen eines traditionellen Werbeplakats an die subversiven Untoten von Vermibus.


Ähnlich arbeitet der US-Amerikaner Jordan Seiler. Er ersetzt Werbetafeln mit geometrischen Mustern und dokumentiert diese Intervention mit seinen Fotos und Videos. Die „4. UrbanArt Biennale® 2017“ zeigt 14 künstlerische Positionen dieser interventionalen und interaktiven UrbanArt. Darunter finden sich eine Installation des Franzosen OX, der für seine interaktive Plakatkunst bekannt ist und die tropfenförmige Sticker-Kunst der Künstlergruppe Les Francs Colleurs. 27 Werke von klein bis sehr groß haben sie an verschiedensten Stellen der Völklinger Hütte installiert. Viele der Werke der „Francs Colleurs“ und von Jordan Seiler in der „4. UrbanArt Biennale® 2017“ bieten den Besuchern die Möglichkeit der Interaktion mit Hilfe spezieller Apps. Hält man das Smartphone auf ein animiertes Werk von Jordan Seiler, sieht man wie er in der Stadt Werbung gegen Kunst eintauscht. Die animierten Kunstwerke von Francs Colleurs werden per Smartphone-App lebendig.


Das gesellschaftliche Potential der interventionalen UrbanArt zeigt die Installation „The Curtain“ des Italieners BR1. Als er in Magazinen blätterte, fielen ihm zwei Symbole auf: das McDonald-Zeichen als Symbol für die westliche Welt und die Frau mit Kopftuch für die muslimische Welt. In den Städten, die BR1 besuchte, war die Frau mit Kopftuch aber nicht präsent. Also begann er Poster zu installieren, die Frauen mit Kopftuch zeigen. Die begehbare Installation auf dem Hochofenplatz des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, zeigt außen zwei Frauen in Pop-Art-Farben, die ein Kopftuch tragen. Eine Frau flüstert der anderen etwas zu. Im Innenraum der Installation sind Videos zu sehen: Eine marokkanische Frau, die sich filmen lässt, wie sie ihr Kopftuch bindet. Videos von Aktionen des Künstlers in der spanischen Exklave Melilla mit ihrem Zaun zu Afrika oder in Istanbul. Vor großen Polizeiwagen lässt BR1 ein kleines ferngesteuertes Spielzeugauto fahren.


„Wie politisch ist das?“, könnte man fragen. „You know you are right“ schreibt der Franzose Rero auf seinem Werk. Und streicht den Satz durch.

 

Überblick

4. UrbanArt Biennale® 2017
        
UrbanArt Künstler 2017

1010 | Jef Aérosol | Alexandro D’Alessio | Alias | Ammar Abo Bakr | Bananensprayer | Banksy | Nicolas Barrome | Philippe Baudelocque | Bault | Hendrik Beikirch | Tarek Benaoum | Bla | Blade | Blek le Rat | Olivia de Bona | BR1 | Buff Monster | Thomas Canto | Stéphane Carricondo | Chamarelli | Cranio | CT/Matteo Ceretto Castigliano | Curiot | Matthieu Dagorn| DZIA | Shepard Fairey | FAITH XLVII | Franco Fasoli | Romain Froquet | Anders Gjennestad | Goddog | Herakut | Christian Hinz (Kera) | Leslie Huppert | Iacurci Agostino | Jace | Jerk 45 | Jeykill | Jan Kaláb | Ian Kuali’i | Benjamin Laading | Éric Lacan | L’Atlas | Clement Laurentin | Layer Cake – Patrick Hartl & Christian Hundertmark (C100) | Legz | Les Suzzies | Levalet | Ludo | Mattia Lullini | M. Chat | MadC | Mambo | Daniel Man | Gilbert Mazout | Melim | Mioshe | Mo | Mode 2 | MonkeyBird | Stéphane Moscato | Mosko | Nawer | Ned | Neurone & Hasart | Nevercrew | Niark1 | Nychos| Okuda | Os Gêmeos | OX | Felipe Pantone | Pedro | Petas & Rubin195 | Robert Proch | R1 | RCF1 | Reka | Rero | Reso | Christoph Rode | Joachim Romain | Raphael Sagarra/Finok | SatOne/Rafael Gerlach | Jordan Seiler | Shaka | Albane Simon | Smash137 | Stinkfish | Subtu | SWIZ | Tanc | TASSO | The Blind | Tilt | Vermibus | Vlady | David Walker I Wandapot | Won ABC | YZ | Pablito Zago | Gérard Zlotykamien


Zahl der Künstler:
100 Künstler aus 17 Ländern und 4 Kontinenten

Zahl der Kunstwerke:
150 Werke

 

Foto:

Bananensprayer
Bananensprayer, USAPE, 2017
Acryl und Sprühlack auf Leinwand, 178 x 317 cm
Copyright: © Weltkulturerbe Völklinger Hütte/Hans-Georg Merkel 

 

Info:

Zur Ausstellung erscheint ein Katalogbuch, 240 Seiten, deutsch/englisch, alle Werke vierfarbig abgebildet, zum Sonderpreis von 27,50 Euro. Edition Völklinger Hütte im Surface Verlag, Frankfurt 

Zur „4. UrbanArt Biennale® 2017“ bietet das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ein ausführliches Begleitprogramm, mit Interventionen im städtischen Raum  und einer Ringvorlesung zur aktuellen UrbanArt im Herbst 2017.

Weltkulturerbe Völklinger Hütte
9. April bis 5. November 2017

Öffnungszeiten:
Täglich 10 bis 19 Uhr

Eintrittspreise:
Jugendliche und Schüler bis 18 Jahre: Eintritt frei
(Kinder bis 14 Jahre nur in Begleitung eines bevollmächtigten Erwachsenen)
Studierende, Schüler und Auszubildende: Eintritt frei
(bis 27 Jahre, mit gültigem Ausweis)
Ermäßigt: 13 Euro
Normal: 15 Euro

Besucherservice:
Tel.  +49 (0) 6898 / 9 100 100
Fax  +49 (0) 6898 / 9 100 111
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www.voelklinger-huette.org