Die Britin Phyllida Barlow arbeitet mit Styropor, Sperrholz oder Schaumstoff und ironisiert die - nennen wir sie mal - schwere Männerkunst.

Es ist so, als sei ihre jahrelange künstlerische Arbeit eine verspielte Antwort auf die Vorwürfe mancher Kritiker. Die griffen Kuratorin Christine Marcel schon im Vorfeld der Biennale an, sie fördere Kunsthandwerkliches aus typisch weiblichen Materialien. Doch dass Frauen mit Metall umgehen können wie, sagen wir, Richard Serra oder Ulrich Barnickel, zeigen die kraftvollen Arbeiten der Schweizerin Carol Bove. Sie präsentiert große „echte“ Stahlskulpturen mit gelb bemalten, eisernen Schlangen.

Natürlich gibt es viel unterschiedliche und großartige Textilkunst zu sehen - ganze Gebirge aus Wollbällen, abstrakte Tapisserien oder dreidimensionale Objekte. Marcel verhilft ganz klar diesem geächteten Material zu mehr Respekt. Es war früher eines der Probleme des Löwenpreisträgers Franz Erhard Walthers, wie er uns im Gespräch sagte, dass seine kommunikativen Leinen- und Baumwollobjekte als nicht-künstlerische Materialien abgetan wurden.

Viel scheinbares „Gedöns“, wie Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder Frauenthemen einst nannte, wird auf dieser Biennale erstaunlicherweise aber auch von Männern kreativ genutzt. Und eine politische Textilaktion prägte die ersten Tage der Biennale: Tausende von Besuchern demonstrierten mit Leinensäcken für die Rechte von Flüchtlingen oder indigenen Menschen. Denn die australische Künstlerin Tracey Moffatt ließ unzählige Beutel mit dem Aufdruck „Refugee Rights“ oder „Indigenous Rights“ verteilen. Im Pavillon präsentierte sie dagegen traumartige melancholische Riesenfotos in Sepiatönen, die auf unerfüllte Sehnsüchte oder vergangene dramatische Ereignisse verwiesen.

Foto: Kunst der Britin Phyllida Barlow (c) hwk