sz weinWeine als Genussbotschafter sind zu erhalten

Sabine Zoller

Kippenheim (Weltexpresso) - „Unser Ziel ist es, die Existenz des heimischen Weinbaus trotz des Klimawandels langfristig zu sichern“, so der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk (MdL) bei der Herbstpressekonferenz des Badischen Weinbauverbandes am vergangenen Montag in Kippenheim im Ortenaukreis. Mit Blick auf die Frostschäden im April dieses Jahres und den daraus resultierenden Ernteeinbußen von bis zu 50 Prozent hat sich die Landesregierung das Ziel gesetzt, „die Existenz des heimischen Weinbaus trotz der Änderungen des Klimas langfristig zu sichern,“ so Hauk, der sich bei sonnigem Herbstwetter auf dem „Kalkofen“, dem seit 1648 bewirtschafteten Weinberg auf Kalkgestein bei Winzer Lothar Schwörer zum Pressetermin geladen hatte.

Ein kalter, trockener Winter leitete das Vegetationsjahr ein. Mit überdurchschnittlich hohen Temperaturen im Februar und März 2017 erwärmten sich Böden und bereits im April ergab sich mit grünen Rebanlagen ein Vegetationsvorsprung von 14 Tagen. Mit Tiefsttemperaturen von bis zu minus 6°C blieben selbst Spitzenlagen vom Frosteinbruch am 19. und 20. April 2017 nicht verschont. Zudem führte eine kühle Witterung nach dem Fost zu einem Wachstumsstillstand, der den Neuaustrieb verzögerte. Glücklicherweise waren die darauffolgenden Wochen von hohen Temperaturen und ausreichend Niederschlag geprägt, was ein starkes Beerenwachstum förderte. Am 11. September hat die Hauptlese in Baden bei sehr guten Mostgewichten begonnen. Die Bandbreite der frostbedingten Ertragssituation ist enorm, welche von einem Totalausfall bis zu einer Normalernte reicht. „Über das gesamte Anbaugebiet Baden dürfte der Ertrag bei 70 hl/ ha liegen, was einem Mostertrag von ca. 1,1 Mio. hl entspricht“, so Peter Wohlfarth, Geschäftsführer Badischer Weinbauerverband e.V.

Wetterextreme, verursacht durch den Klimawandel, werden in Zukunft durch Häufigkeit und Heftigkeit zunehmen. „Da auch der Weinbau viele Klimarisiken zu bewältigen hat,  muss die Risikovorsorge einen breiteren Raum als bisher ein nehmen,“ so der Minister, der klar darauf hinwies, dass „die Betriebe bei der Bewältigung dieser Aufgabe auf die Unterstützung der Gesellschaft angewiesen sind.“ Insgesamt müssten die Rahmenbedingungen für die Winzer verbessert werden und eine „Lösung aus einem Guss“ angestrebt werden.

Als mögliche Bausteine seien technische Vermeidungsstrategien, das Schaffen von finanziellen Fonds, die im Schadensfall herangezogen werden könnten sowie Versicherungslösungen und Versicherungsbeihilfen. Mehrere Varianten würden geprüft. Auch könnten durch die Einführung einer steuerfreien Risikoausgleichsrücklange witterungsbedingte Ernteausfälle von den Betrieben besser verkraftet werden. Mit Blick auf die Frostschäden im Frühjahr 2017 könnten die betroffenen Betriebe noch bis zum 30. Oktober entsprechende Anträge stellen. „Wir streben an, den Betroffenen zur Existenzsicherung bis zu 50 Prozent des Gesamtschadens über einen Zuschuss auszugleichen“, sagte der Minister.


Foto: © Sabine Zoller
v.l.n.r.:
Dr. Peter J. Schuster, Vizepräsident des Badischen Weinbauverbandes
Peter Wohlfarth, Geschäftsführer, Badischer Weinbauverband
Lothar Schwörer, Weingut Schwörer, Kippenheim-Schmieheim
Cornelia Schwörer, Weingut Schwörer, Kippenheim-Schmieheim
Minister Peter Hauk, MdL, Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz B.-W., Stuttgart
Franz Benz, Stellvertretender Präsident des Badischen Weinbauverbandes
Thomas Walz, Vizepräsident des Badischen Weinbauverbandes