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Kategorie: Lust und Leben

Ein Reise-, Geschichten- und Kochbuch mit Tafelmusik. Man kann aber auch gleich in der Villa Bennewitz des Maritim Magdeburg speisen, Teil 2/2

Rebecca Riehm und Roman Herzig

Magdeburg (Weltexpresso) –Die Fenster der Villa Bennewitz haben Bleiverglasungen und das Parkett gestaltet sich unterschiedlich. Für die Marmorkamine ist es noch zu warm. Beim Lustwandeln im Haus überlegen wir, was wir hier alles anstellen könnten. Natürlich ist es immer dasselbe: zuerst denkt und fühlt man privat und stellt sich ein Leben in diesen Räumen vor.

 

Schnell weiß man, daß man das ohne Personal gar nicht schaffen könnte, denn die vielen Räume kann man zwar auch mit wenigen Personen alleine bewohnen: neben den Schlafzimmern kann man zwei Eßräume gestalten, den großen Salon für Festessen und den kleineren für die normale Runde, dann ein Kaminzimmer, natürlich und das Musikzimmer, mindestens mit Flügel, aber auch für kleine Konzerte. Hier in diesen durchgehenden Räumen wird die Bibliothek untergebracht. Das Raucherzimmer ist perdu, aber das Damenzimmer immer noch angesagt und wohin kommt die Bar? Und das Spielezimmer? Ach, wir sind so großzügig im Verteilen, daß die Räume schon zu Ende gehen. Dann einigen wir uns, daß wir schon zufrieden seien, wenn wir hier einmal unsere Redaktionskonferenz abhalten könnten.

Eine Hochzeit steht auch nicht an, dafür bekommt man nämlich vom MARITIM Hotel Magdeburg besondere Konditionen und unsere Geschäftspartner können wir hierher auch nicht einladen. Aber was wir tun können, wenn wir auf den Pressekonferenzen der Banken, Versicherungen, einiger Verbände und vor allem Agenturen mit den oberen Herrschaften ins Gespräch kommen: mal so nebenbei von dem hervorragenden Ambiente der Villa Bennewitz sprechen. Denn für Firmenrepräsentationen eignet sie sich diese Villa ebenfalls hervorragend. Man sieht, wir haben uns in dieses hochherrschaftliche Anwesen verguckt, dabei juckt es uns, endlich über das Kochbuch zu schreiben, dessentwegen wir die Artikel anfingen!

Beim Speisen an hochherrschaftlich gedeckten Tischen im Kerzenschein in der Villa Bennewitz hatten wir nämlich – wie es sich gehört – musikalische Untermalung und wir hatten zudem einen Geschichtenerzähler. Wie nun Ludwig Schumann und Wolfgang Thurau, die das Kochbuch GENIESSEN WIE GOTT IN ANHALT. Ein Reise-, Geschichten- und Kochbuch mit Tafelmusik verfaßt haben, mit allem zusammenhingen, haben wir vergessen, wir haben aber die Stimmung des Abends mit der im Buch eingelegten CD ans Ohr geholt und in den Rezepten wie in einem kulturgeschichtlichen Leitfaden gelesen. Das ist dieses Buch nämlich auch. Wir erfahren nicht nur die Rezepte, sondern wer wie in früheren Zeiten gegessen hat, und erfahren eine Menge über Anhalt – das Sachsen interessiert hier nicht!

 

Zwei vollgestopfte Seiten Inhaltsverzeichnis des 263 Seiten starken Bandes mit vielen schönen Fotografien – die meisten vom Exquisiten auf Tellern – führen uns auf den Wegen von Stadt zu Stadt und Region zu Region durch Anhalt. Man lernt also auch die Gegend kennen. Deshalb haben wir uns eine Karte daneben gelegt, denn die fehlt im Buch, ach, was, die braucht ja derjenige auch gar nicht, der in der Regel dieses Buch kauft. Der kennt sich nämlich aus in seinem Anhalt. Wir aber haben uns vorgenommen, dieses kulturell-kulinarische Schriftwerk weiterzuverbreiten.

Ballenstedt, Aschersleben, Bernburg, Köthen, das wie Mailand am Meer liegt, Dessau, ach man kann sie nicht alle aufzählen, die Orte, die hier in Wort und Bild erscheinen und mit ihren speziellen Rezepten zum Reichtum des Speisens in Anhalt beitragen, will sagen: mit diesem Buch und den aufgeschriebenen Rezepten und Anleitungen in jeder Küche der Welt.

Wenn man die Zutaten bekommt, was mit den Gurken-Poeschel schon anfängt. Wir haben nämlich in den Rezepten zuerst studiert und wußten nicht, worauf das hinausläuft GURKEN-POESCHELS EIBROT oder GURKEN-POESCHELS SAUERKOHL-KLUNZ, bis wir die Texte zu den Rezepten lasen und nun wissen, daß Gurken-Poeschel seit 150 Jahren „im Dienst zufriedener Kunden“ wirkte. Poeschel heißen die Rezepte noch immer, aber wir lesen von Frau Poeschel: „Für die Aschersleber heißen wir eben immer noch Gurken Poeschel, obwohl der Betrieb nach der Wende nicht zu halten war.“ Also keine Gurken mehr? Die Rezepte bleiben.

 

Unmöglich die Vielfalt wiederzugeben. Allein das Kapitel ESSEN WIE JOHANN SEBASTIAN BACH – ja, wir geben es zu, wir haben gerade dieses nachgekocht und sowohl Büffellamote wie Kellberbraten hinbekommen, dann aber „hernach fürs Gemüt Spritzkuchen“ gefertigt. Und diesen inzwischen nun schon mehrmals, denn das ist das Richtige in diesen düsteren Jahreszeiten. Und obwohl andere Rezepte viel doller und mit den schönsten Fotografieren absolut attraktiv aussehen, bleiben wir bei unseren Windbeuteln, wie man auch dazu sagen kann.

 

Rezept für Spritzkuchen/Windbeutel

Für Zitronencreme:

2 Zitronencreme

50 g Zucker

0,5 l Schlagsahne

6 Blatt Eigelb

2 Eier



Für den Brandteig:

250 ml Milch

100 g Butter

200 g Mehl

300 g Ei

Prise Salz

Im Kochbuch ist auf der Seite 65 die Prozedur auch für diejenigen erklärt, die noch nie einen Kochlöffel in der Hand hatten. Wir machen es uns einfacher. Also: Für die Zitronencreme Sahne steif schlagen, Gelatine aufweichen, alle anderen Zutaten über heißem Wasserdampf (!) aufschlagen, bis die Flüssigkeit gebunden ist. Dann die Gelatine unterziehen und die Sahne unterheben. Für den Brandteig wird die Milch mit Butter und Salz zum Kochen gebracht, Mehl hinzugeben und die Masse abbrennen lassen. Abkühlen, die Eier dazu, zum sämigen Brei rühren. Den Teig auf ein gefettetes Backblech spritzen und im vorgeheizten Ofen bei 140 Grad goldgelbbraun backen. Durchschneiden, füllen: essen!!



Info I:

Ludwig Schumann, Wolfgang Thurau, Genießen wie Gott in Anhalt. Eine Reise-, Geschichten- und Kochbuch mit Tafelmusik, Verlag Ost Nordost Magdeburg 2012

Beim Schnipseln und anderen Vorbereitungen die einliegende CD hören: Musik, Klugheiten, Geschichten.





INFO II:

 

Mit freundlicher Unterstützung des MARITIM Hotel Magdeburg

 

Zentraler kann man kaum liegen, als das MARITIM Magdeburg, das vom Bahnhof aus in eine paar Minuten zu Fuß (200 Meter!) genauso günstig zu erreichen ist – ja, mit dem Taxi geht es auch – wie vom Theater aus, von der Oper, vom Dom, dem Magdeburger Museum mit den sensationellen Ausstellungen, das den interessanten und zutreffenden Titel Kulturhistorisches Museum Magdeburg trägt und weshalb wir diesmal in Magdeburg waren.

 

Das 1995 erbaute Haus gehört in die Tradition der Hotels, die einen weiten überdachten Innenhof besitzen, um den herum sich im Inneren die Zimmer gruppieren, über Gänge erschlossen und von gläsernen Fahrstühlen bedient. Man hat unten im gewaltigen Foyer einfach das Gefühl von Großzügigkeit und gleichzeitig von Behaglichkeit. Den Raum braucht man auch, denn das Hotel ist nicht nur für die Reisenden ein guter Treffpunkt, sondern spielt für Magdeburg eine große Rolle. Das gilt auch für die Restaurants und den großen Festsaal sowie die vorzüglichen Badeanlagen.

 

Die Größe mit 514 Zimmern – davon 495 Doppelzimmer, 13 Suiten, 6 Einzelzimmer – wird gebraucht, da das Hotel auch für Tagungen sehr gut geeignet ist. Es sagt von sich selbst zu seiner Lage: „Mitten in der Altstadt, umgeben vom Dom St. Mauritius, dem barocken Rathaus und den Gründerzeitbauten von Sachsen-Anhalt unweit des Landtags liegt das MARITIM Hotel Magdeburg.“

 

www.maritim.de