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Kategorie: Lust und Leben
Bildschirmfoto 2020 03 24 um 21.05.00In Deutschland sind etwa zwei Millionen Menschen vom Vorhofflimmern betroffen

DOSB

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das Risiko neuer Anfälle kann mit Sport und Gewichtsabnahme reduziert werden Das schreibt Professor Bernd Nowak vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung in dem Ratgeber „Herz außer Takt: Vorhofflimmern“.

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung, bei den Attacken aus dem linken Vorhof des Herzens kann der Puls auf 160 Schläge pro Minute ansteigen. „Wie aus dem Nichts kann das Herz bei solchen Flimmeranfällen bis zum Hals schlagen und beginnen zu rasen. Oftmals kommen Druckgefühl im Brustkorb, Luftnot, Schwindel und ein Angstgefühl hinzu“, erläutert Nowak.

Der Herzspezialist empfiehlt den Patienten an drei bis fünf Tagen ein Ausdauertraining von 20 bis 30 Minuten, insgesamt 60 bis 120 Minuten wöchentlich. Auf niedrigem bis mäßigem Niveau eignen sich Radfahren, Ergometertraining, flottes Gehen, Joggen, Walken, Rudern oder Tanzen für die Verbesserung der Gesundheit.

Neben der Ausdauer soll auch die Kraft trainiert werden, um Stürze im Alltag weitgehend zu vermeiden. „Ältere Menschen, die besonders häufig von dieser Rhythmusstörung betroffen sind, riskieren mit Krafttraining weniger Stürze und kommen im Alltag besser zurecht“, sagt Nowak.

Wegen der plötzlich auftretenden Attacken beim Vorhofflimmern raten die Experten von einigen Sportarten ab. Dazu gehören unter anderem Schwimmen im Meer oder in anderen Gewässern, Klettern und exponiertes Bergwandern. Bei der Einnahme von Gerinnungshemmern sollten verletzungsträchtige Sportarten vermieden werden. Das heißt, die Patienten sollen nicht gerade Mountainbiking, Snowboarding, Ski alpin auf schnellen und sehr vollen Pisten oder Kampfsport-arten wie Boxen, Karate, Jiu-Jitsu usw. betreiben. „Da ist die Gefahr von folgenreichen Blutungen in die Muskeln, in die Gelenke und in die inneren Organe erhöht. Dieses Risiko sollte man nicht eingehen“, sagt Professor Nowak.

Das gilt nicht nur für Patienten mit Vorhofflimmern, sondern auch für Menschen mit anderen Herzleiden wie Herzschwäche, koronare Herzkrankheit und Bluthochdruck „Allerdings sollte man die Trainingsdosis immer mit dem Arzt ermitteln“, betont der Kardiologe am Cardioangiologi-schen Centrum Bethanien – CCB in Frankfurt am Main. Bei einem Sportmediziner oder Kardiolo-gen sollten Betroffene erst einen Belastungstest absolvieren, um den richtigen Trainingspuls zu bestimmen. Auch ein anderer Aspekt muss beachtet werden: Die körperliche Leistungsfähigkeit ist unter anderem bei der Einnahme von Betablocker oder Rhythmusmedikamenten einge-schränkt.

Sport und Gewichtsabnahme wirken wie ein Medikament. Über eine Fünf-Jahres-Periode vermindert eine Belastungssteigerung um 50 Watt (schnelles Gehen) das Risiko für ein erneutes Vorhofflimmern um 37 Prozent. „Also ein Rückgang um mehr als einem Drittel“, so Nowak und fügt hinzu: „Nimmt man zusätzlich zehn Prozent an Körpergewicht ab und steigert seine Belast-barkeit um mehr als 50 Prozent, lässt sich das Risiko erneuter Vorhofflimmeranfälle sogar um drei Viertel senken. Der Effekt ist so groß, wie man ihn mit Medikamenten kaum erreichen kann.“

Die Wirkung der Ausdauerbewegung tritt auch bei Patienten nach einer Katheterablation (nicht-medikamentöse Behandlungsmethode bei Vorhofflimmern) auf. „Wenn man die Risiken aggressiv behandelt und die Patienten vermehrt trainieren, werden die Langzeitergebnisse der Ablation weiter verbessert“, sagt der Herzspezialist. Und bei gesunden Menschen beugt ein regelmäßiges Ausdauertraining dem Vorhofflimmern vor.

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Info:
Der Herzstiftungs-Ratgeber „Herz außer Takt: Vorhofflimmern“ kann kostenfrei unter  HYPERLINK "http://www.herzstiftung.de/vorhofflimmern-
ratgeber.html"www.herzstiftung.de/vorhofflimmern-ratgeber.html oder per Telefon unter 069 955128400 angefordert werden.

Aus DOSB Presse Nr. 13, 24. März 2020