Bildschirmfoto 2021 01 09 um 00.03.37Aus dem Kundenservice der WELT zu Corona vom Vortag, 1

WELT Corona-Update

Hamburg (Weltexpresso) - Die gute Nachricht dieser Woche zuerst: Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat einen weiteren Corona-Impfstoff für die EU und somit auch für Deutschland zugelassen. Neben dem Vakzin der Mainzer Firma BioNTech und US-Partner Pfizer kann nun also auch das von Moderna verimpft werden. Und: Die EU-Kommission hat heute nachbestellt und über 300 Millionen weitere BioNTech/Pfizer-Dosen geordert. Unter anderem an einem weiteren Standort in Deutschland, im hessischen Marburg, will die Firma die Impfstoffe produzieren.

Zugleich hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) den Druck auf die deutsche Pharma-Branche erhöht: Wie WELT exklusiv berichtet, bat er  in einem Brief „um Unterstützung", damit kurzfristig mehr Impfstoff hergestellt werden könne. Die Branche reagierte zurückhaltend. In der Industrie, aber auch in politischen Kreisen sprach man angesichts des Schreibens von „Aktionismus im Gesundheitsministerium“.

Die Impfstoffe sind die Hoffnung auf Rückkehr zur Normalität. Eine Normalität, die wir nun schon rund ein Jahr missen und, wie allein diese Woche mit einem weiteren Corona-Gipfel gezeigt hat, von der wir derzeit noch weit entfernt sind.
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Und so ist die Lage:

Obwohl wir uns nun seit Dezember im zweiten Lockdown befinden, sind die Infektionszahlen weiterhin hoch. Erst gestern meldeten die Gesundheitsämter dem Robert-Koch-Institut (RKI) 31.849 neue Corona-Infektionen – und mit 1188 Todesfällen einen neuen, traurigen Rekord. Hinzu kommt, dass durch die Feiertage und Ferien ein Melde-Rückstau entstanden ist, der auch auf die 7-Tage-Inzidenz Einfluss hat. Diese lag am Freitagmorgen im Durchschnitt bei 136,5. Mehr Klarheit über das Infektionsgeschehen ist nach den Worten von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am 17. Januar zu gewinnen.

Doch schon jetzt lässt die 7-Tage-Inzidenz Unterschiede zwischen den Bundesländern erkennen (siehe Grafik): Die höchsten Inzidenzen hatten Sachsen mit 297,6 und Thüringen mit 256,9. Den niedrigsten Wert verzeichnete Bremen mit 73,5. Und: In Sachsen wurde inzwischen auch eine mutierte Corona-Variante nachgewiesen.

Aufgrund der Dynamik werden ab Montag, den 11. Januar, die Corona-Maßnahmen in vielen Bundesländern noch einmal verschärft. Der Lockdown soll bis mindestens Ende Januar dauern, wie auf dem Corona-Gipfel am Dienstag beschlossen wurde. Welche Maßnahmen in Ihrer Region gelten, das erfahren Sie auf welt.de.


ENGLAND

London calling – in der britischen Hauptstadt ist der „Katastrophenfall“ ausgerufen worden. Das Corona-Virus sei außer Kontrolle, erklärte Londons Bürgermeister Sadiq Khan. Und weiter: „Einer von 30 Londonern ist nun an Covid erkrankt". Die 7-Tage-Inzidenz liegt mittlerweile bei 1000. Eine Katastrophe droht auch in Großbritanniens Krankenhäusern: Dort liegen auf den Intensivstationen nach offiziellen Angaben mehr als 30.000 Corona-Patienten – weitaus mehr als beim Höchststand während der ersten Welle.

Wie die britische Zeitung „Guardian“ berichtet, haben führende Ärzte des Gesundheitssystems NHS vor einem Kollaps des Gesundheitssystems gewarnt. Nach ihren Berechnungen könnten in den Krankenhäusern der Hauptstadt bis zum 19. Januar zwischen 1.932 und 5.422 Betten fehlen. Die Zeitung „The Sun" schreibt, dass das Personal des University College Hospitals in London durch die dramatische Lage Triage-Entscheidungen fällen muss: Das heißt, dass die Mediziner auswählen, welcher Patient – je nach Überlebenschance – zuerst behandelt und beatmet wird. Auch unsere London-Korrespondentin Stefanie Bolzen hat mit Krankenhausmitarbeitern gesprochen. „Unser Personal ist erschöpft. Ich weiß nicht, ob die Ärzte und Pfleger noch einmal das leisten können, was sie in der ersten Welle geleistet haben“, hat ihr ein Mitarbeiter auf einer Intensivstation in London erzählt.

Die Briten haben wie kein anderes Land mit der mutierten, deutlich ansteckenderen  Coronavirus-Variante zu kämpfen. Premierminister Boris Johnson zieht nun das Impf-Tempo an und will bis Ende Januar alle Altenheime „durchgeimpft" haben. In dieser Woche hat er außerdem in England einen harten Lockdown verhängt – mittlerweile der dritte für diese Region. Die Menschen dürfen nur noch das Haus verlassen, um einzukaufen, einen Arzttermin wahrzunehmen oder zur Arbeit zu gehen. „Jeder, der von der Polizei ohne vernünftige Begründung erwischt wird, kann beim ersten Verstoß mit einem Bußgeldbescheid über 200 Pfund belegt werden, das sich bei weiteren Verstößen bis zu einem Höchstbetrag von 6.400 Pfund verdoppelt", schreibt die „Sun". Lediglich eine Stunde am Tag wird den Briten im Freien zugestanden für Spaziergänge oder Joggingrunden. Die Schulen sind geschlossen, die Abschlussprüfungen abgesagt. In Schottland, Wales und Nordirland gelten ähnliche Bestimmungen. Und: Wer jetzt nach Großbritannien einreisen möchte, muss einen negativen Corona-Test vorlegen.


DER LICHTBLICK DER WOCHE


Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat am heutigen Freitag erlaubt, dass aus den Impfstoff-Fläschchen von BioNTech/Pfizer anstatt der anfangs gedachten fünf Dosen nun sechs entnommen werden dürfen. Dabei müssen für die sechste Dosis allerdings mindestens 0,3 Milliliter zur Verfügung stehen. Und: Reste aus mehreren Ampullen dürfen nicht vermischt werden. Laut Pfizer wirkt der Impfstoff auch gegen die bisher bekannten Corona-Mutationen.

Zugleich gab die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bekannt, dass die zeitlichen Abstände zwischen der ersten Corona-Impfung und der zweiten prinzipiell verlängert werden können. Bisher wird beim Impfstoff von BioNTech/Pfizer in Abständen von zwei bis drei Wochen geimpft. Auch beim Vakzin von Moderna sind zwei Spritzen notwendig. Aber: Ein solcher Schritt sei nur ein Kompromiss aufgrund „der derzeit begrenzten globalen Produktionskapazität", hieß es von der WHO. Laut Bundesgesundheitsministerium wartet man in Deutschland aber die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) ab. In Dänemark hingegen plant die Regierung, die Abstände zwischen den Impfungen auf bis zu sechs Wochen auszuweiten.

Bleiben Sie gesund!

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Quelle: Newsletter der Welt-Redaktion