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Kategorie: Lust und Leben

Regisseur Andreas Dresen als Vorschlag der Linken als Verfassungsrichter im Land Brandenburg

 

Roman Herzig

 

Berlin (Weltexpresso) – Nein, nicht daß Sie das falsch verstehen. Wir finden das richtig gut, was die Linksfraktion im Potsdamer Landtag vorgeschlagen hat: drei der neun Verfassungsrichtern im Land Brandenburg dürfen laut Verfassung Nichtjuristen sein. Für einen Sitz schlägt die Fraktion Andreas Dresen vor.

 

Muß man ihn erst vorstellen? Warum nicht, denn bekannt ist Andreas Dresen, 49jähriger Sohn des ebenfalls sehr erfolgreichen Theaterregisseurs Adolf Dresen – die Mutter ist die Schauspielerin Barbara Bachmann – halt vor allem für die Kinogänger. Aber selbst die Fernsehzuschauer haben dann mit Abstand seine Filme sehen können, die mitten im Leben, die kleinen und die großen Leute zeigen, einen Alltag, der ans Herz geht und in dem nichts verfälscht wird, nicht gelogen, sondern die unterschiedlichen Wirklichkeiten von Menschen in Deutschland eine Rolle spielen. Also nicht kitschig, realitätstüchtig und unter die Haut gehend in einem.

 

Das nur zu seiner Vita, wobei der Film SOMMER VORM BALKON IM Jahr 2005 schon aufhorchen ließ und sein HALT AUF FREIER STRECKE, das eindrucksvolle Krebs-Familien-Drama von 2011 viele Preise einheimste, auch den Deutschen Filmpreis 2012. Zu Recht. Auch der neue Dokumentarfilm HERR WICHMANN AUS DER DRITTEN REIHE wurde in unseren wöchentlichen Filmvorstellungen herausgestellt. Dresen hatte den CDU-Landtagsabgeordneten Hendryk Wichmann auf seinem Weg in den Landtag und die Arbeit in ihm filmisch begleitet. In diesem Film erkennt man auch sein Interesse für das politische Geschehen. Und einer Kandidatur für dieses Amt hat Dresen auch zugestimmt. Ob beides allerdings für einen Verfassungsrichter reicht, ist die große Frage.

 

Denn in Deutschland ist das kein übliches Verfahren, als kundiger Mensch über die Verfassung mitzubestimmen. Wir wissen aber über die Modalitäten in Brandenburg, warum und weshalb dies dort in dieser Form mit Laien eingerichtet wurde, zu wenig, als juristisch fachkundig urteilen zu können. Wenn es das aber gibt, dann begrüßen wir, daß auch einmal ein Filmemacher dabei ist. Und wir können uns nicht vorstellen, daß der Landtag ihn nicht mit Zwei-Drittel-Mehrheit wählen sollte, denn er ist kein Parteistratege, sondern ein aufgeklärter kundiger Kopf.

 

Übrigens einer, der fachübergreifend arbeitet. Sein Vater hatte als Theaterregisseur ihm vieles vorgemacht und Andreas Dresen hat im Neuen Palais von Potsdam-Sanssouci Mozart inszeniert. In Potsdam studierte er gerade zur Wendezeit – uns gefällt, daß sich dieser Begriff eingebürgert hat für ein Ereignis, daß als Wiedervereinigung einfach nicht die realen Grundlagen zu so einer Bezeichnung hätte, denn schließlich wurde der Osten sozusagen vom Westen gekauft, wie Daniela Dahn immer wieder mit Zahlen eindrucksvoll nachweist, demnach heute der überwiegende Grundbesitz in der Alt-DDR ehemaligen Westdeutschen gehört – also, er studierte gerade an der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg, nachdem er schon als Schüler in Schwerin Filme drehte. Dazu lernte er auch weitere Fähigkeiten, die zum Filmeherstellen nötig sind: Tontechniker und Regieassistenz.

 

Die Brandenburger wissen, was sie an ihm haben und so hat er aus der Hand des Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) dieses Jahr den Verdienstorden des Landes erhalten. Eigentlich wundert man sich, überlegt man sich diese Sache, daß nicht schon andere Parteien auf Andreas Dresen als Vorschlag für den Laien-Verfassungsrichter kamen. Wir eruierten als Aufgaben eines Verfassungsrichters in Brandenburg solche Fragen, welche Pflanzen und Bäume man in einem Naturschutzgebiet anpflanzen darf oder ob ein Bürgermeister auch im Kreistag sitzen darf. Beispielsweise. Das schafft Herr Dresen. Ob in der ersten oder der letzten Reihe.