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Kategorie: Messe & Märkte
DSC00808 opt10. Tourismustag der Stadt Frankfurt am Main,  Teil  2/3

Heinz Markert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Kultur und Flughafen werden im Tourismus als Einheit in den Blick genommen. Und wäre Kultur, Kunst und Bühne auch so ganz anders als Gewerbe, ausgenommen Handwerk. Für Herbst 2019 ist angekündigt: ‚Anders Hören, Die Abramović-Methode für Musik‘.
Der Abramović-Auftritt wird auch den Frankfurter Kulturtourismus beflügeln. Vorher war es Bonn mit: ‚The Cleaner‘. Die Abramović-Methode und der Konzertbesuch bilden eine untrennbare Einheit, mitzumachen in der Alten Oper. Marina Abramovićs Kunst ist kompromisslos, schonungslos, unbequem, so verbreitet es die Ankündigung. 

Kultur für alle

Mit dem Museumsufer Ticket können 34 Museen an zwei aufeinanderfolgenden Tagen besucht werden, alle Dauer- und Sonderausstellungen in Frankfurt und Umgebung. Das Ticket richtet sich an Durchreisende, Touristen, Messe- und Kongressbesucher. Das Kongress Ticket Frankfurt kommt günstiger als eine Tageskarte, mit einem Bestellblock, der aus 20 Tickets besteht. Die Abgabe ist nur blockweise und für Kongress- und Tagungsorganisatoren möglich.

Für allseitige Genugtuung sorgte mit Beginn des Jahres 2017 der freie Eintritt in 16 rein städtische Museen für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre, nachdem er 25 Jahre ausgesetzt worden war. Hinzu kommt: „Frankfurt’s museums are free on the last Saturday oft the month“.

Eine Empfehlung sei auch für die Arbeiten von zwei Künstlerinnen ausgesprochen: Die Monographie zu Cady Noland (MMK1) und die Marianna Simnett-Ausstellung (MMK3, ehem. Zollamt). Die eine handelt vom amerikanischen Traum, der längst zu einem globalen Alptraum geworden ist, die andere vom einem Körperlichen, das unmittelbar mit dem Fleisch verbunden ist und zwar drastisch, immer vorausgesetzt, dass unsere Zeit extrem gewalttätig ist, nicht bloß in Gestalt direkter Gewalthandlungen.

Die Städtischen Bühnen wie die Oper leisten Qualitätsarbeit, die attraktiv ausstrahlt. Die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt plädiert für den Erhalt des exzeptionellen Hauses am Willy Brandt-Platz. Für Kenner ist es eine architektonische Berühmtheit. Wie lauschte man als Junge, wenn anfangs fast jedes Mal Mitfahrende der Linie 16 sich über diese Art Bau mit seinen schwermetallenen Wolken echauffierten. Dieser Bau bedeute Transparenz und die Glasfassade schaue auf die Stadt, Oper und Schauspiel seien gut angebunden mit Straßenbahn- und U-Bahnen, urteilt die Dezernentin. Sie ist für den Erhalt von Oper oder Schauspiel an dieser Stelle im Zusammenhang mit einem geplanten Neubau von beiden.

Kommt ein Kinder- und Jugendtheater, wie es einer Stadt wie Frankfurt gut zu Gesicht stünde? „Der Magistrat wird beauftragt, ein eigenständiges Kinder- und Jugendtheater in selbstständiger Trägerschaft zu planen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, und weiter: „Das Zoo-Gesellschaftshaus ist der ideale Standort.“

Der spätklassizistische Bau mit Renaissanceanklängen aus dem Jahr 1875 ist allerdings sanierungsbedürftig. Ein Gesamtkonzept soll das Kulturdezernat erarbeiten. Der Zoo ist eine eingeführte Marke, die Körpersprache der Tiere hat es in sich, auch in ihr kommt die Art zur Individualität. Und wir vergleichen.

Der beworbenen wohlhabenden Rentnergeneration steht eine jüngere gegenüber, die mit Talla 2XLC und Sven Väth sozialisiert ist, sie bekommt ihr Techno-Museum, das MONEM. Es nimmt Gestalt an. Techno hat eine seiner Geburtsstätten auch in Frankfurt. Auch über das Robert Johnson im nahen Offenbach, Nordring 131, wurde berichtet, dass es schon seit zig Jahren einer der besten Technoclubs im Rhein-Main-Gebiet sei.

Oft der Zankapfel: Frankfurter Flughafen

Ob die Grenzen des Wachstums auch den Flughafen betreffen müssten, ist ernsthaft zu erwägen. Etwas Authentisches können nur die von sich geben, über denen fast 18 Stunden lang tieffliegende Flugzeuge hinwegdonnern, wobei das die Windrichtung näher bestimmt. Offenbach und Frankfurt Süd sind schwer gestraft. Offenbach-Lauterborn ist ein Hotspot der Lärmbelastung. Wenn der Luftverkehr weiterwächst, gibt es auch mehr Lärm und zusätzliche gesundheitsschädliche Belastung der Atemluft durch erhöhten Schadstoffeintrag.

Das Fliegen gilt als ein Produkt (fast) wie jedes andere. An und für sich geht es um das Tor zur weiten Welt. Jedoch wird die Welt auch manisch abgegrast, um die Destinationen auf dem Lebenskonto abzubuchen. Hierzu gibt es ein Buch: ‚Das Leben als letzte Gelegenheit‘, geschrieben von Marianne Gronemeyer. Der Titel faszinierte in den Neunzigern.

Reinkommen nach Frankfurt sorgt auch für Anziehungskraft. Das Terminal 3 wird 2022 fertig. 69 Mill. Passagiere und 8 Prozent Wachstum wurden schon erwähnt. Als kritisch gilt für Frankfurt die ‚Verspätungssituation‘, das große Problem der ‚Air Traffic Control‘. An dieser Stelle ist noch zu optimieren, in Zufriedenheit noch viel zu investieren. Wer kommt? – 62,7 Prozent Leisure, 37,3 Prozent Business. Reisen in und nach Deutschland ist beliebt. 42 Prozent entfallen auf Deutschland, Europa und Nordamerika besetzen das Mittelfeld, Asien bewegt sich bei 5 Prozent. Deutschland ist attraktiv, dann kommt Europa und Amerika.

Die globale Mittelklasse drängt in die Welt

Das Wachstum der globalen Mittelklasse sei „beschränkt durch Luftverkehrsrechte“, vornehmlich wohl durch die Einschränkung in den Nachtstunden. Es gibt halt auch Regeln für Erwachsene. Asiaten kommen wegen unserer Vergangenheit, was auch mit der Wohl-Geordnetheit zu tun hat, als Folge der Alleinstellung durch die Puppenstube - der Neuzeit. Der Westen wird nicht unbedingt als fortgeschritten angesehen. Kultur und Geschichte haben auch Marktwert, mit schönen, sauberen Landschaften, wie im Mittelgebirge.

Es findet ein Generationenwandel statt, der neue Lebensstile mitbringt. Um das Jahr 2015 werden die Millenials stark, die sich dem anderen gerne aussetzen. Das steht im Zeichen von Individualisierung, Digitalisierung, Flexibilität & Freiheit. 78 Prozent dieser Gruppe wird es dann haben. Könnten überlaufene Städte zu einem Sättigungsgrad kommen, wie Venedig und Barcelona? Frankfurt ist dann nicht verkehrt, es ist langsamer.

Foto:
© Heinz Markert (das Foto zeigt den Theatermacher Willi Praml beim Debattieren mit studentischen Hospitanten)

Info:
10. Frankfurter Tourismustag, 20. Nov. 2018, Plenarsaal Römer, mit Thomas Feda, Tourismus+Congress GmbH; Dr. Stefan Behrendt, Dr. Lübke & Kelber; Dr. Ina Hartwig, Kulturdezernentin Stadt Frankfurt am Main; Simone Schwab, Leiterin Bereich Vertrieb und Kundenbetreuung, Fraport AG; Axel Hellmann, Mitglied des Vorstands Eintracht Frankfurt Fußball AG; Matthias Schultze, German Convention Bureau e.V.