2710190154079q6iDeutscher Umweltpreis mit einer halben Million Euro geht an die Schöpferin und den Unternehmer von FROSCH

Notker Blechner

Mannheim (Weltexpresso) – Der mit 500.000 Euro wohl höchst dotierte Umweltpreis Europas geht dieses Jahr an die Bodenwissenschaftlerin Ingrid Kögel-Knabner und den Öko-Unternehmer Reinhard Schneider. Mit seiner Spülmarke Frosch kämpft er gegen die Umwelt-Lügen von Procter & Gamble. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte die Helden für die Bewahrung der Natur, warnte aber bei der Klima-Debatte davor, die einen gegen die anderen auszuspielen.

Professorin Kögel-Knabner hatte es nicht leicht. Immer wenn Moderatorin und Tagesschau-Sprecherin Judith Rakers ihren Namen aussprach, konnten einige Gäste im großen Saal des Mannheimer Kongresszentrums ihr Lachen nicht zurückhalten. Dabei ist Prof. Dr. rer. Kögel-Knabner eine der renommiertesten und einflussreichsten Bodenwissenschaftlerinnen der Welt. Ihr gelang es, die wichtige Rolle des im Vergleich zu Luft und Wasser fatal unterschätzten Umweltmediums Boden in den Fokus zu rücken, urteilte die Jury, die ihr den Deutschen Umweltpreis verlieh. Mit ihrer Forschung erklärte sie, wie Kohlenstoff als organische Substanz im Boden gebunden wird.


Knögel-Knabner kämpft für den Bodenschutz

Die Erkenntnisse über die Speicherung von Kohlenstoff im Boden können den Menschen helfen, den Ackerbau auf sinnvolle Weise zu gestalten, sagte die Wissenschaftlerin in Mannheim. Dank Kögel-Knabners Forschung lassen sich Umweltveränderungen im Boden überwachen und frühzeitig erkennen. Damit liefere sie Antworten auf die Frage, auf welchen Böden eine Kohlenstoffspeicherung möglich ist, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Ihr Preisgeld von 250.000 Euro will sie in Mikrokredite für westafrikanische Frauen investieren, die nachhaltige Bodennutzung betreiben.

Zweiter ausgezeichneter Preisträger ist der Unternehmer Reinhard Schneider. Er plant, sein Preisgeld in die Aufforstung tropischer Regenwälder zu stecken. Als Pionier der Kreislaufwirtschaft ist Schneider an einer heilen Umwelt interessiert. Der Öko-Unternehmer verwertet konsequent Altplastik für Verpackungen. Seine Waschmittel-Marke Frosch verkaufte fast 300 Millionen Flaschen aus Altplastik.


Unternehmer Schneider nutzt Altplastik für Waschmittelflaschen

Bei den Rohstoffen für die Wasch- und Reinigungsmittel setzt Schneider auf heimische Pflanzen wie Flachs oder Hanf, aus denen Öl gewonnen wird. Er verzichtet auf das umstrittene Palmkernöl. Schneider appellierte bei der Preisverleihung an die Konsumgüterindustrie, endlich mehr Altplastik einzusetzen. Er lud andere Unternehmen, ein, bei der von ihm gegründeten Recyclat-Initiative mitzumachen.

Mit Provokationen hielt sich der Waschmittel-Manager zurück. "Tue Gutes und eskaliere" ist Schneiders Motto. Er hatte zuletzt gegen den Erzfeind Procter & Gamble geklagt, weil er falsche Umweltversprechungen machte. Procter & Gamble hatte bei einem Spülmittel mit dem Spruch geworben, dass die Flasche zu 10 Prozent aus Ozean-Plastik bestehe. Tatsächlich waren es nur rund zwei Prozent. Jetzt darf Procter nur noch von "Gewässer- und Uferplastik" sprechen.

Nach der Preisverleihung unterhielt sich Schneider angeregt mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD). Er habe ihm zugesagt, die Firma in Mainz zu besuchen, verkündete Schneider hernach stolz.


Steinmeier mahnt zu mehr Respekt bei der Klimaschutz-Debatte

Der Bundespräsident gab sich bei der Preisverleihung betont diplomatisch und hielt sich mit Kritik zurück. Er lobte das Engagement von "Fridays for Future" für den Klimaschutz. "Die jungen Menschen haben der Klima- und Umweltpolitik weltweit einen gewaltigen Schub versetzt", sagte er. Im Streit um den Klimaschutz müsse man aber auf die Demokratie vertrauen. "Ich warne davor, dass wir die Möglichkeiten der Demokratie kleiner reden, je größer und apokalyptischer wir die Herausforderungen beschreiben."

In der Klimaschutz-Debatte sollte man, so Steinmeier, "nicht die Einen gegen die Anderen ausspielen, die Leidenschaft und Entschiedenheit der jungen Menschen auf der Straße gegen die vermeintliche Nüchternheit und Behäbigkeit der demokratischen Verfahren". Es müsse jetzt gelingen, "dass aus Umwelt- und Klimaschutz keine polarisierende Identitätspolitik wird, keine Spaltung zwischen den Arbeitnehmern der Autoindustrie und den Straßen-Blockierern... und zwischen denen, die es sich leisten können und denen, die jeden Euro zwei Mal umdrehen müssen". Da gab es viel Applaus im Saal.

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