Anläßlich der Ambiente 2020: Die 44. Preisverleihung des PLAGIARIUS, Teil 1Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das wird wieder einmal Zeit, gründlich auf diesen, in weiser Voraussicht von Rido Busse schon vor 44 Jahren ins Leben gerufenen Preis einzugehen. Denn das Witzige an der eigentlich traurigen Situation, daß Fälscher, Kopierer, Gedanken- und Designklauer einfach das geistige und materielle Eigentum anderer abkupfern, ist, daß die originale Urkunde des Plagiariuspreises für die allerfieseste Klauerei der geschädigten Firma zugeht, diejenigen, die gefälscht und kopiert haben, deshalb auch natürlich nur die Kopie des Preises erhalten.
Verstanden? Also der Plagiarius, dieser schwarze Zwerg mit der goldenen Nase, ist ein Sinnbild für die schwarzen Kräfte, die sich durch das heimliche Nachmachen von erfolgreichen Produkten, die gemeinerweise sogar meist mit dem ursprünglichen Firmennamen versehen werden, eine besonders böse Täuschung, eine goldene Nase verdienen!!! Deshalb eine goldene Nase, weil all der finanzielle Aufwand, den die Ursprungsfirma für die Entwicklung des Produkts hatten: die Idee, die möglichen Umsetzungen, die Materialien, das Design, die industriellen Maschinen, etc., von denen, die einfach diese Produkte kopieren, nicht bezahlt werden, sondern nur die reinen Produktionskosten. In Fragen von bekannten Firmennamen kommt hinzu, daß deren Reputation von den Fälschern zusätzlich geklaut wird, was auf Dauer die Ursprungsfirma schwächt, weil unter ihrem Namen auf einmal schlecht funktionierende Geräte mit miesen Materialien den Firmennamen in den Dreck ziehen.
Das ist natürlich eine Ungeheuerlichkeit, es ist aber auch schon schlimm genug, wenn ein eigener Name erfunden wird, aber das Produkt selbst einfach nachgemacht und, da das nachgekupferte Design aus billigem Material ist, schnell kaputt geht. Die Geschädigten sind also beide: die betrogene Firma und der meist ahnungslose Käufer. Deshalb ‚nur‘ ahnungslos, weil sicher jeder Käufer bei Schnäppchen sich stärker damit beschäftigen müßte, ob bestimmte Produkte so billig zu konstruieren sind. Von daher ist es eine besondere Frechheit, daß in diesem Jahr bei den Fälschungen ein Produkt, das sogar im Volumen kleiner ist, aber teurer verkauft wird als das Original. Sieht ein Käufer beides, würde er – guten Willens als guter Staatsbürger und Käufer – natürlich das teuere Produkt kaufen, weil er annimmt, daß das billigere, aber größere Stück eine Fälschung sein müßte. Hier geht es um die Backform ELEGANZA.
Damit diese Fälschungen weithin bekannt werden, hat sich Weltexpresso entschlossen, in diesem Jahr einmal die ausgewählten Originale und Fälschungen in Bild und Beschreibung in den folgenden Beiträgen zu veröffentlichen. Wer in NRW lebt oder ansonsten bald nach SOLINGEN kommt, kann diese Objekte auch im MUSEUM PLAGIARIUS in Solingen ab 14. Februar anschauen.
Auf der Pressekonferenz, auf der zu Beginn der Ambiente vom 7. bis 11. Februar die Preise für die ‚besten‘ Fälschungen bekanntgegeben wurden, hat Christiane Nicolaus, Direktorin des Design Center Baden-Württemberg, die Grundlagen des Preises und seine Notwendigkeit blendend zusammengefaßt. Doch zuvor hatte spiritus recta Frau Busse noch einmal die Grundlagen des Preisverfahrens, ja der Einrichtung des Plagiarius klargestellt: „Wir sprechen kein Recht, aber wir machen auf Unrecht aufmerksam!“ Das heißt, die beklauten Firmen müssen die strafrechtlichen Auseinandersetzungen mit den Fälschern selber führen, aber die AKTION PLAGIARIUS führt die Fälscher vor, gibt den Betrogenen Material an die Hand.
Und das lohnt sich, denn immerhin sind 10 Prozent der Fälschungen aufgrund der Aufmerksamkeit durch einen Plagiariuspreis zurückgezogen worden. Die Schande spricht sich herum. Wäre ein solcher Rückzug von 10 Prozent weltweit geschehen, wären immerhin 45 Milliarden Dollar nicht in die Hände der Fälscher gelangt. Frau Busse sprach abschließend auch über die Organisierung der Preisvergabe, die eine Jury voraussetzt, die in jedem Jahr völlig neu zusammengesetzt wird.