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Kategorie: Messe & Märkte
Bildschirmfoto 2020 02 10 um 22.18.49Anläßlich der Ambiente 2020: Die 44. Preisverleihung des PLAGIARIUS, Teil 2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die Referentin Christiane Nicolaus stellte zuerst einmal fest, in welchen Ausdehnungen die Kopierereien, die Fälschungen zunehmen - und das, obwohl Zoll und andere Institutionen seit Jahren verstärkt einen Blick darauf haben. Aber ich konnte auf einer Ambiente einmal genau verfolgen, wie an einem Stand – ja, es war ein chinesischer, leider sind die Chinesen immer noch führend im Produkteraub, aber es sind eben nicht nur Chinesen, das ist wichtig festzuhalten – wie also an einem Stand Zollbeamte die ausgestellten Waren sich anschauten, ohne Beanstandungen weitergingen und kaum waren sie in der nächsten Halle, die Standinhaber ganz offen, also wirklich frech, die Schränkchen, auf denen die Sachen standen, aufmachten, dort die gefälschten Produkte herausholten und in den Wandregalen unterbrachten. Ich konnte damals auch sehen, wie Händler sofort die billige Ware für ihren Bereich kauften.

Die Referentin stellte zusammen, wie teuer ein Unternehmen die Vorbereitung auf ein Produkt kommt, bis es überhaupt verkaufsfähig ist: Idee, Material, das heute nachhaltig sein muß, der Vertrieb, die Werbung, bis es bekannt wird... All das sparen die Fälscher, die zudem ohne unternehmerisches Risiko arbeiten, haben sie doch mitgekriegt, welche Produkte die Käufer wollen und welche weniger ankommen. Dabei gilt eine Erkenntnis: Je innovativer ein Produkt ist, desto gefährdeter ist es, desto mehr Risiko besteht, daß es nachgeahmt wird. Das kann man kürzer sagen: die besten Ideen werden als erste geklaut.

Die kriminellen Elemente, die parasitär die Ideen und Erfahrungen von anderen klauen, übernehmen also die Arbeit anderer zum Nulltarif. Profit aus der Leistung anderer zu schlagen, ist aber noch nicht alles. Fast immer werden die Fälschungen in Ländern hergestellt, wo Kinderarbeit üblich ist, zudem schadstoffreiche Stoffe benutzt werden.

In der Diskussion ging es um Fragen, auf welche Weise die Fälscher an Produktionswissen gelangen. Ob Industriespionage vorliegt. Das ist eine Grauzone. Wissen will man auch, welche Produkte, bzw. welches Unternehmen in den 44. Jahren am stärksten durch Plagiate geschädigt wurde. Das ist eindeutig die Firma Koziol, die durch ihr besonders schmückendes Design auch leicht nachzuahmen ist. Interessant ist aber auch die Frage, wie die Fälschungen überhaupt entdeckt werden, denn der Käufer kann das erst mal nicht wissen. Tatsächlich kommen die Plagiate meist dann ans Licht, wenn empörte Käufer Reklamationen vorbringen und Ersatz einfordern. Dann wird immer wieder festgestellt, daß es sich um eine Fälschung handelt. Solche Reklamationen in Deutschland gehen in die Millionen. Der Käufer, der dachte, er mache ein Schnäppchen, ist nun der Gelackmeierte. Er sollte also schon genau hinschauen und die Preise überprüfen. Insbesondere bei Schleuderpreisen soll der Verbraucher vorsichtig sein.

Wenn andererseits Unternehmen nicht mehr so viel Geld in Innovationen stecken, weil zu viel gefälscht wird, dann wird die gesamte Konjunktur geschwächt. Die AKTION PLAGIARIUS hat also eine wichtige wirtschaftliche Funktion, aber eben auch eine ethische, das geistige Eigentum hoch zu halten und zu schützen.

Für das Jahr 2018 stellt sich die Lage europaweit so dar: Man geht von 27 Millionen gefälschten Produkten aus, die einen Schaden von 740 Millionen Euro erzeugen. Das ist doch ungeheuerlich.

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Die Referentin
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