Thomas Kraft, Landesvorsitzender von Pro Bahn Hessen, im hr4-Interview

Klaus Hagert

Fulda (WEltexpresso) - Der ICE ist seit 25 Jahren auf den Gleisen, und auf der Strecke zwischen Frankfurt und Berlin fahren seit 25 Jahren immer noch die gleichen Fahrzeuge. „Das heißt, es hat sich an dem Standard nichts geändert, er ist noch die gleiche Technik unterwegs. Das ist ein Manko, was einen Nachteil gegenüber dem Auto bedeutet“, sagt Thomas Kraft, Landesvorsitzender von Pro Bahn Hessen im hr4-Interview.



„Bahn, Industrie und Politik haben bei Modernisierung und Weiterentwicklung der Züge geschlafen. So wie Milliarden in die Entwicklung neuer Autos gesteckt wurden, hätten auch Milliarden in die Entwicklung neuer Züge gesteckt werden müssen. Es hätten neue Züge angeschafft und die Flotte schrittweise modernisiert werden müssen. Man hätte auch bestehende Züge modernisieren können - es wurde einfach zu wenig investiert“, kritisiert Kraft.

Auch diverse Baustellen sind ein Thema. So fährt der ICE zwischen Frankfurt und Fulda teilweise nur mit 100 Stundenkilometer. Die Politik komme auch bei der Streckenplanung nicht voran. Das Netz sei nicht verdichtet worden, es werde seit Jahrzehnten nur über den Ausbau bzw. Neubau von Strecken geredet, erklärt der Landesvorsitzende. „Man kommt bauleitplanerisch und regionalplanerisch nicht voran, die Politik hätte auch hier viel mehr investieren müssen, damit sich nicht alle Verkehrsmittel vom Nahverkehrszug bis zum Fernverkehrszug ein Gleis teilen müssen. Wir haben weiterhin einen Flickenteppich im Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn“, betont Kraft.

Auf der Strecke Frankfurt Mannheim fahren sogar S-Bahnen auf den ICE-Gleisen. Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert für Hessen sowohl ein eigenes Ferngleisnetz als auch ein eigenes S-Bahn-Netz. „Die S-Bahn muss runter von den Gleisen der anderen Zügen und muss mit ihren kleinen Stationen eine eigene Gleisanlage besitzen. Vor allem zwischen Frankfurt und Mannheim müsste eine Ausbau- bzw. Neubaustrecke entstehen, doch auch hier steckt man in den Kinderschuhen. Der Landes- und der Bundesverkehrsminister glänzen nur mit Absichtserklärungen, denn der Bundesverkehrswegeplan sieht keinen konkreten Zeitplan zur Umsetzung vor“, kritisiert Pro Bahn Hessen.

 

Kommentar: Uns interessiert insbesondere, ob man in Deutschland von A nach B kommt. Wenn dies Aachen und Berlin sind, dann klappt das, aber kaum sind es kleine Städte zeigt sich, daß das Eisenbahnnetz des 19. und des 20. Jahrhunderts wesentliche dichter und damit menschenfreundlicher war. Wer in den Städten lebt, kann auf ein Auto verzichten, wenn er in andere größere Städte will. Aber wehe, er will aufs Land fahren. Da gibt es keine Annehmlichkeiten, mit dem Picknickkorb sich öffentlich auf den Weg zu machen. Das Ganze ist eine der menschlichen Kommunikation abgewandte Angelegenheit. Das interessiert uns wesentlich mehr als die Züge selbst. Bei der Kriitk am Streckennetz sind wir dabei.