Von den beiden Messen zur MUSIKMESSE vom 4./5. bis 6./7. April und ihren Preisen

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Es ist eine geölte Maschinerie, die diese Messen stemmt, wobei die Brüche nicht verniedlicht werden. Ursprünglich gab es Jahre seit 1980 nur die Musikmesse, die wir – nicht die Messe selbst – als Oberbegriff beibehalten.


Aus der Musikmesse hatte sich dann eine Abteilung selbständig gemacht, -  nämlich diejenigen, die nicht selbst die Musik machen,  Musikinstrumente herstellen oder alle anderen Sparten des aktiven Musikmachens besetzen, sondern diejenigen, die für das Hören und Sehen der Musizierenden zuständig sind, also die Künstler auftreten lassen, die gesamte Veranstaltungsbranche – sozusagen emanzipiert und ihr eigenes Ding gemacht, also eine Zweitmesse veranstaltet und die Prolight+Sound, gegründet, die bisher immer parallel zur Musikmesse lief. Zuerst als Anhängsel. Aber wie das so ist, so sein kann. Das Kind ist der Mutter längst über den Kopf gewachsen.

Während ursprünglich die Musikmesse die vorderen Hallen belegte, zeigte sich ab dem letzten Jahr die zunehmende Dominanz der Prolight +Sound nun auch in der Hallenbelegung: jetzt im vorderen Bereich angesiedelt. Schauen Sie selbst, wie umfangreich deren Messeauftritt heute sein muß. Früher gab es in unserer Welt nur die Bühne, auf der aufgetreten wurde. Dabei ging es dann noch natürlich um Mikrophone und Verstärker der Musik. Selbst bei den Beatles oder anderen großen Bands waren das damals die wichtigen Dinge., eben auch elektrische Gitarren und andere Musikinstrumente.  Woodstock ist ein Beispiel und andere Freilichtauftritte erst recht. Daraus ist bei den heutigen Auftritten der großen und der kleinen Stars ein technisches Spektakel geworden, das noch längst nicht ihr Ende erreicht hat. Denn das, was die großen Bühnen vormachen, das wird dann Standard bei den kleineren, bis es wirklich bei den Kleinsten ankommt.

Um was es da geht? Erst um Licht, das gibt es schon lange, denken Sie nur an die Discos – nein, so nannte man sie noch nicht – in den Fünfziger-Sechziger Jahren, wo das seltsame durchdringende blaue Licht die Unterwäsche weiß aufleuchten ließ. Natürlich trug man damals ausschließlich weiße Unterwäsche. Was sich alles ändert. Also das Licht. Das hat sich immer weiter entwickelt und schnell war das gesamte Farbenspektrum dabei. Das war aber nur der Anfang. Denn seit die Digitalisierung Einzug ins öffentliche Leben nahm, wird nun über Leinwände alles mögliche auf die Bühnen projiziert. Die Wasser- und Feuerspiele lassen wir mal außer acht. Solche Sensationen nutzen sich schnell ab.

In dem Bereich der großen Veranstaltungen mit den Weltstars oder zumindest deutschen Größen wird das meiste Geld verdient und in diesem Bereich wird von den Veranstaltern auch das meiste Geld investiert in die Szenerie aus Licht und bewegten Bildern. Wenn ganze Stadien, die sonst von Fußballfans bevölkert sind, auf einmal zu Musentempeln werden, fordert das ein mehr an Phantasie für das Drumherum, als es eine Oper braucht, die im übrigen ja auch ein Bühnenbild hat. So ein Stadion als Beispiel, neudeutsch dann Arena genannt, wird dann wirklich mit Licht und Farbe zum Weltraum gemacht, wo die Stars vom Himmel schweben oder zu diesem aufsteigen. Es gibt inzwischen fast nichts mehr an Drumherum, was es nicht gibt.

Dies war nur eine kurze Erklärung, warum die ehrwürdige Musikmesse auf einmal von der finanzstarken Prolight+Sound überholt wurde und nun in deren Schatten weiterlebt. Das ist nun zu dramatisch ausgedrückt, denn die Musikmesse ist nach wie vor eine feste Größe. Sie mußte halt Federn lassen, weil nicht nur vor Jahren die Trennung kam, sondern auch seither immer wieder Ausstellerbereiche zur anderen Messe abwandern. Auch dieses Jahr, was dazu führt, daß die Ausstellerzahlen der Musikmesse abnehmen, die der Prolight+Sound zunehmen. Insgesamt allerdings sind beide Messen im Aufwärtstrend, was ja auch der gesellschaftlichen Bedeutung von Musik im heutigen Leben entspricht, wobei eben das Geschäft mit dem Hören und Sehen vorgeht vor dem selber Musizieren.

Aber ehe wir auf die Zahlen kommen, die von der ökonomischen Situation künden, was jeweils  Grundlage und Ziel sind, daß Messen überhaupt abgehalten werden, doch noch einmal die Geschichte vom Unterbau und Überbau durchaus im Marxschen Sinne. Denn die Preise, um die wir uns nun kümmern und die auf den beiden Musikmessen vergeben werden, gehören eindeutig zum Überbau und sagen von daher etwas aus über die gesellschaftliche Funktion des gesamten Musik- und Veranstaltungsbereichs.

Traditionell hatte der Frankfurter Musikpreis, den es seit 1982 gibt und der immerhin mit 50 000 Euro einer der höchsten Kulturpreise in Deutschland ist, traditionell hatte dieser von der Stadt Frankfurt ausgelobte Preis am Montagabend den Auftakt zur Musikmesse am folgenden Tag bedeutet.  Er wird von der Stadt Frankfurt ausgelobt und finanziert, aber in der Jury saß auch immer der Geschäftsführer der Musikmesse als Juror. Außerdem gibt es das Ritual, daß im jährlichen Wechsel die klassische Musik und die sogenannte populäre Musik in Preisträgern wechseln. Immer aber sollte für die Auswahl gelten: „Musikerpersönlichkeiten für besondere Leistungen in der Interpretation und Komposition, in Musikwissenschaft und Lehre“.

Dieses Ritual ist seit sieben Jahren Vergangenheit. Denn damals hatte die Messe Frankfurt den Hamburgern die vierjährige Veranstaltung LEA abgekauft – tatsächlich werden solche Veranstaltungen wie Fußballer verkauft. LEA -PRG LIVE ENTERTAINMENT AWARD - nennt sich die Großveranstaltung, die was Putziges und längst Notwendiges veranstaltet: nämlich Preise denen zu verleihen, die hinter der Bühne sind und das Auftreten der Künstler erst möglich machen. Das reicht vom kleinen Beisel auf dem Dorf, über Musiklokale in Kleinstädten, den großen Bühnen und bis in die Stadien, die zigtausende füllen, was von Impressarios und Musikveranstaltern in Gang gesetzt, organisiert und durchgeführt wird.

Im ersten Jahr hatte man noch versucht, den Frankfurter Musikpreis in diese neue großformatige Veranstaltung zu integrieren. Es war damals Anne Sofie von Otter die Preisträgerin, die tatsächlich inmitten von Pop und Krach ihre Stimme in Sphärenklänge erhob. Dort wo sonst die menschliche Stimme in der Frankfurter Festhalle, wo LEA von Anfang an im großen Stil residierte, nur mit riesenhaften Verstärkern ertönt, dort war inmitten des anderen Spektakels dann ihr Mezzosopran zu hören.

Es tat einem in der Seele weh, denn dies paßte aus vielen Gründen nicht. Und es war zudem der Bedeutung des Preises unter so vielen anderen Preisen nicht angemessen. Die Verantwortlichen zogen die Lehre daraus und seit damals sind die Preisvergaben wieder geteilt. LEA hatte sich als Großveranstaltung durchgesetzt und läuft eigentlich, seit auch das zeitliche Volumen mehr und mehr im Griff ist,  nicht mehr ganze 4 Stunden, so daß dann  nur noch Erschöpfte sich zum gemütlichen Beisammensein treffen, bei Essen & Trinken, was anfangs erst nach Mitternacht begann. Am nächsten Tag aber beginnt um 9 Uhr die Messe! Das geht heute etwas schneller, aber so viele Preise – vergleiche nächster Artikel – fordern ihre Zeit.

Der Frankfurter Musikpreis, eigentlich die hochrangigere Veranstaltung mit eigener Geschichte – unvergessen die politisch Aufruhr erzeugende Rede des Preisträgers Michael Gielen 1999, einst Frankfurter Generalmusikdirektor, der gegen die damaligen Kürzungen im Musik- und weiteren Kulturbereichen der Stadt protestierte – ging erst einmal Schlingerwege. Mal wurde er im Römer, mal irgendwo verliehen. Mit dem Hin und Her soll Schluß sein, dieses Jahr findet die Verleihung in der Paulskirche statt, eine der würdigsten Stätten der Stadt. Preisträger ist David Garret, wo man gleich ins Grübeln kommt, ob der nun in die Klassiksparte – JA – gehört oder zur Unterhaltungsmusik – eigentlich auch ein kleines Ja. Mehr demnächst.

Es gibt aber noch eine Flut anderer Preise, zudem werden erstmals beiden Messen mit unterschiedlichen Veranstaltungen und Preisen eröffnet. Das liegt auch daran, daß die Prolight+Sound wie bisher weiterhin am Dienstag beginnt, aber schon Freitag endet, alles Fachbesuchertage. Die Musikmesse beginnt erstmals erst am Mittwoch und geht bis zum Samstag, an dem dann auch das allgemeine Publikum wie bisher Zutritt hat. Heuer wird zum ersten Mal die eigentliche Musikmesse  mit der Preisveranstaltung des Deutschen Internationalen Pianistenpreises in der Alten Oper eröffnet, über die wir schon gesondert berichtet und die potentiellen Preisträger einzeln vorgestellt haben.

Dann gibt es noch den Preis, den wir als die Seele der Musikmesse bezeichneten, der Musikinstrumentenpreis, wo im jährlichen Wechsel immer 2 Instrumentenarten zur Wahl stehen, die am Freitagspätnachmittag  in der Rotunde der Frankfurter Festhalle mit einer kleinen Feier ausgezeichnet werden. Der Klavierspielerpreis wird nur alle zwei Jahre von den Klavierherstellern direkt auf der Messe verliehen, das nächste Mal dann 2018. Mehr demnächst und hier nicht einmal alle Preise von Musikmesse und Prolight+Sound im Überblick:

    PRG LEA – Live Entertainment Award
    Frankfurter Musikpreis
    Musikmesse International Press Award (MIPA)
    Internationaler Deutscher Pianistenpreis
    Musikeditionspreis Best Edition
    PPVMEDIEN Leser-Awards
    Europäischer SchulmusikPreis 2013
    SchoolJam
    www.drums.de Musik Fach-Award
    Deutscher Musikinstrumentenpreis
    alle zwei Jahre Klavierspielerpreis durch die Pianohersteller, direkt auf der Messe



Foto: (c) LEA-Veranstalter

www.musikmesse.com
www.prolight-sound.com