Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) wünscht schöne Ostern und danach

Hans-Jürgen Schulke und Redaktion

Berlin (Weltexpresso) - Das muß man sich mal vorstellen, daß die deutsche Musikindustrie einen solchen Erguß in die Redaktionen schickt. Nein, wir haben nichts dagegen, aber nehmen dies zum Anlaß, erneut auf eine riesengroße Ungerechtigkeit hinzuweisen, wo was schon lange falsch läuft im Staate, nein, nicht Dänemarks, sondern bei uns.
Blickt man zurück in die 50er, 60er, ja noch 70er Jahre, dann waren die Schulen von Unterrichtsausfällen heimgesucht. Generell. Aber im Speziellen waren es jeweils zwei Fächer, die ausfielen, vor allem, weil sie gleich schon in Randstunden angesiedelt waren: der Sportunterricht und der Musikunterricht! Schauen Sie heute mal genauer hin. Da fällt nur noch der Musikunterricht aus, bzw. wird gar nicht erst angeboten oder nicht mit der im Stundenplan vorgsehenen Anzahl von Unterrichtsstunden erteilt. Warum? Weil sich der Sport - Fußball ist ja nur die äußere Spitze - zu einem Geschäft ausgewachsen hat und zu einem Fach, auf das man nicht verzichten will, weil es Ärger bringt. Damit das nicht mißverstanden wird, wir sind auch für Sportunterricht, aber wir sind auch für Musikunterricht. Und deren Lobby ist gesellschaftlich einfach nicht so lautstark wie es heute Sportverlautbarungen sind. Die Sportvereine sind eine gesellschaftliche Kraft in Deutschland und ihre Vertreter werden auch nicht müde, das zu betonen. Gut so. Aber ein Aufschrei, daß endlich die Musik, das Musikinstrumente erlernen, das gemeinsam Musikmachen als ebensolche Notwendigkeit anerkannt und mit entsprechenden Geldmitteln versehen wird. Dringend! Und nun der DOSB-Ostergruß. Die Redaktion



„Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings belebenden Blick“ – so der berühmte Osterspaziergang in Goethes Faust vor mehr als 200 Jahren. Weniger bekannt sind die Zeilen „Aus der Straßen quetschender Enge sind sie alle ans Licht gebracht“. Dabei sind sie hochaktuell. Kein geringerer als der Personen- und PS-starke ADAC hat sich – man höre und staune – gegen sein eigenes Klientel gestellt. Er fordert alle Automobilisten auf, die fahrbaren Untersätze stehen zu lassen. Aber nicht überall, und vor allem nicht vor den Eingangstoren der Schulen. Dort wird nämlich allmorgendlich ein Autorodeo ausgetragen, bei dem mit immer größer werdenden Limousinen, Vans und Karossen um jeden Zentimeter und jede Sekunde gekämpft wird.
Schließlich geht es um ein hohes Gut – den eigenen Nachwuchs unversehrt wie präsentabel in die Schule zu bringen.

Wenn das wegen Voreiligkeit anderer Eltern nicht gelingt, dann nimmt man kurzer Hand selbige des Zöglings und mobilisiert ihn kämpferisch-entschlossen an das Tor, hinter dem man für das Leben lernt. Derweil bleibt das mitgebrachte Transportmittel stehen, wo gerade kein anderes steht. Das Recht nehmen sich nicht wenige. Mancherorts haben Schülerlotsen resigniert und Hilfsbereitschaft eingestellt, anderswo berichten Schulen ob des Gedrängels von erhöhten Unfallrisiken.

Der ADAC hat sich angesichts dieser nervenzehrenden morgendlichen Staufalle auf sein Kerngeschäft besonnen, eben die Mobilität der Menschen auf deutschen Straßen. Er ruft alle autofahrenden Eltern zum Verzicht des individuellen Schülertransports auf. Er erhält dazu Unterstützung vom Deutschen Kinderhilfswerk und dem Verkehrsclub Deutschland wie auch aus der Ärzteschaft. Denn der Wandel vom Transit zum Transport, nach dem Philosophen Sloterdijk ein wesentliches Charakteristikum unserer Zeit, lässt die Kinder keineswegs unversehrt. Zu wenig körpereigene Motorik schadet Organkraft und mentaler Entwicklung – schon zu Goethes Zeiten konstatierte der berühmte Gymnastiker Guts Muths bei bildungsbeflissenen Stubenhockern „den
sanften Tod“.

Weit aktueller ist das Ergebnis einer bundesweiten Längsschnittstudie, die beim Karlsruher Sportkongress „Wie bringen wir Kinder in Schwung?“ zeigte, dass trotz mancher positiven Befunde die Zahl der motorisch auffälligen Kinder zunimmt. Gleichzeitig klagt das Deutsche Ärzteblatt, dass körperliche Aktivität schon ab sieben Jahren rückläufig sei. Täglicher geselliger Schulgang wäre Soforthilfe. Projekte wie „Aktiver Schulweg“ oder „Walking Bus“ haben das längst bestätigt.

Wie wäre es, wenn ein breites Bündnis sich mit allen Schulen auf zubringerfreie Zonen von tausend Metern einigen könnte? Die Deutsche Sportjugend wäre sicher dabei und könnte ergänzend auf die bewegenden Anschlussangebote ihrer Vereine verweisen. Dort ist die Zahl weiter steigend – sie liegt bei 62% eines Jahrgangs. Ebenso wächst die Zahl der Sport-AGs in den Ganztagsschulen.

Foto: (c) dosb

Info:
Ein anregendes Osterei bietet auch der organisierte Sport mit dem Tag des Wanderns, am 14. Mai kann es überall ausgepackt werden. Eltern, Kinder, Schulen, Vereine sind herzlich eingeladen und erleben von Goethe das Versprechen, das er angesichts zahlloser österlicher Spaziergänger beruft:
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein.
Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!