m netta heute.atEurovision Song Contest in Portugal 2018, Teil 1/

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main vor dem Fernseher (Weltexpresso) - Ich staune immer noch, aber ich habe die gesamte Fernsehübertragung aus Lissabon gesehen, ja davor auch noch das deutsche Vorprogramm aus Hamburg angeschaut, danach den Freudentaumel allerdings nur kurz. Und wie ein Kind beim Arzt muß ich sagen: „Hat gar nicht so wehgetan.“ Aber ein Singwettbewerb ist das mitnichten, es geht nicht um gelungene Kompositionen oder gar einen guten Sänger, sondern schlicht darum, wer die aufregendste Schau macht oder auch die Show, die eine Mehrheit als aufregend empfindet und entsprechend wertet.

Ich gehörte damit zu den über 4 Millionen Zuschauern des Vorprogramms, das Barbara Schöneberger erfrischend direkt, aber sehr lautstark in Gang hielt und zu den über 8, 4 Millionen Zuschauern der Übertragung des Song Contests aus Lissabon, was immerhin dem unteren Normalwert von sonntagabendlichen Tatorten entspricht, was ich viel finde, was aber entgegen den über 14 Millionen, die dabei waren als mit LENA eine deutsche Sängerin gewann, wenig ist. Allerdings war ich damals nicht dabei. Ich kenne das nur von ganz ganz früher.

Von der Übertragung aus Lissabon war ich dann musikalisch schon enttäuscht, weil die Mehrzahl der gesungenen Titel doch eher belanglos waren, bzw. sich immer um wenige Takte drehte, die endlos wiederholt wurden. Daraus ragten dann einzelne empor, wie auch stimmlich und als Bildprogramm die Bewerberin aus Estland, eine Opernsängerin, die nicht nur Spitzentöne brachte, sondern eigentlich die perfekteste Schau vorführte, denn im Takt der Musik wurden auf ihrem Abendkleid nicht nur verschiedene Muster etc. projiziert, sondern – echt stark – ihr Abendkleid uferte – wie gesagt im Takt - nach unten immer weiter aus, so daß sie am Schluß wie auf einem Standbild erschien, über das ihre Garderobe fiel. Ich verfolgte das staunend und immerhin bekam sie bei echten Operntönen sogar insgesamt 245 Punkte, wurde damit Achte des Wettbewerbs.

Diese Sängerin hat uns interessiert, deshalb haben wir noch während der Übertragung über die am 10.November 1991 in Tallin geborene Elina Nechayeva recherchiert und gelesen, daß sie zwar Opernsängerin ist, daß man sich in Estland jedoch nicht traute, eine echte Opernarie zu bringen, weshalb eine sogenannte Crossover-Nummer entstand, die aus Opern- und Popelementen besteht und von ihr stilecht auf Italienisch gesungen wird. Der Titel ihrer stimmlich artistischen Leistung lautet LA FORZA, wobei einem natürlich sofort Verdis DIE MACHT DES SCHICKSALS EINFÄLLT und ist eine Komposition von Mihkel Mattisen und Timo Vendt, die, wie ich nachlas, auch schon 2013 den estnischen Beitrag komponierten. Wie das zusammenhängt damit, daß die Sängerin selbst aus verschiedenen italienischen Opern Melodien zusammensuchte, ist nicht zu entschlüsseln. Nur eins noch: Die Sängerin tNechayeva spricht Italienisch fließend - „ebenso wie Russisch, Englisch, Französisch und natürlich ihre Muttersprache Estnisch.“ Und Deutsch? Eigentlich können alle Opernsänger auch Deutsch, denn das deutsche Opernrepertoire ist nach dem italienischen absolut wichtig, vom Liedgesang abgesehen, wo das Deutsch Pflicht ist.

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Info:

Die ersten Fünf

1. Israel I Netta נטע ברזילי Toy
2. Zypern Eleni Foureira Ελένη Φουρέιρα Fuego
3. Österreich Cesár Sampson Nobody but You
4. Deutschland Michael Schulte You Let Me Walk Alone
5. Italien Ermal Meta & Fabrizio Moro Non mi avete fatto niente