m schonebergerEurovision Song Contest in Portugal 2018, Teil 3/

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main vor dem Fernseher (Weltexpresso) - Politischer als Deutschland hatte Österreich übrigens die Austragung des Grand Prix Eurovision de la Chanson Européenne im Madrid des Jahres 1969 boykottiert; damals herrschte noch Franco und sein faschistischer Unterdrückungsstaat, dem man nicht die Chance der internationalen Aufwertung bieten wollte.

Im Jahr darauf boykottierten mehrere Länder den Sängerstreit, aber aus anderen Gründen, denn so lange es den Wettbewerb gibt, so lange gibt es Kritik an den Modalitäten der Auswahl und der Durchführung mit der Punktevergabe. Das wollen wir nun nicht im einzelnen nachvollziehen, aber es gab Jahre, wo eigentlich der gesamte Wettbewerb am Ende schien. Vor allem in den Jahren nach der Jahrtausendwende wurde die Vergabepraxis der Punkte schwer kritisiert, denn es wurde deutlich, daß die immense Anzahl neuer Länder, vor allem aus Ost- und Südeuropa, mit sich brachte, daß durch Absprachen über die Punktevergaben innerhalb bestimmter Länder die Gewinner manipuliert wurden. Immer wieder wurde deshalb bis heute die Punktevergabe reguliert und neu zusammengestellt. Daß es eine offizielle Jury und dann die Zuschauervoten gibt, klingt ja nur gut, sagt aber nichts aus darüber, wie zum Beispiel die Zuschauervoten in den Ländern organisiert werden. Aber es geht auch um die Auftritte. Was aus dem Liedersingen, dem Chansonvortragen geworden ist, zeigen die heutigen Schaus, dazwischen lagen peinliche Auftritte.

Auch hierbei ist Österreich mutiger und kritischer aufgetreten als andere Länder. Reinhard Scolik, damaliger Programmdirektor des Österreichischen Rundfunks sagte 2006 :
„Mittlerweile ist diese Veranstaltung [...] zu einem Skurrilitäten-Wettbewerb geworden, der für die heimische Musikszene völlig irrelevant ist.“
und auch 2008 verweigerte Österreich die Teilnahme wegen der oben angesprochenen ungleichen Chancen zwischen west- und osteuropäischen Ländern. Erneut wurde 2010 wegen der unübersichtlichen Vergabepraxis die Nichtteilnahme beschlossen. 2015 war Wien dann nach dem absoluten Überraschungserfolg von Conchita Austragungsort für den Song Contest.

Zeit über das für Eingeweihte Einmaleins des heutigen Procederes einschließlich der Bewertungen zu sprechen, die für uns erst mal ein Buch mit sieben Siegeln waren. Aber man lernt hinzu. Es gibt insgesamt 44 Länder, die 2018 teilnahmen, allerdings blieben davon bis zum Samstagabend nur noch 26 übrig. Die übrigen waren in zwei Halbfinalen ausgeschieden. Darunter auch Rußland, darunter auch die Schweiz. Aber nicht alle müssen überhaupt zur Auswahlentscheidung antreten. Es gibt ‚geborene‘ Teilnehmen. Einsichtig ist, daß das Land des letztjährigen Siegers nicht nur den nächsten Song Contest ausrichtet, sondern auch als Teilnehmer gesetzt ist. Das gilt auch für die sogenannten 'Big Five', als da sind Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und das VereinigtesKönigreich.

Der Sieger, bzw. der Platz wird durch Punkteermittlung erzielt. Dabei gibt es grundsätzlich zwei gleichgewichtige Instanzen. Das sind einmal die nationalen Juroren und die Zuschauer, die nach Ländern zusammengefaßt abstimmen. Zu den Jurys gehören interne komplizierte Berechnungen der Einzelvoten der Juroren, auf die wir hier verzichten, und nur von den jeweils 1 bis 8 Punkten sprechen, die verteilt werden dürfen sowie zusätzlichen 10 Punkte. Diese Zahlen werden intern an die Auszählungstelle des Wettbewerbs durchgegeben, der Zuschauer sieht sie auf dem Bildschirm:  nur die weiteren gesonderten 12 Punkte werden dann von einem Jurysprecher des jeweiligen Landes, für Deutschland Barbara Schöneberger (Bild),  fernsehöffentlich auf einen Bewerber, ein Land konzentriert verteilt.
FORTSETZUNG FOLGT

Foto:
Barbara Schöneberger © eurovision.de

Info:
Die ersten Fünf

1. Israel I Netta נטע ברזילי Toy
2. Zypern Eleni Foureira Ελένη Φουρέιρα Fuego
3. Österreich Cesár Sampson Nobody but You
4. Deutschland Michael Schulte You Let Me Walk Alone
5. Italien Ermal Meta & Fabrizio Moro Non mi avete fatto niente