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Kategorie: Musik
CD4„Miss Sax“ Candy Dulfer & Band im Rahmen des Rheingau Musikfestivals in Frankfurt

Eva Mittmann

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Candy Dulfer? Ein Ausnahmetalent! Eine großartige Musikerin, die sich mühelos über die Zeit gerettet hat. Musik hat sie schon immer im Blut, beide Elternteile waren Profimusiker. Ihr Instrument beherrscht sie von kleinauf. Drei Jahrzehnte sind vergangen seit sie damals die Erkennungsmelodie zu dem Film „Lily was here“ gemeinsam mit Dave Stewart von den Eurythmics eingespielt hat. Unvergessen. Gleich anschließend war sie 1990 als Begleitmusikerin von Prince engagiert, der von ihr süffisant lächelnd sagt: „When I need Sax, I call Candy.“

CD6Und da ist sie! Live auf der Bühne des Kongresssaals im Kap Europa. Ein komplett bestuhlter Saal. Wir setzen uns und sind gespannt. Während der ersten drei Titel bleiben alle Zuhörer noch brav auf ihren Stühlen sitzen. Dann wird „Lily was here“ gespielt und eine gewisse Unruhe macht sich breit: Der Wiedererkennungswert zwingt förmlich einen jeden zum Mit-Grooven. Danach „Promises“ , ein Song, der zum Mitklatschen animiert, aber noch nicht wirklich zum Tanzen. Aber dann. „What U do... when the music hits?“ - „Was du machst, wenn Musik dich berührt?“ Und nach mehreren echt marokkanischen „Yallas“ von Candy ist es um das Publikum geschehen: Sie wissen die Antwort, springen auf von ihren Stühlen und tanzen! Einer nach dem anderen. Der ganze Saal in Aufruhr. Sie genießt diesen Triumph. Die Stimmung brodelt. Faszinierend. Von der einen auf die andere Sekunde verwandelt sich der kühle Konzertsaal in einen heißen Dancefloor. Danach ein ruhiger Titel: „Lost and Gone“, der dem fantastischen Gitarristen Ulco Bed Gelegenheit gibt, in einem nicht enden wollenden Solo sein Können unter Beweis zu stellen. Der Sound erinnert an Garry Moore zu seinen Glanzzeiten mit „Still got the Blues“ und hüllt uns in den warmen Sound dieser Liebeshymne ein.
CD1Perfekt auch der Klangteppich dazu, den die Keyboards von Arjen Mooijer und Jordy Kalsvel kreieren. Jung und frisch kommen dagegen beim nächsten Titel, einem Mix aus „Cali Love“ (2Pac-Cover) und „No Diggity“ (Blackstreet-Cover) die beiden Sänger daher: Ivan Peroti „The Voice of Holland 2015“ und der erst 24-jährige Camilo Rodriguez, der mit seiner samtig-zarten Stimme schwerelos auch höchste Höhen erreicht. Manuel Hugas und Nicky Loman liefern dazu an Bass und Schlagzeug das rhythmische Grundgerüst. Nun haben die restlichen Bandmitglieder Pause, denn mit Schlagzeuger Nicky Loman liefert sie sich ein musikalisches Duell im Duett: Sie gibt eine Melodie vor und er muss begleiten; er gibt den Rhythmus vor und sie muss die Melodie ergänzen. Spannend improvisiert. Anschließend folgt eine kurze Ansprache von Candy Dulfer, in der sie auf die Werte eines gelebten Humanismus verweist. Die Kernaussage: „Wir sind uns alle im Grunde viel ähnlicher als verschieden!“

Tosender Beifall. Passend hierzu der nächste Titel: „Together“. Der Saal brodelt. Ausgelassene Partystimmung. Stimmimprovisationen am elektronische Saxophon, die wie eine Voicebox klingen, tun ihr Übriges, um diese Stimmung zu erhalten. Zum guten Schluss „Pick up the pieces“, ein wunderbarer Titel der Average White Band.

CD5Und plötzlich steigt sie die Treppe zur Bühne hinab und mischt sich unter das tanzende Publikum, bleibt nach drei, vier Schritten immer wieder mal stehen, um den Genuss perfekt zu machen. Ein gelungener Schluss. Doch das Publikum gibt keine Ruhe. Nicht enden wollende standing ovations.

Zur Zugabe dann erscheint Diva Candy mit köstlich humorvoller Ansage: „Vielen Dank, dass Sie uns zurückgerufen haben; wir hätten ansonsten nicht gewusst, was wir tun sollen. Die Shoppingmall hat ja bereits geschlossen. Das Thema des Songs ist sehr persönlich. Ich denke Tag und Nacht daran, 24 Stunden: Sax!“
In der Ankündigung ihres Auftritts zum RMF hieß es: „Gemeinsam mit ihrer 7-köpfigen Band wird sie das Kap Europa mit schweißtreibenden, laszivlässigem Funk zum Kochen bringen – stillsitzen zwecklos!“

Stimmt genau.
Bis auf eines: Es war nicht nur laszivlässiger Funk, sondern crossover Weltmusik. Die hat uns alle erreicht und mitten ins Herz getroffen. Danke!

Fotos:
© Eva Mittmann

Info:
Konzert am 12.7.2018 im Kongresshaus Kap Europa, Frankfurt