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Kategorie: Musik
m EsaTapaniDozentenkonzert mit Kammermusik-Raritäten für Horn, Klavier und Violine Werke von Czerny, Frøhlich, Brahms, Takemitsu und Arnold am 24. Oktober in der HfMDK

Felicitas Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Auf ein Kammermusikkonzert der ganz besonderen Art dürfen sich die Besucher am 24. Oktober in der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main (HfMDK) freuen. Zum einen ist es das Programm des Konzertabends, das hellhörig werden lässt: vom Hornklavier-Duo von Carl Czerny (1791- 1857), über das Horntrio op. 40 von Johannes Brahms (1833-1897) bis hin zum Hornnonett von Johannes Frederik Frøhlich (1806-1860) – sind diese Genres innerhalb der klassischen Kammermusikliteratur doch eher selten.

Zum anderen ist es die Tatsache, dass der Initiator des Konzertes, der Hornist Esa Tapani, an diesem Abend bei drei Kompositionen nicht zur Originalbesetzung, dem Naturhorn, sondern bewusst zum modernen Ventil- bzw. Waldhorn greifen wird: „In allen diesen Stücken kann man die Schönheit des Naturhornklanges heraushören. Ich bin mir sicher, dass ich als Künstler diese Stücke mit einem Naturhorn nicht anders spielen würde. Musikalische Ideen sind nicht an Instrumente gebunden. Ja, es ist wichtig die Geschichte und den Stil zu kennen, aber es ist genauso wichtig, einen lebendigen Kontakt zur Musik herzustellen.

Nikolaus Harnoncourt sagte dazu: ‚Es gibt einen fabelhaften Musiker, der nichts weiß, der alle Triller von unten macht und der keine Ahnung von all diesem Wissenspaket der Aufführungspraxis hat. Und der spielt ein berühmtes Werk von Bach, aber er ist ein Künstler durch und durch. Das wird mich faszinieren. Dann gibt es den anderen, der macht alles richtig, erfüllt alle Voraussetzungen, die man wissen muss, sogar die, die ganz unsicher sind, und hat den Musenkuss aber nicht. Ich kann nicht sagen, dass er etwas falsch macht, ich kann ihm überhaupt nichts vorwerfen, und trotzdem ist das Ganze nichts wert, langweilig, uninteressant, er vermittelt die Kunst gar nicht.‘“

Dass die Besucher durchaus auf den Musenkuss hoffen dürfen, dafür steht die hochkarätige Besetzung: Esa Tapani (Horn), Oliver Kern (Klavier) und Erik Schumann (Violine) – alle drei renommierte Solisten und hoch erfahrene Kammermusiker sowie Professoren der HfMDK, stimmgewaltig unterstützt im Nonett von den Studierenden der Hornklasse Esa Tapanis.

Esa Tapani,
Horn Oliver Kern,
Klavier Erik Schumann, Violine

Mittwoch, 24. Oktober 2018, Großer Saal der HfMDK
Eschersheimer Landstr. 29-39, 60322 Frankfurt am Main


Zum Konzertauftakt erklingt Czernys Andante e Polacca, eines von insgesamt drei Stücken, die der Komponist für Horn und Klavier geschrieben hat, und das nur sehr selten auf den Konzertpodien zu hören ist. Wie zahlreiche andere Komponisten (u. a. Brahms und Mendelssohn) schrieb auch Czerny weiter für das Naturhorn, selbst nachdem sich das Ventilhorn fast überall in Europa durchgesetzt hatte. Dabei kannte er die Technik des Hornspielens hervorragend – nicht zuletzt durch seine enge Zusammenarbeit mit dem berühmten Hornvirtuosen Rudolph Levy, der als erster Solist das Ventilhorn benutzt hat. In Czernys Komposition aus dem Jahr 1848 kann der Hörer sowohl extrem tiefe als auch hohe Klangeffekte erleben, in der Art, wie sie Weber in seinem berühmten Concertino op. 45 (ebenso eine Polacca) verwendet hatte. Der Klavierpart beeindruckt insbesondere durch seine ausgesprochene Virtuosität

Johannes Frederik Frøhlich (1806-60) war ein dänischer Komponist, der am Royal Theater in Kopenhagen dirigiert hat. Er schrieb Werke für Orchester und einige Kammermusikstücke, besonders für sein Instrument, die Flöte. Offensichtlich mochte er auch den Klang des Horns, seine einzige Sinfonie lässt er mit einem Hornsolo beginnen. Das Nonett kombiniert Hörner in vielen verschiedenen Stimmungen, so dass es eine gefällige schnelle Modulation möglich macht. Frøhlich muss die Pariser Hornschule gekannt haben, die die gleiche Schreibweise für Naturhörner benutzte.

Einer der Höhepunkte des Konzertes wird sicher – zumindest für Esa Tapani – das Horntrio von Johannes Brahms (1833-1897) sein: „Zu meinem Geburtstag schenke ich mir das Brahms-Trio mit tollen Kollegen‘“, verrät der Hornist begeistert.

Zu den Instrumenten, die Brahms als Kind in Hamburg erlernt hatte, gehörte neben Klavier und Cello auch das Horn; speziell seine Mutter soll sein Hornspiel geliebt haben, was den biographischen Zusammenhang zwischen dem Tod der Mutter und dem Adagio des Trios stützen könnte.

Insgesamt besticht die viersätzige Komposition durch den harmonischen Gegensatz zwischen dem strahlenden Es-Dur und seinem düsteren Gegenpart es-moll – zunächst im halbidyllischen, halbdämoni- schen Kopfsatz, dann im unruhigen Scherzo und Trio und vor allem im wehmütig poetischen Adagio, als emotionalem Mittelpunkt des Werkes, bevor es im ausgelassen-volksliedhaften Finale verklingt.

Toru Takemitsu (1930-1996) ist einer der bekanntesten Komponisten Japans. Er verbindet orientalische und westliche Musikelemente miteinander. „Im Stück Paths (Pfade, Wege) für Trompete Solo höre ich deutlich Einflüsse aus dem Jazz heraus. Der schwedische Posaunist Christian Lindberg hat mir erzählt, dass Toro Takemitsu großer Jazzfan war und auch einige Arrangements für Big Band geschrieben hatte, die allerdings nie veröffentlicht wurden. Takemitsu hatte einen Auftrag für ein Hornkonzert angenommen, das er aber leider durch seinen frühen Tod nicht mehr fertigstellen konnte. Ich bin sehr traurig darüber, dass er keine Werke für Horn Solo oder Kammermusik geschrieben hat. Einmal saß ich in der Jury eines Trompeten-Wettbewerbs, in dem mehrere Teilnehmer Paths spielten. Die meisten Instrumentalisten hatten mit den vielen Dämpferwechseln Probleme. Ich dachte mir: Das ist ein perfektes Stück für Horn. Wir haben kein Hornkonzert von Takemitsu bekommen, aber wir teilen Paths gerne mit den Trompetern“, freut sich Tapani.

Soviel ist gewiss: Die Besucher werden ein ebenso stimmungs- wie anspruchsvolles Konzertprogramm erleben – mit kammermusikalischen Raritäten in noch selteneren kammermusikalischen Besetzungen.

Foto:
Esa Tapani
© HfMDK

Info:
Eintritt: 8 Euro (ermäßigt 6 Euro) oder online: 6 Euro (ermäßigt 4 Euro) zzgl. Onlinegebühren online ab einer Woche vor Veranstaltungsbeginn unter der jeweiligen Veranstaltung auf der HfMDK-Website www.hfmdk-frankfurt.info/ (der Onlineverkauf wird am Tag der Veranstaltung, bei Wochenendveranstaltungen freitags, um 13 Uhr geschlossen)