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Kategorie: Musik
Bildschirmfoto 2019 04 08 um 02.50.47Verleihung des Deutschen Musikinstrumentpreises (DMIP) 2019 auf der Frankfurter Musikmesse, Teil 2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Meine Güte, so viele Worte, wo doch das Schöne der Preisverleihung in der Musik liegt, die mit den prämierten Instrumenten gespielt wird – und auch in der Freude der Preisträger und am allermeisten im Glück derer, die die Instrumente spielen und uns die ausgesuchte Musik ins Ohr träufeln. Doch, an diesem Tag ist das der richtige Ausdruck.

Wir fassen die vielen technischen Informationen zu den ausgezeichneten Instrumenten zusammen. Ist schon interessant, daß die Stahlsaitengitarre erstmals 1996 prämiert wurde und ebenfalls im Jahr 2008, wo beide Male acht Bewerbungen eingingen, während es in diesem Jahr 10 Instrumente waren. Und auch über die Firmen der ausgewählten Instrumente hörte man Aufschlußreiches, wir aber warten auf Martin Feske, der mit der Begleitung von Nico Brandenburg am Kontrabaß die Siegergitarre von David Jünger spielt.

Was spielt er? Vergessen, etwas Jazziges, denn wir hören intensiv dem Klang zu. Heute wird die Gitarre nicht als Stimme genutzt, wie es einzigartig Wolf Biermann macht, heute wird sie zum Klangkörper, der einen samtig-weichen Wohlfühlklang erzeugt, der sich zart-schmeichelnd unter die Haut schleicht. Der Ton ist von vollendet brillanter Prägnanz. Es herrscht eine ausgewogene Klangfärbung von Höhen und Bässen als auch der Dynamik.

Das ist unser Eindruck. Martin Feske sagt erst einmal – auf die Frage, was denn das Besondere an dieser Gitarre sein - zu unserer Überraschung, er kenne diese Gitarre gerade mal zwei Stunden. Dabei schien es, als sei er mit ihr aufgewachsen. Ja, den Eindruck kann er verstehen, äußert er sich weiter, denn daß man sich mit einer neuen, einer anderen Gitarre so schnell so wohlfühlt, sei äußerst selten und ihm so auch noch nicht untergekommen. Das ist übrigens wirklich so. Wir durften sie auch in die Hand nehmen und probieren. Das ist ja wichtig, daß auch die ‚normalen‘ Leute sich an solche Instrumente herantrauen. Schließlich ist ein Wettbewerbsanteil, daß das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen muß, was ja auch heißt, daß ein fortgeschrittener Spieler sich so eine Gitarre leisten können muß. Wohl mit 4 000 Euro ist er dabei.

Und dann kam die b-Trompete (Perinet-Ventil) dran, die – ungewöhnlich – zwei Preisträger hat, was sich dadurch erklärt, daß der Wettbewerb mit seinen unterschiedlichen Anforderungen in Punkten vergeben wird und wenn am Schluß die Punktezahl von zweien gleich ist, gibt es eben zwei Sieger.

Der Deutsche Musikinstrumentenpreis 2019 für b-Trompete (Perinet-Ventil) geht gleichwertig an die Firmen

Buffet Crampon Deutschland GmbH
Isaak-Eschenbach-Platz 1
08258 Markneukirchenfür das Instrument: b-Trompete MBX „Heritage“ und

Kühnl & Hoyer Musikinstrumentenfabrik GmbH
Neue Straße 27
91459 Markt Erlbach für das Instrument: b-Trompete Topline G.

Schon interessant, wenn man dann hört, welches Instrument aus welchen Gründen die Punkte bekam: gefühlte Klangfarben, kräftiges Klangvolumen, leichte Spielbarkeit, ausgeglichene Ventile sowie Ventilzubehör. Das erwähnte Preis-Leistungsverhältnis, gelungene Optik und das, was man die Ansprache nennt, was also wie unser Ohr erreicht.

Auch wurden beide Instrumentenbauer ausführlich vorgestellt, die sich auch jeweils ihre Preise auf der Bühne abholten, was die Bilder zeigen. Doch, Entschuldigung, aber so ist es, alle warten schon auf das Spielen. Und das wurde unter der Hand eine regelrechte Jams-Session. Es begann ‚ordentlich‘ mit Jan Schneider, am Klavier begleitet von Lars Duppler. Schön. Und sehr harmonisch. Kein Wunder, später erzählt Jan Schneider, seit 15 Jahren mit der Trompete unterwegs, daß er sein Instrument schon seit eineinhalb Jahren spielt. Er hatte es in München kennengelernt, gespielt und nicht mehr aus der Hand gegeben. So etwas gäbe es. Ein Instrument wie angegossen für ihn. Und was sagt er: „Es spielt sich von alleine, man muß nur noch durchpusten.“ Das ist ein Wort!

Das ist bei der zweiten Preistrompete ganz anders. Joo Kraus stellt sie, die für ihn neu ist, vor und beurteilt sie umgehend als leicht im Spiel, gerade zu „flussig“ verstehen wir, was ja nicht flüssig ist oder doch?, denn fluppig wäre doch das Gegenteil und flippig sicher auch nicht richtig. Viel wichtiger ist das Spielen, bei dem er von – war es Sebastian Steinhardt – am Klavier und einem weiteren Instrument begleitet wurde .

Und dann kam der Höhepunkt. Ein Geschenk für die Zuhörer und die Interpreten. Denn Joo Kraus, der schon zum Musikmachen bemerkt hatte: " Beim Jazz ist es meistens so, dass man dem Spaß folgt", weshalb er beim Vorspiel das Trio gewählt hatte, setzte nun eins drauf und motivierte alle fünf anwesenden Musiker zu einer Jam-Session. Das war wie beim Nachtmittagstee oder dem Aperitif in gehobener Umgebung, die fünf legten Los, wobei die zwei Trompeten schon mal die Vorreiter spielten, will sagen, Joo Kraus voranging, aber Martin Feske zum Duo zwang.

Die Gitarre mußte sich erst einmal behaupten, denn der Kontrabaß ist schon da, wenn sie einsetzt und das Klavier gibt den umfassenden Sound. Aber noch mal zurück, denn es ging ja um die prämierte Trompete. Und zu der sagen wir: Ein intensives Klangerlebnis wie ein klarer Bergkristall in äußerster Perfektion vom pianissimo bis forte. Vor allem die leisen Töne bleiben nachhaltig im poetischen Gedächtnis haften.

Jetzt verstehen Sie, warum wir uns direkt mit dem letzten Ton schon auf das nächste Jahr freuen.

Fotos:
© Redaktion

Info:
Für den Deutschen Musikinstrumentenpreis 2020 wurden die Instrumente
Kontrabass (5-saitig)
A-Klarinette (deutsches System)
aus den Produktgruppen Streichinstrumente und Holzblasinstrumente festgelegt.
Wer am Wettbewerb um den Deutschen Musikinstrumentenpreis 2020 teilnehmen will, muss die schriftliche Anmeldung gemäß dem als Anlage beigefügten Muster bis zum 26. April 2019 an das
– Institut für Musikinstrumentenbau e. V.
Zwota
Klingenthaler Straße 42
08267 Klingenthal schicken.