wpo hellomatic 1919Die Fuldaer Band Hell-O-Matic lud zur öffentlichen Probe

Hanswerner Kruse

Fulda (Weltexpresso) - Zur  öffentlichen Probe lud Hell-O-Matic in den dunklen Fuldaer Kulturkeller, während oben Mark Forster in der Abendsonne fröhlich den Uniplatz rockte. Es ist so, als käme man zum unterirdischen Konzert geradewegs in die Hölle: Mit wilder Kriegsbemalung inszeniert die Fuldaer Gruppe Hell-O-Matic im künstlichen Dauernebel, farbigen Licht und dröhnenden Stakkatoklängen einen tanzbaren Albtraum.
 
„Ladies and Gentlemen I give you famous creatures“, röhrt  Sänger Thomas van der Scheck (TvdS) und lässt in seinen grimmigen, durchweg englischen Texten Dämonen, Kannibalen oder Amokläufer erscheinen. Die Schau wirkt so, als zerrte die Band "das Schicksal der im Zivilisationprozess verdrängten und entstellten menschlichen Instinkte und Leidenschaften" (wie es in Horkheimer/Adornos "Dialektuik der Aufklärung heißt) gnadenlos ins  Licht.

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Auch wenn sich der Frontmann und die Sängerin SINtana einmal poppig aufbrezeln und den alten Song „Pop Muzik“ darbieten, ist das mitnichten Populärmusik: „Wir machen keine massenkompatible Feuerzeugmusik“, erklärt TvdS dem weltexpresso, „aber in jedem Konzert bringen wir ein, zwei Stücke, die uns früher stark beeinflussten.“ Die vor fünf Jahren von ihm kreierte Band ist erheblich professioneller, der Sound voluminöser geworden, nachdem alle Instrumentalisten wechselten. Im Zwiegesang oder musikalischem Gefecht mit TvdS bringt die neu dazu gekommene SINtana stark aggressiv-erotische Affekte ins Spiel. 

Ja, das Spiel: die Musiker sind eigentlich freundliche Menschen. Wenn sie sich für den Auftritt lange schminken und verkleiden (lassen), macht das den theatralischen Charakter ihrer Darbietungen deutlich: Sie nehmen sich nicht so ernst wie andere Gruppen und zelebrieren das Böse augenzwinkernd. Jedoch verwandeln sie sich auch wirklich durch ihre Maskeraden, erkunden im Spiel zwischen Realität und Wahn eigene Abgründe.

Hell-O-Matic präsentiert Songs der zweiten CD, die im Herbst erscheinen wird, darunter auch die bereits veröffentliche Single „The Devil Makes Three“ und Stücke ihrer Dämonenserie. Wie im Märchen ist TvdS der schwarzhaarige Böse, übrigens im guten Kontakt mit dem Publikum, während SINtana gelegentlich wie eine helle Lichtgestalt wirkt. Aber meistens gibt sie theatralisch das Luder, ebenso wie Bassist HiGo13 und Gitarrist TIMzerO die wilden Kerle. Eher im Hintergrund bleiben dagegen Keyboarder The Lorz und Schlagzeuger Phill Thrill.

Nachdem die Band in alter Besetzung mit ihrem Scary Metal in der Szene erfolgreich wurde und sogar in Wacken dabei war, spielt sie mittlerweile stärker genreübergreifend: betont die rockigen und düsteren metallischen Elemente. TvdS kehrt damit - auf hohem Niveau - wieder zu seinen Ursprüngen zurück, als er in der Gothic-Gruppe Cancer Barrack mitwirkte.

Er freut sich gewaltig auf das Festival „Wave Gotik Treffen“ (WGT) am 10. Juni in Leipzig, für das dieser Auftritt die Probe war: „Wacken war ja ok“, meint er im Gespräch, „aber das WGT war immer ein Traum von mir.“ Als der Sänger und Gitarrist Hell-O-Matic gründete, war er bereits ein erfolgreicher Fotograf, der mit seinen Models Bildnisse menschlicher Abgründe inszenierte. Nun ist die Band quasi die Fortsetzung seiner Fotografie mit musikalischen Mitteln.

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FOTOS
(c) Hanswerner Kruse

INFO
Hell-O-Matic im Leipziger Felsenkeller am 10. Juni um 16:30 Uhr