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Kategorie: Musik
wpo temeperamentos 2618"Los Temperamentos" mit Latin Barock im Stadtschloss

Hanswerner Kruse

Fulda (weltexpresso) - Im Anschluss an den Empfang durch einige Politiker im Fuldaer Stadtschloss eröffnete das Ensemble „Temperamentos“ mit einem ungewöhnlichen Konzert den Kultursommer 2019 der Kreise Fulda/Main-Kinzig.
Leise huschen einige Musikerinnen mit ihren Instrumenten auf die Bühne... ...im Saal tauchen drei Instrumentalisten auf, blasen eine Flöte, schlagen das Tamburin, zupfen auf einer Gitarre und locken zuletzt einander mit barocken Klängen zur Bühne. Dort lässt eine Musikerin zum Ciaccona (einem alten Tanz) des Trios ihr Spinett erklingen. Unmerklich geht diese Komposition in eine andere Barocksonate über, die Streicherinnen und der Cellist steigen ein.

Nach den konzertanten europäischen Werken des 17. und 18. Jahrhunderts stimmt die großartige Sängerin Swantje Trams Freier, jeweils auf Spanisch, derbe lateinamerikanische Kneipensongs an. Doch sie bringt auch ein trauriges Marienlied zu Gehör und singt schließlich erotische Weisen: „Guaitinage mein Häschen / Guatinaje leg mich in dein Nest...“

Die Klänge des Septetts changieren zwischen anspruchsvoller Konzertmusik - ohne pathetische Feierlichkeit - bis hin zu stark rhythmischen lateinamerikanischen Volksstücken. Der Höhepunkt des Abends sind wilde Tarantellas, mit denen einst im Süden Italiens die Musikanten von Spinnen gebissene Menschen so lange zum Tanzen brachten, bis das Gift aus deren Körper getrieben war.

wpo temeperamentos 2615Zwischen populären und konzertanten Melodien gibt es spannende Übergänge und rasante Tempiwechsel. Behutsame Töne wechseln mit feurigen Klängen. Leidenschaftliche Gesänge werden gelegentlich vom übrigen Ensemble chorisch begleitet. Unterschiedliches fügt sich durch die virtuose und spielfreudige Gruppe zu einem dichten, in sich stimmigen Konzert. Die Musikerinnen und Musiker, aus diversen Ländern der Erde, machen ihrem portugiesischen Namen „Temperamentos“ (Temperamente) alle Ehre. Kunstvoll drücken sie aus, was vorher Politiker beim Empfang erklärten:

Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld meinte, Kultur mache den Alltag lebenswert und gerade das Eröffnungskonzert sei ein „Ansporn, neue Wege zu gehen.“ Trotz eines „kleinen Werbeblocks für die urbane Kultur“ Fuldas“, lobte er die Vielfältigkeit der Veranstaltungen auch im ländlichen Raum und die Beteiligung zahlreicher Initiativen. Landrat Bernd Woide betonte ebenfalls, dass im Kultursommer die Region stärkere Akzente setzen könne und die Förderung nicht möglich sei ohne die zahlreichen Unterstützer vor Ort.

Nicole Schlabach (Sparkassen Kulturstiftung) freute sich in ihrer humorvollen Rede über die zahlreichen Jubiläen in diesem Jahr: von der 1275-Jahrfeier Fuldas bis zum 20. Geburtstag des Kultursommers. Für dessen Veranstaltungen sei meist ein trockener Sommer, im Gegensatz zu anderen Bereichen, sehr wichtig. Selbst die Fuldaer Bahn trüge dazu bei, hier oft etwas länger zu verweilen...

Matthias Schmitt, zuständig für Kultur im Main-Kinzig-Kreis, konnte krankheitsbedingt nicht kommen und ließ seine Rede verlesen. Darin versprach er auch in schwierigen Zeiten eine „Garantie für die Kultur jenseits der Metropolen.“ Über 377.000 Menschen hätten in den letzten 20 Jahren 1.137 Veranstaltungen besucht, deshalb könne man heute auf die nächsten 20 Jahre anstoßen!

Fotos:
(c) Hanswerner Kruse

Info:
Alle Infos unter https://www.kultursommer-hessen.de