kir Zauberfloete 038 David NuglischDas Festspiel der Deutschen Sprache brachte Mozart „Zauberflöte“ in Bad Lauchstädt

Kirsten Liese

Bad Lauchstädt (Weltexpresso) - Was wurde dieses Singspiel schon mit allerlei Zutaten und absurden Regie-Einfällen zur Unkenntlichkeit entstellt. Fast hatte man schon die Hoffnung aufgegeben, es würde noch einmal ein Regisseur dieses Stück von der Musik her entwickeln. Aber dank der Initiative von Edda Moser, einst selbst eine „Königin der Nacht“ par excellence, gelang nun innerhalb ihres Festspiels der Deutschen Sprache doch ein solches Wunder in Kooperation mit der Oper Leipzig und dem Thüringer Landesmusikarchiv an der Hochschule „Franz Liszt“ Weimar  in dem bezaubernden Goethe-Theater in Bad Lauchstädt.

Sieben Jahre hat es gebraucht, die  Bundesmittel für diese ambitionierte Produktion zu erkämpfen, die auch in den kommenden vier Jahren des Festspiels in weiteren Aufführungen zu sehen sein wird. Und um es gleich zu sagen: Der lange Atem hat sich gelohnt! Zumal die „Zauberflöte“  in einer kaum bekannten Textfassung geboten wurde, die sich dem besonderen Ort verpflichtet: Sowohl für die Uraufführung der „Zauberflöte“ am Weimarer Hoftheater als auch für die Aufführung in Bad Lauchstädt erstellte Goethe eine Fassung, die sich an der Bearbeitung von Schikaneders Libretto durch seinen Schwager Christian August Vulpius orientiert. Sie reicht mit einigen Ausschweifungen nicht an Schikaneders gemeinhin bekannte Fassung heran,  aber sie an diesem speziellen Ort einmal zu erleben, machte durchaus Sinn.

Dank der ganz dem Stück verpflichteten, lebendigen, großartigen Personenregie von Igor Folwill, historischen Bühnenprospekten, von denen besonders einer mit pittoreskem Pavillon auf Carl Friedrich Schinkels Entwürfe referiert, und schönen, das Märchenhafte nicht verleugnenden Kostümen, gelang eine ansprechende, gleichermaßen poetische und pittoreske Produktion, die ohne Gegenwartsbezüge nicht im Mindesten altmodisch, verstaubt oder museal wirkte.

Noch dazu bewegte sich die Aufführung mit dem auf historischen Instrumenten musizierenden Orchester l‘arte del mondo unter der Leitung von Werner Ehrhardt auf hohem Niveau. Dies vor allem dank sagenhaften Entdeckungen vorzüglicher, international noch kaum bekannter Sängerinnen und Sänger, die so manche Berühmtheiten in den Schatten stellten.  Die diffizile Koloraturpartie der Königin der Nacht meisterte Guilia Montanari intonationssicher, hell und strahlend bis in die gefürchteten dreigestrichenen hohen F’s hinauf. Mit den hohen Qualitätsansprüchen einer Elisabeth Schwarzkopf sang Anke Krabbe ihre Pamina,  zärtlich und mit lyrisch schönen Kopfstimmtönen. Einen vorzüglichen Papageno gab der stimmstarke, mit komödiantischem Talent, Charme und Schalk gesegnete Bariton Florian Götz. Ebenso erschien Sava Vemic als ein Sarastro wie aus dem Bilderbuch,  ganz in Gold gewandet, mit Riesensonne auf der Brust, mächtig in der Stimme und vollkommen im Wohllaut seines Baritons wie einst ein Martti Talvela oder Josef Greindl.  Taejun Sun stellte sowohl äußerlich wie auch dank lyrischer Feingaben einen sensiblen, vornehmen Tamino hin. Musik, Bühnenästhetik, Ausstattung und Spiel: Alles wirkte organisch. So soll es sein!

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© David Nuglisch