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Kategorie: Musik

Kein Wagner, kein Verdi zur Sommerproduktion der Frankfurter Kammeroper

 

Felicitas Schubert und Klaus Hagert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Die Kammeroper Frankfurt, die unter der Leitung von Rainer Pudenz, zu einer hiesigen Institution wurde, weil sie originell bis – manchmal – über die Geschmacksgrenze hinaus, aus 'alten' Opern heutige Geschichten macht, hat am Samstag, 13. Juli, ihre Sommerpremiere im nun schon angestammten herrlichen Palmengarten mit Bizets Klassiker.

 

 

Nein, Rainer Pudenz ist keiner, der sich dranhängt an die 200 Jahre Jubiläen von Wagner und Verdi und setzt als Akzent auf die neben AIDA und ZAUBERFLÖTE meistgespielte Oper der Welt: CARMEN von Georges Bizet. Aber nicht die Popularität wird ihm als Künstlerischer Leiter und Regisseur das Wichtige sein, sondern die Möglichkeit des exzessiven Ausspielens der Charaktere, die die Handlung vorgibt und die in der Musik ihre leidenschaftliche Entsprechung finden.

 

Und so sieht es die Kammeroper selber: „Begehren, Hingabe, Freiheitswille, ein Mord und jede Menge Ohrwürmer - die Kammeroper entfacht spanische Glut im schattigen Grün des Palmengarten mit dem berühmtesten Dreiecksdrama der Operngeschichte: Bizets Carmen. Die Uraufführung 1875 in Paris machte Skandal: eine scheinbar alltägliche Geschichte, dazu eine höchst unmoralische Heldin! Doch bald eroberte Bizets Reißer die Bühnen der Welt. In einer Stierkampfarena treffen die Leidenschaften mit elementarer Wucht, aber auch mit Komik aufeinander. Der große Friedrich Nietzsche hätte seine Freude an diesem vitalen Spiel gehabt, denn er schrieb: „Ich werde ein besserer Mensch, wenn mir dieser Bizet zuredet. Keine Senta-Sentimentalität! Sondern die Liebe als Fatum, zynisch, unschuldig, grausam.“

 

Ha, wußten wir es doch, daß der Anti-Wagner da noch irgendwo durchscheinen muß. Dabei ist auch der Fliegende Holländer eine schöne romantische Oper – und kurz dazu.

 

Wir auf jeden Fall sind auch auf diese Produktion gespannt, denn einerseits gibt es kaum eine bekanntere weibliche Opernfigur als diese Teufelsdame namens CARMEN, andererseits ist diese spanische Geschichte aus Sevilla zu Beginn des 19. Jahrhunderts von einer Struktur, nämlich einer - mindestens - Dreieckbeziehung, die seit der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies zu den Grundkonflikten von Liebe, Leidenschaft und Loslassen gehört. „Und bist Du nicht willig...“, ja,ja, das ist aus einem anderen Theater.

 

Auf jeden Fall hat Prosper Mérimée die CARMEN 1845 zur Novelle gestaltet, die Bizet 1872 als Auftragsarbeit der Opéra-Comic in Paris erhielt, wobei die beiden Librettisten die Rahmenhandlung, in der nämlich der Autor den zum Tode verurteilten Josè in seiner Gefängniszelle besucht und dieser ihm alles erzählt, zu einer direkten Geschichte auf der Opernbühne machten. Gut so. Der arme Komponist den Welterfolg seiner Oper nicht mehr erleben, denn nachdem diese am 3. März 1875 in Paris uraufgeführt wurde, starb er schon genau drei Monate später am 3. Juni. Wieso der HISPANISMO im 19. Jahrhundert in Europa so erblühte und warum ausgerechnet eine spanische Zigeunerin zum Urbild weiblicher Instinkthaftigkeit und auch Wahrhaftigkeit wurde, bleibt eine spannende Frage, die korrespondiert damit, daß jede Generation und auch jede Regisseurgeneration der Carmen je eigene Züge verleiht: mal ist sie ein Ausbund an Folklore, mal die Dirne aus dem Volk mit nackten Füßen. Wir auf jeden Fall sind auf die Frankfurter Fassung gespannt.

 

 

 

INFO:

 

Carmen

Georges Bizet

Oper in 4 Akten

Libretto von Henri Meilhac und Ludovic Halévy

in deutscher Sprache, Übersetzung von Anke-Eva Blumenthal und Stanislav Rosenberg

 

Premiere 13. Juli, Vorstellungen am 17.,19.,20.,24.,26.,27.,28.,31. Juli bis 11. August

Beginn: jeweils 19.30 Uhr

Bei Regen findet die Aufführung konzertant statt

 

www.kammeroper-frankfurt.de