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Kategorie: Musik
P1020062Die Fokus-Künstler Julia Fischer und Jan Lisiecki im Fürst Metternich Konzertkubus (RMF)

Eva Mittmann

Wiesbaden (Weltexpresso) - Es ist schon ein besonderer Moment, wenn ein Konzert zwei Ausnahmetalente gleichzeitig auf sich vereint! Diesmal haben sich nämlich hier gleich zwei Virtuosen der Extraklasse zusammengefunden: Die Fokus-Künstlerin Julia Fischer (Violine) und der Fokuskünstler Jan Lisiecki (Klavier). Wolfgang Stähr merkte es bereits allzu treffend in seinem Textbeitrag zum Programmheft des Konzerts an: „Erste holen Erste“ und dieses Zitat, „angelehnt an ein wunderbares Bonmot über Intendanten und deren Personalpolitik“ ist hier vollkommen zutreffend und sollte sich noch im Laufe des Abends bewahrheiten.
P1020035In der Tat ist es überaus passend formuliert und trifft bezeichnenderweise auf die Relation der Fokuskünstler und deren ausgewählte Komponisten gleichermaßen und vice versa zu. Bereits zur Zeit Beethovens konnten nämlich Klavier und Violine gleichberechtigt nebeneinander bestehen. Festival-Intendant Michael Hermann (im Foto rechts) drückt es zu Beginn des Konzerts so aus: Geige und Klavier prallen somit „wie zwei hochmotivierte und tatendurstige Akteure aufeinander“. Dieser Eindruck wird im Laufe des Abends ohne Zweifel bestätigt. Zudem erklärt er, dass Julia Fischer im Vorfeld erklärt habe: "Wenn mich soviele Leute hören wollen, dann komme ich eben zweimal." So sollte es sein, denn sie hatte ihren ersten Auftritt bereits im Jahr 2000 und seit jeher eine große Fangemeinde, was die bis auf den letzten Platz ausverkaufte Halle mit 854(!) zumindest zur Hälfte erklärt, denn die andere Hälfte der Besucherzahl gilt sicherlich dem Ausnahmetalent Jan Lisiecki.

P1020074Doch nun wird es Zeit einzutauchen in die furiose Atmosphäre von Beethovens „Sonate für Klavier und Violine Nr.3 Es-Dur Es-Dur op. 12 Nr. 3 in drei Sätzen. Wir verstehen recht bald, was der Autor Wolfgang Stähr im Beiheft zum Konzert meint, wenn er schreibt: „Die Geige und das Klavier prallen geradezu wie zwei hochmotivierte und tatendurstige Akteure aufeinander... wetteifern spielerisch um die Vorherrschaft, sie überrumpeln sich gegenseitig, fallen sich ins Wort oder fahren einander in die Parade.“ Treffender könnte man das fantastische Klangduell dieser beiden Protagonisten nicht beschreiben! Ein wahrer Hörgenuss als auch ein absoluter Augenschmaus! Man möchte vor Hochspannung die Luft anhalten.

P1020124Auf diesen grandiosen Einstieg folgen die Sonaten von Franz Schubert (1797-1828) und Robert Schumann (1810-1856), die auf ebenso hohem Energie-Level vorgetragen werden. Ein nicht enden wollender Schlussapplaus ist die unausweichliche Konsequenz. Es  erfordert anschließend allerdings gleich noch zwei weitere Zugaben und da sich das Publikum nun immer nicht beruhigen möchte, kommt noch ein extra Schmankerl obendrauf: Nämlich die vierhändig mit Bravour vorgetragene Version von „AllaTurca“ (W.A. Mozart) am Klavier. Es folgt ein nicht enden wollender Applaus und schließlich und endlich „Standing Ovations“.

In der Konzertankündigung des RMF hieß es treffend: „Beide zeichnet eine schier endlose Hingabe zur Musik aus“. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Fotos:
©: Eva Mittmann & Michael Dellermann

Info: Mittwoch 20.7.22, 19 Uhr, Schloss Johannisberg, Fürst von Metternich Kubus,
         Fokus: Julia Fischer & Jan Lisiecki

https://www.deutschegrammophon.com/de/kuenstler/jan-lisiecki/live-termine/20-07-2022-schloss-johannisberg-geisenheim-beethoven-schubert-schumann-1116685