TAPP 0437 swEin Besuch in TAPPs neuem professionellen Tonstudio 

Hanswerner Kruse

Schlüchtern (Weltexpresso) - Die Rock-Gruppe „Black Owl“ ist noch im Aufnahmeraum, sechs neue Songs hat die Gruppe hier in den letzten Wochen aufgenommen. Thilo Päch, den die meisten seiner Kunden TAPP nennen, krabbelt unter dem Schlagzeug herum und befestigt ein Mikro. Doch selber spielt er auf seinem Bass schon lange nicht mehr. Seit zwei Jahren konzentriert er sich fast ausschließlich auf den Ausbau seines Tonstudios in einem Schlüchterner Hinterhof.

TAPP 6779
Gelegentlich unterstützt er mit seinen mobilen Audioanlagen die freiwillige Feuerwehr oder den Sportverein. Zur Verlegung der Stolpersteine fuhr er behutsam mit seinen Geräten auf einem Lastenfahrrad durch die Zuschauermenge (Foto links). Das Fahrzeug hatte er bereits, als diese Räder noch gar nicht so angesagt waren, erzählte er. „Unentgeltlich unterstütze ich Projekte die ich wichtig finde.“ Dazu kommen immer noch kommerzielle Veranstaltungen, etwa von Firmen wie Immergut und Möbel Rudolf oder dem HelleMarkt der Stadt Schlüchtern.

Keine Leuchtschrift blinkt vom Dach des Gebäudes, es gibt keinen Zebrastreifen, wie vor dem Abbey-Road-Studio der Beatles. Von außen sieht TAPPs kleine Musikfabrik nicht gerade prachtvoll aus - aber das soll sie auch nicht, das Gebäude ist kein Ort für Laufkundschaft oder ungebetene Gäste. TAPP versteht sich nicht nur als Tontechniker, sondern eher als Sounddesigner und durchaus als Produzent.



Jedoch will er den Gruppen nicht reinreden oder ihnen seine Vorstellungen aufzwingen, sondern helfen, ihre musikalische Kunst bestmöglich zu gestalten. „Ich habe noch niemanden erlebt, der das Aufnehmen so gut kann wie Thilo“, lobt ihn Sängerin Sara Nowotny von „Black Owl“.

Später kommt für Tonproben Tien Tran vorbei, der vor einem Jahr das Kinderbuch „Die Meerschaum-Prinzessin“ veröffentlichte. TAPP hat ihm angeboten, kostenlos eine Aufnahme für ein Hörbuch des Märchens zu erstellen (Foto oben). Mit diesem Studio ist er nun zu seinen Anfängen zurückgekehrt. Der Sohn einer Schlüchterner Lehrerfamilie hatte mit der Schule nicht viel am Hut: „Ich bin kein Schultyp und hatte immer meinen eigenen Kopf.“ Eigentlich wollte er Goldschmied werden, doch da das in den 1990er-Jahren schwierig war, ließ er sich als Zahntechniker ausbilden und fertigte nebenbei Schmuck. „Aber das ist lange her“, meint er, „eigentlich habe ich immer am liebsten Musik gemacht und aufgenommen.“

Langsam schlich er sich aus dem Beruf heraus, entwickelte mit der Band „Upstart“ eigene Songs oder coverte Rolling-Stones-Hits. Aus dem Proberaum der Band im Hofgut Lindenberg wurde ein erstes Hobbystudio. In den folgenden Jahren nutzte er immer wieder neue Orte für Tonaufzeichnungen, produzierte einige Schallplatten und baute - fast nebenbei - die Schlüchterner Sono-Bar auf, um hier unbekannte Bands aus der Fremde auftreten zu lassen.

Doch dieses hochprofessionelle Projekt ist nun sein viertes und wohl letztes Studio: Mit den 189 m3 ist der schallisolierte und durch einen namhaften Akustiker berechnete Aufnahmeraum optimal für ganze Musikgruppen. Es kommt - voll beabsichtigt - kein natürliches Licht herein, man betritt eine andere Welt, in der maximale Konzentration möglich ist. Zur Verfügung steht eine riesige analoge Konsole mit 80 Spuren, die er von der BBC London erwarb. Während der Corona-Pandemie begann TAPP mit dem Ausbau, weil ihm zu deren Beginn 80 Termine in der ganzen Welt wegbrachen.

Bis dahin hatte er 14 Jahre lang als Event-Manager und Ton/Lichtspezialist weltweit Konzert-Veranstaltungen, „Roadshows“, für die Industrie organisiert und durchgeführt. Jahrelang war er mit Musikern international unterwegs und verdiente viel Geld, mit der er jetzt seine Arbeit und den Helfer im neuen Studio finanzieren konnte. Nach dem Ausbruch der Pandemie besann er sich wieder auf seine Wurzeln. „Der Bedarf an richtig guten analogen und großen Tonstudios ist wieder da“, weiß er, „aber die Technik ist die Dienerin der Kunst und soll sie besser machen!“

Foto:
Hanswerner Kruse