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Kategorie: Musik

artbarIm Interview mit Janice Young  &  Thomas Schilling live aus der „Frankfurt-Art-Bar“ (FAB)

Eva Mittmann

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Unbestreitbar ist die Frankfurt-Art-Bar, kurz „FAB“ genannt, ein wahrhaft besonderer Platz für Musikliebhaber. Bereits auf der Homepage der „FAB“ ist zu es lesen: „Die Frankfurt Art Bar (FAB) ist ein Zuhause für Live Musik“ . Und das ist wahrhaftig so, denn wer des Öfteren dort auf der Bühne steht, gehört sozusagen „zur Familie“ dieser Lokation, wo seit Jahrzehnten schon so viele kreative Musiker zu Hause sind. Heute ist ein besonderer Tag, denn wir treffen uns zum Interview an diesem außergewöhnlichen Ort: Der „Frankfurt-Art-Bar“ (FAB) in Sachsenhausen.


Me Red KopieWir befinden uns sozusagen gerade noch in der Stadt und dennoch bereits „mitten im Grünen“, nämlich in der Kleingartenanlage der „Rosisten“. Dort stehen die ‚Chefin de Cuisine‘ Janice Young (JY) und Bassist Thomas Schilling (TS) Rede und Antwort:

EM: Die Art-Bar Frankfurt gibt es ja nunmehr gefühlt seit einer halben Ewigkeit. Wenn ich nachdenke, muss wohl inzwischen etwa ein Vierteljahrhundert zusammenge-kommen sein oder noch mehr? Was macht die FAB zu einem so besonderen Ort? Könnt ihr dazu drei wesentliche Punkte benennen?

JY: Das ist die Mischung. Es sind viele Faktoren, welche die Art-Bar zu einem besonderen Ort machen. Es sind die Menschen vor allem, die durch die gemeinsame Liebe zur Musik hierher finden. Denn seien wir doch mal ehrlich: Man muss ja hierher kommen wollen. Das ist so.

Bild Thomas ArtBar 17TS: Ich gehe bei dieser Frage von den Musikern aus. Mich erinnert das an die Anfangsjahre des „Sinkkasten“ (Anm. d. Verf.: Früherer Live-Musik-Club am Frankfurter Mainufer), wo die Leute hingegangen sind, um die verschiedensten Musikrichtungen hören zu können, da es dort nicht so viel Geld gekostet hat und weil sie da auch spielen konnten und  darüber hinaus Musiker aus anderen Bereichen kennenlernten.

JY: Das ist bei uns auch so, weil wir auch sehr offen sind. Wir sind wirklich sehr offen für viele Stilrichtungen in der Musik.

EM: Ja, im Sinkkasten liefen damals auch schon viele Sessions.

TS: Ja, das läuft ja hier auch.

JY: Ich denke, die wichtige Tatsache ist, dass wir so offen sind. Dass also fast jeder bei dieser „Open Stage“ eine Chance kriegt. Das macht uns zu einem interessanten Ort, weil wir eben alle willkommen heißen. Ja, der richtige Begriff dafür ist „Offenheit“. Wir sind überhaupt nicht so kritisch, als dass wir sagen würden: Nur wer ein bestimmtes Level hat, darf hier auch auf die Bühne. Außerdem haben wir auch eine tolle Küche. Also man isst bei uns sehr gut! Das spielt auch eine sehr wichtige Rolle. Was gibt es noch Besonderes? Ja, schau nur, was wir für einen Garten haben. Na, ok, jetzt ist Winter. Du musst es im Sommer sehen: Die Tische schön gedeckt und mit Blumen dekoriert! Und das ist auch etwas ganz Spezielles. So viele Sachen, die diesen Ort zu einer Oase in der Stadt werden lassen. Es sind so viele unterschiedliche Faktoren: die Lage, Die Musik, das Team. Das möchte ich auch mal erwähnen. Also wir haben nur die liebsten Menschen um uns herum, die hier arbeiten. Was macht uns so besonders? Es ist all das zusammen als Gesamtpaket.

Bild Fahrenholz 19TS: Und bei den Musikern ist das genauso: Hier sind nur die Netten. Anfangs gab es so ein paar schräge Vögel; die haben wir aber gleich aussortiert.

JY: Ja, genauso mit den Gästen. Es ist hier inzwischen sehr familiär. Die Musiker haben hier auch sehr guten Kontakt zum Publikum und das spürt man. Das ist auch sehr wichtig. Die Bühne ist nicht so weit weg von den Zuhörern.

TS: Ja, und es gibt kein Backstage.

JY: Backstage ist hier: Mitten im Publikum.

TS: Es geht ja auch gerne jeder mit dem Publikum um und schwätzt ein paar Worte. Solche Stars wie z.B. Dan Levinson, die finden das toll.

JY: Jaja, der war begeistert.

TS: Dass da einer aus dem Publikum nach vorne geht und setzt sich zu den Musikern, das hat er gar nicht gekannt aus New York.

JY: Ja, genau, ich denke, das sind alles die Gründe, welche die Art-Bar zu etwas Besonderem machen. Aber es ist auch etwas Unsichtbares. Man kann es fühlen, dass die Nähe und der Kontakt zum Publikum direkt spürbar werden. Wir haben hier kein Backstage, oder so. Außerdem ist es rundum perfekt, das Team, das Essen, die Küche – das ist alles zusammen. Auch Leute, die zu den ersten Gästen gehörten, kommen heute noch. Es ist etwas Unsichtbares, das die Art-Bar so besonders macht. Man kann es fast ertasten – diesen direkten Kontakt von der Bühne zum Publikum. Das ist direkt da. Wir haben hier kein Backstage oder Rückzugsmöglichkeiten für die Musiker. Und wir haben auch ein tolles Publikum. Wir haben so viel Glück: Das Essen, die Küche, das Team - alles stimmt.

EM: Gibt es dementsprechend zwei, drei „magische Momente“ aus der Zeit in der FAB, an die du dich erinnern kannst? Eventuell gibt es ja auch noch mehr als nur zwei?

Peter Fahrenholz, Schlagzeuger der Hausband klinkt sich in das Gespräch ein:

PF: Eines Sonntags beim Matinée kamen zwei Gäste, die waren aus Australien und hatten von Bekannten gehört, sie müssten in die Art-Bar und waren dann sonntags mittags da.

EM: Wir hatten bei unserem letzten Besuch hier am vergangenen Wochenende ein ähnliches Erlebnis: Wir saßen am Tisch zusammen mit Gästen aus dem Allgäu und denen hatten ihre Nachbarn auch gesagt, sie müssten in die Art-Bar.

JY: Ach, das ist doch so schön. Magische Momente? Es gab hier doch so viele Konzerte. Aber speziell mein sechzigster Geburtstag war zum Beispiel etwas ganz Besonderes, weil so viel Liebe da war - weil so viele Musiker kamen und man hat so eine Liebe im Raum gespürt und wieder das Familiäre: Der Raum war voller Menschen und jeder sprach miteinander: so easy - so locker, weißt du. Wenn man so eine Veranstaltung plant, muss man normalerweise tausend Sachen berücksichtigen, aber das war überhaupt nicht der Fall. Thomas hatte gesagt: „Wenn du feiern willst, organisiere ich dir die Session.“ „Aha, okay.“ Das war alles so einfach. Und Ali hat auch gemeint: „Also, wenn ich etwas kochen soll…“ Also so ungefähr war die Planung.

EM: Welche spektakulären Musiker sind hier bspw. aufgetreten? Könnt ihr ein paar Namen aufzählen? Und gibt es dazu eine spezielle Erinnerung oder Begebenheit?

TS: Für mich gab es auch einige solcher magischen Momente; nämlich einige Konzerte, die mich emotional so berührt haben, dass ich mich immer wieder gerne daran zurückerinnere: Dan Levinson war toll. Der Abend mit Reimer von Essen (Bandleader und Klarinettist der Barrelhouse-Jazzband) war auch ein besonderer Abend. Oder auch so verschiedene Bluesabende, z.B. mit PC Brian, bei denen du spürst, dass du emotional aufgewühlt bist und du siehst dich im Publikum um und erkennst, dass es denen genauso geht.

JY: Da war so eine Wahnsinns-Energie plötzlich im Raum!

TS:  Ja, eine Wahnsinns-Energie – Und das alles ungeprobt! So eine Spannung, weil sie wissen, da kommt etwas Besonderes. Eben nicht Musiker, die nur ihr Programm runterspielen, sondern jeder ist mit dem anderen beschäftigt und versucht auf den anderen einzugehen (zitiert Hans-Peter: „Wir haben ja richtig musiziert!“ und ergänzt: „Der war das nicht gewöhnt, weil er das nicht kennt.“)

JY: Ja, das ist so: Musik heilt, Musik verbindet. Es bringt die Menschen zusammen und bestimmt sind hier viele Freundschaften entstanden. Ganz bestimmt. Menschen die hier per Zufall zusammen gekommen sind, haben sich aus gemeinsamer Liebe zur Musik oder aus Begeisterung für einen bestimmten Musikstil gefunden.

Ja, genau. Dem ist nichts hinzuzufügen. Einer der besten Plätze der Welt für unbestritten leidenschaftliche Musikliebhaber ist hier. Ganz sicher.

Fotos:
© https://www.facebook.com/FABFrankfurt

Info: http://www.frankfurtartbar.de/