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Kategorie: Musik

Ein musikalischer Auftritt für das ländliche Kino beim Kultursommer in Schlüchtern

 

Hanswerner Kruse

 

Schlüchtern (Weltexpresso) - Bereits zum dritten Mal kam Axel Prahl alias Tatort-Kommissar Frank Thiel zum Kultursommer in das Kultur-Kino-Zelt, um über Film, Musik und das Leben zu sprechen. Dadurch will Prahl die, in ihrer Existenz bedrohten ländlichen Kinos stärken, aber man merkte auch, dass ihm die Tuchfühlung mit seinen Fans großen Spaß machte.

 

 „Es geht doch nichts / über ein gemeinsam gesungenes Lied!“ schmetterten die vielen Besucher des Zirkuszelts den Refrain mit, wiegten sich in den Hüften und klatschten den Rhythmus. Zum Ende der kleinen Talk-Runde vor Doris Dörries Film, „Alles inklusive“, in dem Prahl mitspielte, stimmte er mit seiner rauchigen Stimme noch einige Lieder an, die er auf der Gitarre begleitete.

 

Vorher hatte er humorvoll die Fragen der Moderatorinnen beantwortet und auch von der Rolle der Musik in seinem Leben erzählt. Bereits als Kind war er musikalisch, während seiner Karriere als Schauspieler musizierte er privat. Mit etwa 50 Jahren spielte er öffentlich, machte eine CD und gründete sein Inselorchester, mit dem er derzeit tourt. „Mein Werkzeug als Schauspieler ist die Sprache - und Sprache ist nichts anderes als Musik“, betonte er und belegte das für das jubelnde Publikum mit rhythmisch dargebotenen, bayrischen Sätzen aus lauter Vokalen: „I-a-a-o-uu’a“ (Ich habe auch eine Uhr).

 

Auf simple Fragen der Moderatorinnen, etwa was denn das Riskanteste in seinem Leben gewesen sei, konterte er fröhlich: „Vor drei Jahren nach Schlüchtern zu kommen.“ Selbstironisch meinte er zu seinen aktuellen Projekten, er spiele einen debilen Busfahrer: „Endlich kann ich mal ich selbst sein!“ Bei der Rollenfindung berate ihn sein „Bauchgefühl, sagte er, und klopft sich wohlwollend auf den Bauch: „Da ist ja ordentlich was da...“

 

Das Publikum war hingerissen und lachte viel, doch Prahl konnte neben diesen Gags auch sehr differenziert über seine Arbeit sprechen. Zum folgenden Film sagte er, dass er sehr geschmeichelt gewesen sei, als die Dörrie ihn engagiert habe und die Zusammenarbeit mit ihr großartig gewesen war: „Sie schafft eine Atmosphäre, in der man richtig aus sich herausgehen und sich fallen lassen kann.“ Dabei gebe es bei ihr auch viel Raum zum spontanen Spiel: „Beim Improvisieren entsteht die Magie des Moments, da spielt man Szenen, die man sich so am Schreibtisch gar nicht ausdenken kann.“

 

Nach einem ausgiebigen Selfie Shooting der Besucher saß der Schauspieler in der Abenddämmerung und lauschte den Reaktionen des Publikums auf „Alles inklusive“ im nahen Zelt. „Ich habe den Film zwar schon einige Male gesehen“, sagte er, „aber noch nie mit Publikum.“ Überraschend für einen Norddeutschen trank er heimischen Apfelwein, „der schmeckt doch sehr erfrischend“, meinte er und klönte mit allen, die sich zu ihm setzen. Noch einmal machte er deutlich, warum er die kleinen Kinos unterstütze: „Ich will nicht, dass die Leute nur noch in die amerikanischen Blockbuster gehen. Außerdem kann ich als Kommissar Thiel aus dem Tatort die Leute dazu verführen, auch mal andere, anspruchsvollere Filme im Kino zu sehen.“

 

Letztlich erzählte er sogar noch etwas zum Tatort, über den er eigentlich gar nicht reden wollte. Da er den Kontakt mit den Zuschauern liebt, findet er es großartig, wenn beim Dreh in Münster „unheimlich viele Leute“ zuschauen und mucksmäuschenstill sind, wenn gefilmt wird. Vor der Premiere im TV kommen zum Münsterer Public Viewing viele aus der Tatort-Crew dazu. Es gibt mehrere Drehbuchschreiber und Regisseure, dadurch kann es auch vorkommen, dass eine Verstorbene später wieder auftaucht oder die einzelnen Folgen keine gleiche Qualität haben: „Wir bekommen die Drehbücher drei Monate vorher zum Lesen“, erzählte Prahl, „aber so ganz viel kann man nicht mehr ändern, denn das ist wie bei dem Jenga-Spiel: Nimmt man einige Szenen raus, dann fällt der Rest in sich zusammen!“

 

Aktuelles Programm des Kultur-Kinos unter www.kukikino.de

 

Insel-Orchester im Hanauer Amphitheater am 17. August 2014