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Kategorie: Musik

Das Projekt „german hornsound“ glänzte beim Nieder-Mooser Konzertsommer mit - meist - neu arrangierten Stücken des 18. bis 20. Jahrhunderts für Hörner und Orgel

 

Hanswerner Kruse

 

Nieder-Moos/Vogelsberg (Weltexpresso) - Der angekündigte „Gehörnte Sommernachtstraum“ war wirklich doppelsinnig zu verstehen: Der Titel meinte, die Hornisten gestalten mit ihren Instrumenten die Sommernacht und spielen einige Sätze aus Felix Mendelssohn-Bartholdys „Sommernachtstraum“. Aber gehörnt steht auch für Fremdgehen, denn alle, der meist jungen Musiker, arbeiten in renommierten Orchestern und gehen in ihrem Projekt „german hornsound“ doch etwas fremd.

 

Dazu schreiben sie nicht nur Orchesterstücke für Hörner um, sondern arbeiten auch mit anderen Instrumentalisten, Sängern oder Schauspielern zusammen. Diese, wie soll man sagen: experimentelle Seite fehlte dem Rezenten.

 

Aber nach Nieder-Moos hatte das Quartett um Christoph Eß den Organisten Johannes Berger mitgebracht. Gemeinsam kämpften sie um den richtigen Sound, denn die Nieder-Mooser Orgel ist bekanntlich einen Halbton höher gestimmt als normale Orgeln. Das Konzert begann mit Georg F. Händels „Wassermusik“, von Eß umgeschrieben für Hörner. Die weichen, sanften Klänge dieser Instrumente umschmeichelten zu Beginn sofort das Publikum wie draußen der warme Sommerabend. Carl P. E. Bachs kraftvolles aber wenig dramatisches Soloorgelstück „Sonate in D-Dur“ setzte diese sanft sommerliche Ein-Stimmung fort.

 

Später spielte dann das Quartett, außerhalb der Sicht des Publikums, mit dem Organisten gemeinsam auf der Empore ein umgeschriebenes Orchesterstück von Robert Schumann. Es folgte eine wunderbar sanfte „Pastorale“ von August Körling im Duo von Orgel und einem Horn.

 

Nach der Pause kam der Organist zur Truhenorgel vor den Altar und musizierte dort mit dem Hornquartett. DER „Hochzeitsmarsch“ oder Jägerklänge auf Hörnern sind heutzutage ja ziemlich abgedroschene Gassenhauer und meist Musik für Werbung. Aber es überraschte sehr, diese Stücke in ihrem musikalischen Kontext zu hören - das ermöglicht ein völlig neues Hinhören:

Dem „Hochzeitsmarsch“ aus dem „Sommernachtstraum“ gingen der etwas rustikale „Marsch der Handwerker“ und der federleichte „Elfentanz“ voraus. Und die „Hubertusmesse“ des Zeitgenossen Josef Zilch ist mehr als eine Reklame für Jägermeister oder Pilzsaucen. Ist doch diese Hymne vor allem eine Feier der wilden, ungezähmten Natur, dem immer wieder die Gesetze der Jagd entgegen geblasen werden. Das begeisterte Publikum forderte mit stehenden Ovationen, Getrampel und sehr viel Beifall noch eine Zugabe. Vergessen war zu diesem Zeitpunkt der naseweise Fauxpas des Sprechers der Veranstalter, den Hornisten Timo Steininger rüde bei der Erklärung seines Instruments zu unterbrechen, selbst aber verfrüht das Publikum in die Pause zu schicken.

 

INFO:

Weitere Termine und Infos sowie Karten unter www.nieder-mooser-konzertsommer.de

Die, wie soll man sagen: experimentelle Seite des Quartetts „german hornsound“ fehlte im Nieder-Mooser Konzert, deshalb lohnt das Reinhören auf der Webseite von www.germanhornsound.de

 

FOTO. Hanswerner Kruse

Im Duo Christoph Eß am Horn und Organist Johannes Berger