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Kategorie: Musik
Martha Argerich und Daniel Barenboim auf den Berliner Festtagen

Kirsten Liese

Berlin (Weltexpresso) -  Barenboims österliche Festtage sind noch nicht ganz so alt wie die Osterfestspiele Salzburg, die in diesem Jahr mit einer grandiosen Walküre in den originalen zeitlosen Bühnenbildern aus Karajans Zeiten ihr 50-jähriges Bestehen feierten. Aber sie sind auf ihre Weise einmalig. Denn hier, und nur hier, bietet sich die Gelegenheit, Barenboim im Klavier-Duo mit der unvergleichlichen Martha Argerich zu erleben. Konzerterlebnisse der besonderen Art, vor allem, weil man den beiden ihre große Freude anmerkt, ganz gleich, was sie spielen.

Wie die beiden vertraut miteinander musizieren und sensibel aufeinander reagieren, muss man erlebt haben. Und natürlich auch, wie die beiden gebürtigen Argentinier auf- und abgehen, Hand in Hand, und er, der Routinier und Souverän, den nichts aus der Ruhe zu bringen scheint, die etwas menschenscheuere Löwin beim Applaus einmal auf dem Podium nach allen Seiten rundherum führt und sie am Ende zu mehreren Zugaben bewegt, die sie ohne ihn vermutlich nie gewähren würde.

Gewiss, diesmal wurde es mitunter recht laut, vor allem im „Concerto pathétique“ und den „Réminiscences de Don Juan“, zwei Werken des Virtuosen Franz Liszt mit unverkennbar gewaltigem Tastendonner.

Umso reizvoller die lyrischen und heiteren Momente dazwischen, insbesondere in der Don Juan-Paraphrase, in der Liszt Motive aus Mozarts „Don Giovanni“ bearbeitet. Natürlich hat der Compositeur darin auch das berühmte Duett „Reich mir die Hand mein Leben“ aufgegriffen, in dem der Draufgänger das Bauernmädchen Zerlina verführt. Wie zwischen den Opernfiguren techtelmechtelte es hier auf entzückende Weise pianistisch zwischen den beiden, hübsch dialogisierend in Rede und Antwort, und dank eines schalkhaft aufgelegten Daniel Barenboim unweigerlich auch ein bisschen lustig.

Zu den schönsten Momenten dieses Nachmittags zählt zweifellos auch das Grazioso, die siebte unter den Haydn-Variationen von Johannes Brahms, berührend zärtlich und verträumt in den ersten Takten von ihr angestimmt.

Saßen sich die beiden, wie vom Komponisten bestimmt, bei Brahms und Liszt an zwei Flügeln gegenüber, rückten sie einmal auch auf einem Schemel dicht zusammen, für Mozarts F-Dur-Sonate zu vier Händen. Dass er den oberen und sie den unteren Part übernahm, war ganz gleich, denn letztlich haben sich die beiden klanglich soweit angeglichen, dass die Stimmen sich organisch ineinander fügen. Nur dass sie vom Pedal sparsamer Gebrauch macht als er. Zur Zugabe gab es dann noch zwei Sätze von Mozart und das „Prélude à l’apres-midi d’un faune“ von Claude Debussy und damit eine kleine Einstimmung auf ihr Konzert im nächsten Jahr.

Foto: (c) staatsoper-berlin.de