ta Madrisa Rundtour Sommer Montafon Tourismus Daniel Zangerl 02Die »lieben Berge« des Montafon; Teil 1/2

Thomas Adamczak

Schruns/Montafon (Weltexpresso) - »Wir haben im Montafon liebe Berge«, sagt Martina Zudrell, die Pressesprecherin von Montafon Tourismus, mit einem Lächeln, das jeglichen Widerspruch erschwert. Für jeden Urlauber sei in den Montafoner Bergen etwas dabei!

Wer das »Urlaubsmagazin. Montafon ECHT« durchblättert, gerät ob der Vielzahl der Angebote in dieser Region im Vorarlberg ins Staunen. Natürlich ist es ratsam, die Montafoner Urlaubsbroschüre nicht nur zu durchforsten, sondern selber wenigstens für ein paar Tage hier vorbeizuschauen, um einige der Angebote für Urlauber auszuprobieren. Alternativ kann man zunächst einmal das Montafon ohne jegliche Orientierungshilfe auf sich wirken lassen und das erkunden, wonach einem zumute ist.

ta Wandern am Golm Christoph Schoech 12Der Natur- und Alpenliebhaber, so viel sei vorab gesagt, kommt auf alle Fälle auf seine Kosten. Das Montafon bietet eine prächtige Gebirgskulisse mit imponierenden Ausblicken, stillen Bergseen, üppigen Alpwiesen und die unterschiedlichsten Wanderwege. Bergsteigern bieten sich unwiderstehlich anziehende Aussichtsberge mit bizarren Gipfeln. Bei den Wanderwegen wird in der Markierung zwischen leicht und mittelschwer unterschieden. Neun Kinderwagenwege signalisieren, dass das Montafon kinder-und familienfreundlich sein will. Insgesamt werden zu Beginn jeder Urlaubssaison 1.160 km Wanderwege hergerichtet. Man macht sich als Urlauber viel zu wenig bewusst, dass diese Wege nach jedem Winter in einen ansprechenden Zustand gebracht werden müssen. Schilder und Markierungen werden erneuert, Hindernisse aus dem Weg geräumt, um die Begehbarkeit der Wege zu gewährleisten.

Selbstverständlich kommt im Montafon auch der sportlich interessierte Besucher nicht zu kurz, im Gegenteil, ihm wird allerhand geboten. Acht Klettergärten stehen zur Auswahl. Die Besteigung des Zimba, Matterhorn des Montafon wird er genannt, ist wegen seiner besonderen Gestalt für jeden Bergsteiger, der diese Alpenregion entdeckt, eine reizvolle Herausforderung. Der Schwierigkeitsgrad III im Fels dieses 2643 m hohen Berges ist für erfahrene Bergsteiger kein Problem. Belohnt wird er mit einer großartigen Aussicht. Empfohlen wird, vor der Besteigung in der Heinrich Hueter Hütte (1.766 m) zu übernachten. Professionelle Montafoner Bergführer bieten geführte Touren zum Zimba und auch zum Piz Buin (3312 Meter) an. Bei der Besteigung des Piz Buin kann in der Wiesbadener Hütte übernachtet werden.

Nicht mehr wegzudenken ist das Mountainbikefahren in den Bergen, und auch das E-Mountainbike erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Ich habe mich bei meiner Erkundung des Montafon zum ersten Mal auf ein E-Mountainbike gesetzt und unter der kundigen Leitung von Markus Fessler-Jenny mehr als tausend Höhenmeter bewältigt.

Wie war’s? Ziemliche Skepsis vorab. Man rät mir unbedingt zu einem Helm. Zwar sei eine Fahrt mit dem E-Mountainbike nicht übermäßig gefährlich, aber es gebe schon gelegentlich Stürze, die nicht glimpflich ausgehen. Die seien allerdings sehr selten und wenn man Vorsicht walten lasse, so gut wie ausgeschlossen. Sicherheitshalber sei der Helm wichtig und eigentlich unverzichtbar. Ein Teilnehmer der Gruppe, die mit mir zusammen die Mountainbike-Tour unternimmt, war, erzählt er, vor einiger Zeit mit dem Mountainbike so unglücklich gefallen, dass er zwei der oberen Schneidezähne beschädigte, weswegen er sich einer aufwendigen zahnärztlichen Behandlung unterziehen muss, die ihn allerdings nicht davon abhält, an dieser Tour teilzunehmen. Dass er die Folgen des Malheurs bereitwillig demonstriert, erleichtert den Entschluss, den ungewohnten Helm aufzusetzen. Wie man damit klarkommt?

Naja, man gewöhnt sich relativ schnell an so ein Ding, das eindeutig ein Fremdkörper ist. Aber da alle einen tragen, kommt man sich bald nicht mehr absonderlich vor.

Auf die Frage, wie er sich den Sturz erkläre, hatte der mit dem Mountainbike Gestürzte für mich, den Anfänger, Aufschlussreiches zu erzählen. Es war am Ende einer ihn begeisternden Bergtour mit dem Mountainbike. Aus purer Freude über all die faszinierenden Eindrücke unterwegs und wegen des empfundenen Stolzes, diese Maschine allem Anschein nach zu beherrschen, sei er übermütig und unvorsichtig geworden, wohl als Folge des Zustands der Euphorie, in dem er sich befand. Auf der letzten Abfahrt fuhr er demzufolge zu schnell, übersah eine Unebenheit auf dem Weg, bremste zu hart und stürzte kopfüber das Rad.

ta Madrisa Rundtour Sommer Montafon Tourismus Daniel Zangerl 13 1Die Schilderung dieser Erfahrung ging mir während der ganzen Tour nicht aus dem Sinn. Also: Obacht geben, aufpassen; erhöhte Aufmerksamkeit! Die Beschaffenheit des Weges darf nie ganz außer Acht gelassen werden. Am wichtigsten aber ist: von Anfang an sollte man ein Gefühl für das Bremsen entwickeln, wobei die beiden Bremsen ja unterschiedlich wirken. Immer wieder ausprobieren, wie das Mountainbike auf sachtes oder auch mal etwas energischeres Bremsen reagiert. Abruptes, hartes Bremsen möglichst vermeiden, was bedeutet, dass man sich auf den Abfahrten mit einer moderaten Geschwindigkeit begnügen sollte.

Unser ausgebildeter, erfahrener E-Mountainbike-Guide Markus Fessler-Jenny streute während der mehrstündigen Tour noch etliches mehr an hilfreichen Empfehlungen und Hinweisen ein, die an dieser Stelle nicht wiedergegeben werden brauchen. Auf alle Fälle ist es nach meiner Erfahrung ratsam, sich einem kundigen Guide anzuvertrauen, wenn man sich zum ersten Mal im Hochgebirge auf diese Sportart einlässt.

Die Faszination der Geschwindigkeit macht vor den Bergen nicht halt, weswegen das Mountainbikefahren von immer mehr Touristen ausprobiert wird. Bergwandern und Bergsteigen begeistern Urlauber und Einheimische nach wie vor, aber warum nicht mal mit dem Mountainbike oder - komfortabler und viel weniger anstrengend - mit dem E-Mountainbike Touren unternehmen?

Am besten: mit dem E-Mountainbike hoch zu einem bestimmten Pass, zu dieser oder jener Hütte oder zu dem Sattel unterhalb eines bestimmten Berges und dann zu Fuß weiter zum Gipfel: Bike & Hike. Der neue Trend für sportbegeisterte Höhenjäger. Oder: Mit dem Bike hoch und runter mit dem Gleitschirm!

Was macht die Attraktion des Mountainbikefahrens aus? Vor allem ist es vermutlich der Reiz des Neuen, des Unbekannten. Man will zudem gern das ausprobieren, was technisch möglich ist. Zeitersparnis? Ich kann mir in diesem Urlaub viel mehr ansehen, erkunden, entdecken, wenn ich mich gelegentlich oder auch öfter auf ein Mountainbike setze.

Wenn ich 400/500 Höhenmeter oder mehr mit dem Mountainbike bewältige, bin ich voll und ganz auf das Rad konzentriert. Nehme ich bei diesem Anstieg schon die höchste Akku-Einstellung »Turbo«, oder brauche ich die jetzt noch nicht unbedingt? Was ist noch alles zu beachten? Das Schalten in einen anderen Gang, die Beschaffenheit des Bodens, die Besonderheit der Kurven, der Vordermann. Überhole ich ihn an dieser Stelle oder später? Wie lange reicht mein Akku noch? Kurz, man ist mit dem Fahrgerät und seiner Bedienung intensiv beschäftigt. Zwar nimmt man die Besonderheiten der Landschaft, der Natur auch wahr, doch in der Regel wohl nebenhin, sozusagen aus dem Augenwinkel. Der Umgebung gilt das Hauptaugenmerk erst, wenn ich anhalte, absteige, mir zwischenrein mal Zeit lasse: Zeit durchzuschnaufen, zu gucken, eine landschaftliche Eigentümlichkeit näher ins Auge zu fassen, etwas Bestimmtes zu entdecken, darüber zu staunen.

Den eigenen Gedanken nachzuhängen geht beim Mountainbiken gar nicht. Der Wanderer dagegen ist ziemlich frei, was seine Aufmerksamkeit anbelangt. In den Bergen gilt zwar, die Beschaffenheit des Weges zu berücksichtigen, ansonsten kann er sich weitgehend auf das konzentrieren, wonach ihm zumute ist oder was ihm zufällig in den Sinn kommt. Oder er konzentriert sich gar nicht auf etwas Bestimmtes und lässt die Umgebung einfach so auf sich wirken. Wenn der Wanderer eine Weile ganz bei sich bleibt, bei einem Eindruck, einer Erinnerung, einer Idee oder wer weiß was, dann ist das gut und vom Wanderer ja sogar ausdrücklich gewünscht, es sei denn, er sucht die Gesellschaft anderer Wanderer und mit diesen den Austausch, das Gespräch.

Fotos: © Madrisa Rundtour © montafon tourismus


Info: 
Die Reise wurde unterstützt durch Montafon Tourismus GMBH; https://www.montafon.at/de; https://www.loewen-hotel.com/