ta GosauseeEurohikeIn zehn Tagen an zehn Seen, Teil 3/3

Thomas Adamczak

Darmstadt/Otzberg (Weltexpresso) - Am zweiten Tag der Wanderung, es ging zum Mondsee, finde ich im Begleitheft den Hinweis, dass der Klettersteig zum Gipfel des »Schober« »nur für schwindelfreie, trittsichere Bergsteiger bei trockener Witterung« empfehlenswert sei. Meine inständige Bitte an den Wettergott hat Erfolg. Regen bleibt an diesem Tag aus, dafür fällt der ausgiebig am nächsten, wovon noch die Rede sein wird. Der Steig zum »Schober« ist allerdings meiner Einschätzung nach nicht nur für »Bergsteiger«, sondern auch für einigermaßen geübte Bergwanderer geeignet.

An manchen Stellen des Steigs finden sich Seilsicherungen, die bei gutem Wetter beim Aufstieg über insgesamt recht ungefährliche Felsstufen hilfreich sind. Der »Schober« belohnt mit einem großartigen Rundblick für den etwa einstündigen Aufstieg.

Mir persönlich hat allerdings der dem »Schober« benachbarte »Frauenkopf« mehr zugesagt. Zum »Frauenkopf« gelangt man, wenn mit der Option »Schober-Gipfel-Runde« ein alternativer Abstieg präferiert wird.

Auf dem »Frauenkopf« sitze ich ein Weilchen und sinniere über den Satz von Ebner-Eschenbach. Was fällt Ihnen ein, wenn Sie sich über einen Berg, der »Frauenkopf« heißt, Gedanken machen? Aha! Da kann einem in der Tat einiges einfallen.

Ich kann der Verführung nicht widerstehen, beim Abstieg mehrere, vor allem weibliche Wanderer anzusprechen und ihnen zu erzählen, ich hätte, auf dem »Frauenkopf« sitzend, eine Weile in diesen Kopf schauen dürfen.

ta 10Seen AusseerlandEuroHike 1Durch solch einen Gesprächsbeginn kommen Sie garantiert mit jedem Entgegenkommenden ins Gespräch. Damen lachen vergnügt, Männer wiegen eher den Kopf, wenn sie mit diesem Einfall konfrontiert werden, der allerhand Konkretisierungen nahelegt.

Am nächsten Tag regnet es von Beginn der Wanderung bis zum Ende. Beim Naturdenkmal »Burggrabenklamm« warnt eine Tafel davor, diese Klamm zu betreten. Es bestehe wegen des starken Regens Lebensgefahr. Also wähle ich den empfohlenen Alternativweg.

Falls Sie allein wandern und irgendwann Lust verspüren, mit jemanden zu sprechen, fragen Sie am besten diejenigen, die wie Einheimische aussehen, nach dem Weg. Sie kommen todsicher ins Gespräch. Ich frage eine ältere Frau, die mir entgegenkommt, nach dem Weg. Sie ermutigt mich, diesem Pfad so lange zu folgen, bis ich freilaufende Hühner entdecken würde. Danach solle ich über eine Brücke links abbiegen. Genauso ist es, ich stoße auf die Hühner und weiß demzufolge Bescheid, wie ich weiter zu gehen habe. Die Frau und ich tauschten uns übrigens über das Alleinwandern aus und sie, tatsächlich eine Einheimische, erklärte mir, wie sehr sie das tägliche Wandern für ihr Wohlbefinden brauche.

Dann ließ sie sich über meine gesamte Wandertour informieren und gab zu einzelnen Teilstrecken Tipps, worauf ich besonders achten solle.

ta FuschlseeEurohikeWer allein wandert, ist offen für Begegnungen. Das ist meine Erfahrung, die ich häufig, nicht immer also, bestätigt finde. Abschließend möchte ich auf das Gespräch mit einem Busfahrer eingehen. Bei dieser Trekkingtour sind einige Fahrten mit dem Bus oder der Fähre vorgesehen, um zum Ausgangspunkt oder Endpunkt der Tagestour zu kommen.

Auf Nachfrage berichtet ein Busfahrer auf der Fahrt nach Unterach (am Attersee), dass er nachts um 3.30 Uhr aufgestanden und gegen 18.00 Uhr zurück in seiner Wohnung in Salzburg sei. Diesen zeitlichen Aufwand hat er dreieinhalb Tage und dann für drei Tage frei. Zwischen den Fahrten gebe es Ruhepausen, die aber relativ kurz wären, so dass er und seine Kollegen nicht mal kurz schlafen könnten. Schlimmer als die Arbeitszeit sei die zuzunehmende Aggressivität vieler Auto- und Radfahrer. Auch Fußgänger reagierten häufig aggressiv, Motorradfahrer dagegen kaum.

Diesem Busfahrer trage ich den Wunsch des Wanderbegeisterten vor, die Busse und möglichst auch alle Lastwagen und PKW sollten in Wanderregionen mit Elektromotoren ausgestattet sein, damit die unangenehme Lärmbelästigung durch Motorengeräusche reduziert werde. Der Busfahrer gibt mir recht und berichtet von entsprechenden Modellversuchen, die in näherer Umgebung geplant seien: Busse, die mit Elektromotoren ausgerüstet werden.

Die »Zehn-Seen Trekking-Tour« im Salzkammergut ist aufgrund der vom Autor des Berichts gesammelten Erfahrungen uneingeschränkt empfehlenswert.

Auf der Fahrt zurück fällt mir das Sonderheft des „Philosophie Magazins“ in die Hände: Thema: „Wandern“! Dieses Heft, schießt mir durch den Kopf, hätte ich gern bei der Wanderung dabei gehabt. Oder, noch besser: Das werde ich mir vor der nächsten Fernwanderung zu Gemüte führen. Wann? Möglichst bald!

Fotos:
© Eurohike

Info:
https://www.bergwelten.com/t/w/15261
https://philomag.de/wandern-die-wege-der-gedanken/