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Kategorie: Unterwegs

Serie: zu Besuch in Dresden, Gemäldegalerie ALTE MEISTER im Zwinger, Teil 2

 

Claudia Schulmerich

 

Dresden (Weltexpresso) – So schön sie ist, die Madonna, um die mit Recht viel Wirbel gemacht wird, weil dieses Raffaelwerk im Mai mit einer Superausstellung seinen 500sten Geburtstag feiert, ist es doch ungerecht, daß der Scheinwerfer auf die Madonna insgesamt die vielen herausragenden Gemälde der Sammlung im Dunklen läßt. Für den Kenner nicht. Der weiß, daß Dresden zu den Spitzensammlungen in Deutschland gehört, was mit den sächsischen Potentaten zu tun hat, die in barocker Machtfülle früh mit dem Erwerb von Kunstwerken anfingen.

 

 

Glück gehabt, mit dieser Führerin, war der erste Gedanke, wobei man eigentlich einmal darauf hinweisen müßte, welche qualitätvolle Führungen schon lange in deutschen Museen stattfinden, über die niemand spricht, weil es 'normale' Leute sind, die eine spezielle Kunst näher kennenlernen wollen. Ob Miriam Bothe wußte, daß die meisten der Reisejournalistenrunde beruflich nichts mit Kunst zu tun haben, wissen wir nicht, auf jeden Fall hat sie ihnen viel abverlangt, denn das war keine Oberflachführung, sondern eine mit Herz und Wissen, die den Bildern mit Worten genau ins Gesicht blickte und so viele der Kollegen überhaupt erst zum Sehen brachte.

 

Es begann mit dem vorgelagerten Cranachsaal. Kein anderes Museum verfügt über 65 Werke der Cranachs. Allerdings liegt der Hauptteil auf des Sohnes Lucas Seite. Aber es bleibt genug Glanz vom Älteren Lucas übrig. KURFÜRST JOHANN DER BESTÄNDIGE VON SACHSEN von 1526 gehört der ernestinischen Linie der Hauses Wettin an, war Bruder Friedrich des Weisen und übernahm nach dessen Tod 1525 die kurfürstliche Würde. Cranach war sein Hofmaler und die vielen Porträts der Familie im Saal sind so zu erklären. Diese Bilder hingen nicht nur in den heimischen Schlössern, sondern wurden als Geschenke an andere Höfe gegeben. So erklärt es sich, daß es von manchen Bildnissen mehrere Versionen gibt, die Cranach selbst oder seine Werkstatt ausführten.

 

Dies Bildnis ist ein Brustbild in Dreiviertelansicht. Der 58Jährige sprengt fast den Rahmen und vermittelt Mächtigkeit und Würde. Das hat Cranach dadurch erreicht, indem er den Bildausschnitt auf Antlitz, Brust und die vor dem Magen zusammengelegten Hände begrenzt, ihn aber an den Armen abschneidet. Das Prächtige betonen – dennoch echt protestantisch und nicht katholisch geschmückt – der Siegelring und die Halskette, an der weitere Ringe und ein Kreuz hängen und die zudem den reich bestickten Halsabschluß des weißen Hemdes an der unteren Kante zieren, so daß man genau hinschauen muß, um beides auseinander zu halten.

 

Das Auffälligste ist der breite Pelzkragen über dem schwarzen Gewand, zu dem der roten Nelkenkranz so gar nicht passen will. Für uns. Weiß man aber, daß es üblich war, bei Hochzeiten als Beteiligter diesen roten Blütenkranz zu tragen, kann man darauf schließen, daß es um die Hochzeit seines Sohnes Johann Friedrich des Großmütigen mit Sibylle von Cleve im Jahr 1526 geht, von denen es gleichformatige Gemälde in Weimar gibt. Die Tradition kennt man bis heute im deutschen Volksgut: „Wir winden Dir den Jungfernkranz“, was allerdings aus dem „Freischütz“ von Carl Maria von Weber ist, einem aber spontan angesichts des Nelkenkranzes in den Sinn kommt, zumal man sich daran erinnern muß, daß sogar Karl May darüber geschrieben hat.

 

Nein, nein, das alles hat nicht Miriam Bothe erzählt. Aber das ist das Wunderbare an Bildern, daß selbst bei Führungen die eigenen Gedanken spazieren gehen und – wie hier – ein einziges Bild so viele Assoziationen hervorruft. Das ist angesichts der in der Galerie in Petersburger Hängung versammelten Meisterwerke, also ein Privileg, ein einziges Bild so zu würdigen. Aber lassen wir halt hier die Cranachs zu Wort kommen. Sohn Lucas der Jüngere malt das Thema der Zeit ADAM UND EVA. Kein Renaissancemaler hat das ausgelassen, denn einmal durfte man in der neuen Zeit nackte Menschen malen und ein andermal hatte sich durch die gerade stattgefundene Reformation, die ja ideologisch andauerte, der Beginn der christlichen Schöpfungsgeschichte zum Hit entwickelt. Und außerdem hatte Dürer schon früh ein Grundmuster der letzten Momente im Paradies gemalt.

 

Adam und Eva hat Lucas d.J.nach 1537 auf Lindenholz gebracht und hatte selbst in der väterlichen Werkstatt viele Vorbilder. Hier sind Adam und Eva in Lebensgröße dargestellt und er hat eine Kompilation der in der Werkstatt vorhandenen Fassungen verwirklicht. Darum wirkt das Bild auch nicht unbedingt sehr lebendig, aber ikonenhaft, weil man die Gesten alle kennt. Wie sich der schöne junge nackte Rotblonde mit der Linken an den Kopf faßt, wie er elegant mit der Rechten sowohl den gereichten Apfel, wie auch das Blatt vor die Scham hält, wie Eva sich in der gleichen Manier, aber fließend weiblicher ebenfalls den Apfel am Stengelchen von oben her als Schamschutz nutzt, während ihre Rechte zum Gesicht erhoben einen weiteren Apfel hält, dem von oben her die sich um den Ast schlängelnde zierliche Schlange nähert. Das Paradies ist auch durch den Hirsch angedeutet, der Eva hinterfängt. Stimmt schon, etwas glatt in der Darstellung, aber ein wunderbarer Ausdruck der Zeit. Fortsetzung folgt.

 

www.skd-dresden.de

 

Info:

Dank der Einladung des Maritim Dresden konnten wir in aller Ruhe Dresden besuchen. Wir hätten das Haus auch sonst empfohlen, freuen uns aber, daß dies auch gerade der Reiseveranstalter Studiosus getan hat, indem er diesem Hotel den Quality Award überreicht hat.Stimmt: sehr guter Service und angenehme Atmosphäre, mit Schwimmbad dazu.

Wichtig für Fußgänger ist die Stadtnähe, weil man nur die paar Schritte zum Zentrum von Schloß, Zwinger und Semperoper gehen muß. Aber dem Auge ist etwas anderes wichtig. Das sieht aus dem Fenster über die Elbe auf die Neustädter Seite hin. Und am schönsten ist es von dort auf diesen Haus zu blicken, das erst 2006 im historischen Speicher der Stadt zu einem hochrangigen und modernen Hotel einge-, umbe- und erbaut wurde.

Es gibt ganzjährig buchbare Arrangements, von denen das „Dresden Sächsisch“ für Dresden Besucher besonders interessant ist. Für 154 Euro pro Person im Doppelzimmer gibt es zwei Übernachtungen inklusive reichhaltigem Frühstücksbuffet – stimmt! - ein Abendessen sowie Willkommenscocktail, ein Gastgeschenk und die Nutzung von Schwimmbad und Sauna.

 

 

 

MARITIM Hotel Dresden

Devrientstraße 10-12

01067 Dresden

Tel.: 0351-216-0

Fax: 00351-216-1000

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www.maritim.de