a Mirjam Wenzel Copyright Stadt Frankfurt am Main Foto Stefan MaurerGoethe-Universität verstärkt Forschungsschwerpunkt Jüdische Kultur und Holocaustforschung

Eric Fischling

Frankfurt am Main (Welterxpresso) - Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt, ist Honorarprofessorin der Goethe-Universität. Der Senat hat den Antrag des Instituts für Judaistik, wo Wenzel lehrt, einstimmig angenommen.

„Die Ernennung von Mirjam Wenzel ist für die Goethe-Universität ein weiterer wichtiger Baustein für die Erforschung jüdischer Kultur und Geschichte in Deutschland. Dieser Forschungsbereich gehört zur DNA unserer Universität – wurde sie doch vor allem auf Initiative jüdischer Bürger hin und mit deren finanziellen Mitteln errichtet. Die judaistische Forschung erhält mit Frau Wenzel und dem Jüdischen Museum einen weiteren wissenschaftlichen Dreh, von dem auch die Studierenden sehr profitieren werden“, sagte Universitätspräsidentin Birgitta Wolff nach der Abstimmung im Senat. Die Unipräsidentin selbst gehört seit 2017 dem Kuratorium des Jüdischen Museums an.

Wenzel ist an der Goethe Universität keine Unbekannte: Sie ist Mitglied im Rat für Third Mission, Lehrbeauftragte am Institut für Judaistik und beteiligt sich an wissenschaftlichen Konferenzen und Lehrveranstaltungen. Mit ihrer Ernennung zur Honorarprofessorin würdigt die Goethe-Universität nicht nur die wissenschaftliche Tätigkeit Wenzels, sondern stärkt auch die institutionelle Verbindung mit dem Jüdischen Museum. Das Museum erforscht die jüdische Geschichte und Kultur Frankfurts und hält sie in Erinnerung. Wenzel wird den Studierenden nicht nur einen Zugang zur materiellen jüdischen Kultur vermitteln, sondern sie auch aktiv in die Forschungstätigkeiten des Museums einbeziehen. So bietet sie im laufenden Semester ein Seminar über „Die weibliche Seite Gottes in jüdischen und christlichen Schriften, rituellen Praktiken und visuellen Darstellungen“ an, das eine Ausstellung vorbereiten soll.

„Die Ernennung ist eine große Ehre, über die ich mich sehr freue. Es ist für mich persönlich wie auch für mein Museum immer wieder eine Bereicherung, Studierende an die visuellen und materiellen Facetten jüdischer Kunst und Kultur heranzuführen“, kommentierte die neue Honorarprofessorin die Entscheidung des Senats. Der Austausch mit den Studierenden werde die Museumsarbeit erweitern, zeigte sie sich überzeugt.

Wenzel, geboren 1972, studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Politik-und Theaterwissenschaft in Berlin und Tel Aviv und arbeitete als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Deutsche Philologie der Ludwigs-Maximilians-Universität München. Ihre Promotion beendete sie mit dem Leo-Baeck-Fellowship der Deutschen Studienstiftung zur Geschichte und Kultur des deutschsprachigen Judentums in Europa. Ihre Dissertation erschien 2009 unter dem Titel „Gericht und Gedächtnis: Der deutschsprachige Holocaust-Diskurs der sechziger Jahre“. Wenzel ist Mitherausgeberin mehrerer Kataloge und Aufsatzsammlungen und Autorin einer Vielzahl an wissenschaftlichen Texten, Essays und Blogbeiträgen zur medialen Rezeption des Holocaust, zur Kritischen Theorie, insbesondere zu Siegfried Kracauer, Theodor W. Adorno und Hannah Arendt, zur zeitgenössischen Kunst sowie zur deutsch-jüdischen Kulturgeschichte. Neben ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit arbeitete sie als freiberufliche Ausstellungskuratorin. Von 2007 bis 2015 verantwortete sie als Leiterin der Medienabteilung die Vermittlung jüdischer Geschichte und Kultur in digitalen und gedruckten Medien am Jüdischen Museum Berlin. Seit 2016 leitet Wenzel das älteste jüdische Museum der Bundesrepublik Deutschland.

Foto:
Mirjam Wenzel Porträt
© Stadt Frankfurt, Stefan Maurer