uni KarlMannheim Um1930Reihe „New Frontiers in Memory Studies“ an der Goethe-Uni lädt ein zum Vortrag von Prof. Dr. Natan Sznaider (Tel Aviv/Jaffa)

Hubertus von Bramnitz

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „Die andere Frankfurter Schule: Karl Mannheim und die Frankfurter Soziologie der 1930er Jahre“: So lautet der Titel eines Vortrags, den der israelische Soziologe Prof. Dr. Natan Sznaider (Tel Aviv-Yaffo) am Dienstag, 9. Juli, um 16 Uhr im IG-Farben-Haus, Raum 1.414 auf dem Campus Westend halten wird. Sznaider ist Gast an der Frankfurt Memory Studies Platform, er referiert im Rahmen der Vorlesungsreihe „New Frontiers in Memory Studies“.

Karl Mannheim gilt als einer der wichtigsten Begründer der Weimarer Wissenssoziologie. Die Wissenssoziologie beschäftigt sich damit, wie Wissen innerhalb von Gruppen und Gesellschaften entsteht, verbreitet, verwendet und bewahrt wir. Grundlegend ist die Hypothese, dass Erkenntnis sozial verankert ist, dass Denken sozial bedingt und kein autonomer Prozess ist. Karl Mannheim stellte sein neues soziologisches Programm in seiner Zeit in Frankfurt zwischen 1930 und 1933 vor. Sznaiders Vortrag wird sich um Mannheims Frankfurter Jahre drehen und zeigen, wie Leben und Karriere des ungarischen Juden von der Krise der europäischen Moderne vor dem Aufstieg des Nationalsozialismus geprägt waren.

„Auch wenn diese terminliche Überschneidung eher ein Zufall ist – wir freuen uns ganz besonders, dass der Vortrag von Natan Sznaider im Jubiläumsjahr der Soziologie an der Goethe Universität stattfindet“, sagt Anglistik-Professorin Astrid Erll, die die Vortragsreihe organisiert. „Denn Karl Mannheim ist für viele Forscher und Forscherinnen in Frankfurt interessant – aus der Soziologie, den Geschichts-, Literatur- und Kulturwissenschaften etwa –, die sich zum Beispiel für den Generationen-Begriff interessieren.“

Natan Sznaider ist Professor für Soziologie am Academic College Tel Aviv-Yaffo. Er hat zahlreiche grundlegende Studien zur weltweiten Erinnerung an den Holocaust, an Diktaturen in Spanien und Argentinien sowie zur Geschichte des Zionismus und zur Gegenwart Israels verfasst. Zu seinen Publikationen zählen „Erinnerung im globalen Zeitalter: der Holocaust“ (2001), „Gedächtnisraum Europa“ (2008) und „Gesellschaften in Israel: Eine Einführung in zehn Bildern“ (2017).

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Fritz Bauer Institut statt.

Foto:
Karl Mannheim um 1930
© wiki.studiumdigitale.uni-frankfurt.de

Info:

Über FMSP
Die Frankfurt Memory Studies Platform (FMSP) ist eine Initiative des Forschungszentrums für Historische Geisteswissenschaften (FzHG). Sie wurde 2011 von Prof. Astrid Erll gegründet. FMSP führt Gedächtnisforscherinnen und -forscher aus der ganzen Welt in einem interdisziplinären Forum zusammen. Die Mitglieder kommen aus den Literatur-, Medien- und Geschichtswissenschaften, aus der Soziologie und der Psychologie.