Bildschirmfoto 2019 07 24 um 01.49.28Zack Scott erklärt uns in seinem Buch aus dem Droemer Verlag hilfreich die zugrundeliegende Technik und Materialien der Mondmissionen

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Zuerst hat es mich nicht sooo sehr interessiert, der 50. Jahrestag von Apollo 11 und damit die ersten Schritte eines Mannes auf dem Mond, was ja in der Kulturgeschichte schon seinen Vorläufer hatte: das Märchen von Julius Bechstein VOM MANN IM MOND stammt von 1847 und mit PETERCHENS MONDFAHRT von Gerdt von Bassewitz, 1912 auf der Bühne, 1915 als Kinderbuch .sind deutsche Kinder Jahrzehnte aufgewachsen.

Nun verging ja die letzten Wochen kein Tag, wo man nicht über den 50. Jahrestag des ersten Schrittes auf dem Mond (Neil Armstrong: Ein kleiner Schritt für mich, aber ein großer Schritt für die Menschheit), den 20. Juli 1969, etwas lesen konnte oder im Fernsehen die Bilder von damals verfolgen konnte. Aber anders als sonst, wo mir eine ständige Berichterstattung eher das Thema verleidet, bin ich diesmal davon motiviert worden, in der Sache einzusteigen. Das fing tatsächlich mit kulturgeschichtlichen Hinterlassenschaften an, denen gleichbedeutend die eigenen Erinnerungen zur Seite auftauchten.

So war PETERCHENS MONDFAHRT mit dem Titelbild von 1915 ein Lieblingskinderbuch und über Paul Linkes Operette FRAU LUNA (1899) hatte ich einmal eine Referat geschrieben. Daß es so viele Filme in den letzten 50 Jahren mit Bezügen zum Mond gibt, kann man mit Apollo 11 ja gut erklären – auch hier gibt es einen berühmten Vorläufer: DIE REISE ZUM MOND von Georges Méliès, 1902, und auffällig ist die lange Liste mit Popsongs über den Mond.

In der Frauenbewegung ab der 70er Jahren spielte der Mond naturgemäß eine große Rolle, ging man doch von einer spezifischen Beziehung des Weiblichen zum Mond aus, ich erinnere mich da an ein hinreißendes Buch, das MOND, MOND hieß und dort vor allem an dessen These, daß in den matriarchalisch organisierten Urgesellschaften alle Frauen zeitlich gemeinsam menstruierten, genau: beim Mondwechsel! Daß es heute in der Forschung noch immer ein Thema ist, ob der weibliche Zyklus mondabhängig ist (Menstruation zu Neumond, Eisprung zu Vollmond), was zeitlich schon hinhaut, den der Mond braucht 29, 5 Tage, um um die Erde zu kreisen, analog haben die meisten Frauen einen gleichlangen Zyklus.

Später hat Diana Brueton in DER MOND. Mythos und Magie. Fakten und Phantasie über einen himmlischen Körper, erschienen bei Heyne, das Wissen um den Mond und die Bezüge zum Leben noch einmal systematisch zusammengestellt, aber sie hat nicht die länderspezifischen Unterschiede erwähnt, was einzelne Völker im Mond erkennen. Wir sehen den Mann, als Silhouette, aber noch stärker als Mondgesicht, Japan sieht Hasen, die Azteken lagen ähnlich, aber dort waren es Kaninchen und die Leute in Gambia erkennen im Mond ein Krokodil! Südafrika dagegen spricht von der Frau im Mond.

Und uns fiel als erstes ein: Punkt, Punkt, Komma Strich – fertig ist das Mondgesicht. Und wenn man sich die Smileys in den Emails betrachtet, Emoticons genannt, bleibt das Mondgesicht nun auch im digitalen Raum erhalten. Was das alles mit dem Buch von Zack Scott zu tun hat, das im amerikanischen Original 2017 erschienen ist. Nichts. Und gerade deshalb habe ich es gerne gelesen, wobei der Begriff Lesen schon mal nicht hinhaut, denn im ersten Teil geht es um Zeichnungen, Skizzen, Grundrisse von Rakete, Raumanzügen, Fahrwerke, Hydraulik etc. Das hat etwas Dingliches, was geradezu das Gegenteil von all den kulturgeschichtlichen, auch esoterischen Verweisen ist und gut tut.

Angefangen hatte ich mit dem Schluß, dem Glossar, wo eine Zusammenfassung von Technik und himmlischen Phänomenen wie Gravity-Gravitation eine gute Übersicht über das Buch liefert.

Die über 160 Seiten haben vier Kapitel:

Maschinerie: Die Raumschiffe. Raketen und Bodenausrüstung des Apollo-Programms
Missionen: Zusammenfassung der Missionen Apollo1 bis Apollo17, einschließlich der unbenannten Missionen
Menschen: Kurzportraits der zwölf Astronauten, die den Monde betreten haben
Mehr...Statistiken Fakten und Infografiken zum Mond und zum Apollo-Programm
Glossar...

Wir fanden es spannend, diese technischen Voraussetzungen durchzublättern, und z.B. in den Raumanzügen deren lebenserhaltends Lebenserhaltungssystem zu studieren. Auf einen Blick hat man die Auflistung aller Mondunternehmungen, wer, wie, mit welchem Ergebnis.

Doch dann nach längerem Studieren fiel uns ein und auf, daß wir doch ein Buch unbedingt hätten vorstellen müssen. Das von Norman Mailer. Denn der bekannteste Schriftsteller seiner Zeit wurde überredet, den ersten Mondbesuch durch Menschen in packenden Reportagen und eine großen Menge von Fotos zu dokumentieren, mehr, zu feiern. Das ist erschienen im Verlag TASCHEN und beim nächsten Jubiläum stellen wir es vor!

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Info:
Zack Scott, Apollo. Der Wettlauf zum Mond, Droemer Verlag, München 2018