trauma akut.deProjekt „ReScript“ an der Goethe-Universität bietet spezielle Psychotherapie für Menschen, die vor Krieg und Gewalt geflüchtet sind

Hubertus von Bramnitz

Frankfurt amMain (Weltexpresso) - Menschen auf der Flucht sind oft vielfach traumatisiert. An der Goethe-Universität wird eine neue Therapiemethode erprobt. Sie setzt auf die Kraft innerer Bilder.

Menschen, die vor Krieg und Gewalt geflüchtet sind, haben oftmals traumatische Erfahrungen gemacht. Albträume, immer wiederkehrendes inneres Durchleben des Traumas, Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme, Schreckhaftigkeit, Angst und andere intensiv negative Gefühle können die Folge sein. Dies sind Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), für die Betroffenen sind sie mit hohem Leidensdruck verbunden.

Viele geflüchtete Menschen benötigen daher dringend psychotherapeutische Hilfe, wegen hoher Barrieren bleibt diese jedoch oft aus. Ein Projekt, das an der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Goethe-Universität angesiedelt ist, soll den Betroffenen neue Perspektiven geben: Unter dem Namen „Brief Imagery Rescripting for Posttraumatic Stress Disorder in Refugees“ (ReScript) erforscht ein Team unter der Leitung von Apl. Prof. Dr. Regina Steil (Frankfurt), Prof. Thomas Ehring (München) und Prof. Nexhmedin Morina (Münster) die Möglichkeiten einer innovativen Behandlungsform für traumatisierte geflüchtete Menschen. Bei dieser Methode wird die Kraft von inneren Vorstellungsbildern genutzt, die die Patientinnen und Patienten mit Unterstützung der Therapeutin entwickeln, um die Belastung durch die schlimmen Erinnerungen zu senken. Auch die Universität Marburg ist beteiligt (Dr. Cornelia Weise, Dr. Dr. Ricarda Nater-Mewes).

Der Erfolg dieses Behandlungsansatzes konnte bereits mehrfach nachgewiesen werden. Die Behandlung wird von den Krankenkassen finanziert und findet ambulant mit insgesamt zehn Terminen à 100 Minuten statt. Bei Bedarf wird sie dolmetschergestützt durchgeführt.

Insgesamt sollen 90 Betroffene in Frankfurt, Marburg, Münster und München in das Projekt aufgenommen werden. Sie werden in zwei Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe erhält die neue Behandlungsform, die andere Gruppe wird bei der Suche nach Angeboten der Regelversorgung unterstützt. Auf diese Weise erhoffen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weitere Gewissheit über die Wirksamkeit der neuen Behandlung zu erhalten.

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Fördermaßnahme „Forschungsverbünde zur psychischen Gesundheit geflüchteter Menschen“ mit rund 1,03 Millionen Euro gefördert. (https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/forschungsverbunde-zur-psychischen-gesundheit-gefluchteter-menschen-8798.php)

Im Rahmen des Forschungsprojekts werden in Frankfurt ab sofort Therapieplätze für Menschen ab 18 Jahren, die vor Krieg und Gewalt geflüchtet und an einer Traumafolgestörung leiden, angeboten.

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