... und wie mir plötzlich ein Licht aufging

Klaus Jürgen Schmidt

Nienburg/Weser (Weltexpresso) – Den Herrn auf dem Foto lernte ich am Anfang der filmischen Dokumentation kennen als einen großen amerikanischen Erfinder. Richard Jordan Gatling wurde auf einem Bauernhof in North Carolina geboren. Er zeigte bereits früh großes Talent für Maschinenkonstruktionen und erfand eine Maschine zur Aussaat von Reis. Diese war später, zu einem Mähdrescher umgebaut, enorm erfolgreich. Später studierte er Medizin, hat aber nach dem Abschluss nie als Arzt praktiziert. 1849 ließ er sich in Indianapolis nieder, wo er 1850 eine Flachsbrechmaschine und 1857 einen Dampfpflug erfand. ...


Also: das lernte ich nicht alles bei „ZDF neo“, auch nicht, dass er während des amerikanischen Sezessionskriegs (der für die USA mehr Tote forderte als die beiden späteren Weltkriege zusammen) in Indianapolis in der Nähe eines Güterbahnhofs lebte. (Dazu habe ich mich mittlerweile bei WIKIPEDIA schlau gemacht.)
Dort, am Güterbahnhof, habe er oft Leichen von Soldaten gesehen, die vom Schlachtfeld geborgen worden waren. Einmal sah er 19 Tote, von denen nur drei an Schusswunden gestorben waren. Die anderen waren offenbar an Begleiterscheinungen des Krieges wie Krankheiten oder Unterernährung ums Leben gekommen.

Richard Jordan Gatling, so erfuhr ich nun bei „ZDF neo“, hatte einen Geistesblitz. Gezeigt wurde ein Schauspieler, der als Arzt erlebt, wie ein Soldat stirbt, während er – offenbar hilflos – daneben steht.

Bei WIKIPEDIA lese ich später, was ihm Chronisten für diesen Moment angedichtet haben:

„It occurred to me that if I could invent a machine – a gun – which could by its rapidity of fire, enable one man to do as much battle duty as a hundred, that it would, to a large extent supersede the necessity of large armies, and consequently, exposure to battle and disease [would] be greatly diminished.“

Übersetzung:

„Es erschien mir, dass wenn ich eine Maschine – eine Schusswaffe – entwickeln könnte, die mit ihrer hohen Schussrate einen Mann befähigen könnte, wie Hundert zu kämpfen, dann würde das zum Großteil die Notwendigkeit großer Armeen zunichtemachen und in Konsequenz das dem Kampf und den Krankheiten Ausgesetztsein erheblich verringern.“

Und dann erleben wir, wie er aus der Mechanik seiner „Reis-Aussaat-Maschine“ die Idee für das automatische Nachfüllen eines Maschinengewehrs entwickelt, dessen Rohre sich per Handkurbel schussfertig drehen lassen.


Statt Reis-Saat fallen von oben Patronen herunter!

Richard Jordan Gatling hatte „Gutes bewirken“ wollen und was erreicht?

Erraten Sie den Zusammenhang zwischen diesen beiden alten Fotos?






Bild 1 zeigt zwei Gatling-Maschinengewehre, eingesetzt im Zweiten Anglo-Afghanischen Krieg 1879







Bild 2 zeigt die Englische Kirche in Mangalur, Indien, während der Kolonialzeit





INDIEN ist ein Land mit vielen Sprachen. Einer amtlichen Erhebung zufolge gibt es dort insgesamt 1 652 Sprachen bei einer Bevölkerung von mehr als 600 Millionen.

Das Jahr 1706 war von großer Bedeutung für die Bibelübersetzungstätigkeit in Indien. Damals landeten zwei Deutsche, die darauf bedacht waren, die Bibel ins Tamil zu übersetzen. Im Laufe der Zeit erlernte einer der beiden das Tamil, indem er zusammen mit Kindern auf dem Boden saß und im Staub die Buchstaben des Tamilalphabets nachzeichnete. Im Jahre 1714 vollendete er die Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften (allgemein als „Neues Testament“ bezeichnet) ins Tamil. ...



Und hier kommt der Text, der bei mir plötzlich ein Licht aufgehen ließ. Ich fand ihn auf einer Webseite für „Helle Köpfchen“, die für Kinder am Beispiel der Apartheid in Südafrika erklärt, wie dunkel es in Köpfen (und in Herzen) von Europäern auf fremden Kontinenten aussah:

> Afrikaner sah man als "minderwertig" und die Weißen als "überlegene Rasse" und "Herrenmenschen" an. Ungeachtet der bisher bestehenden Gesetze zwangen die Kolonialisten den Einheimischen ihre eigenen Gesetze und ihre Sprache auf. Nicht alle Völker gaben widerstandslos auf: Viele kämpften für ihre Freiheit, unterlagen jedoch der Überlegenheit der europäischen Waffen. Viele afrikanische Völker – vor allem die, die Widerstand leisteten – wurden von den Besatzungsmächten ermordet. ...
Aber es gab auch noch weitere Motive, weshalb Gebiete von europäischen Staaten beschlagnahmt wurden. Beispielsweise sandte die Kirche Missionare aus, um die als "Ungläubige" bezeichneten Völker auch mit brutalen Methoden und Zwang zum christlichen Glauben zu bekehren. Viele Missionare erkundeten zudem unerforschtes Gebiet, das wenig später von den europäischen Armeen erobert wurde. <

Die Saat christlicher Liebe wandelte sich – dank gemeinsamer Interessen von kirchlichen und von weltlichen Fürsten – während vieler Jahrhunderte in Patronen und Kanonenkugeln.


Absender dieser Art von christlicher Botschaft – auch das wissen „Helle Köpfchen“ - waren ausschließlich  EUROPÄER!
 
> Eines der blutigsten Kapitel des Christentums begann 1096 mit dem ersten Kreuzzug. Der damalige Papst rief alle Ritter auf, die Christen im Morgenland und in Jerusalem von den "Nicht-Christen" zu befreien. In Süddeutschland kam es darüber hinaus zu den bis dahin heftigsten Ausschreitungen gegenüber den dort ansässigen Juden. Was geschah, kam einem Völkermord gleich: Die Judengemeinden in den Städten Speyer, Worms und Mainz wurden fast komplett vernichtet. Unterdessen wurde Jerusalem 1099 von den Rittern des Kreuzzuges erobert. ... <
 
.
https://www.kostüme.com/produkt/kreuzzug-ritter-kostuem.html
  



Fotos:

© zitierte Webseiten

Info:
https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Jordan_Gatling

https://de.wikipedia.org/wiki/Gatling-Repetiergesch%C3%BCtz#Entwicklungsgeschichte

https://www.helles-koepfchen.de/kolonialismus_versklavung_und_ausbeutung_afrikas.html

https://www.helles-koepfchen.de/wissen/geschichte-und-kultur/die-grossen-weltreligionen/das-christentum.html

https://calisphere.org/item/aea6d9f6dfaf372afffb91ded6ca30f2/