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Kategorie: Wissen & Bildung
stonehengeSTONEHENGE bleibt rätselhaft. Die Entdeckungen gehen weiter: ZDF, ARTE  und die Ausstellung im WESTFÄLISCHEN LANDESMUSEUM in Herne, Teil 1/3

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Zuerst wollte ich mich ärgern, daß solch wichtige kulturhistorische=archäologische Sendungen gegen Mitternacht kommen, aber dann entdeckte ich, daß es eine Wiederholung war, trotzdem neu für die, die dies voriges Jahr nicht gesehen hatten. Und dann war alles noch ganz anders, denn es war eine weitere Sendung, die gar nichts mit der vorjährigen Terra X-Dokumentation zu tun hatte. Also am 15. August 2021 hatte das ZDF in der Terra X-Serie  DIE VERBORGEN WELT VON STONEHENGE gezeigt, gerade am Samstag, 14..1. Arte RÄSTELHAFTES STONEHENGE - DIE SPUR DER STEINE und zum Dritten läuft die Ausstellung in Herne STONEHENGE. VON MENSCHEN UND LANDSCHAFTEN   bis zum 25. September 2022!


stone8STONEHENGE. Ich war schon da - vor langer Zeit! Die Erinnerung bleibt als etwas Mächtiges und doch Rätselhaftes bestehen. Und das sei gleich vorweg gesagt, auch wenn wir jetzt drei Artikel über STONEHENGE schreiben wollen, bleibt alles ein großes Rätsel, ja es scheint fast, als ob, je mehr man gewissermaßen technisch herausbekommt, was die Beschaffenheit der Steine, ihre Herkunft, ihre Bearbeitung angeht, um so dunkler wird das WARUM und WOZU der Anlage selbst. Unsere Wissenschaften heute können uns Erklärungen anbieten, aber unsere Interpretationen bleiben immer im Wahrscheinlichkeitsbereich. Das ist nicht bei allen Megalithen so. Aber bei STONEHENGE und Konsorten schon. Die Vielzahl ist erstmal das für mich Neue. Und da muß man mit der Worterklärung anfangen: Wissen Sie was HENGE bedeutet? Das ist kein Ortsname, ja, klar, STONE haben Sie als STEIN identifiziert, aber HENGE heißt jedes neolithische Erdwerk, das auf eine ganz besondere Art gebaut wurde: meist rund, auch ovale Flächen, die laut Experten einen Durchmesser von rund 20 Metern bis 480 Metern erreichen, die von einem Erdwall umgeben sind, der meist noch nach innen einen Graben hatteund hat. Und von solchen Henges, besser: Henge-Monumenten gibt es im Vereinigsten Königreich rund 120! Das einmal zur Einzigartigkeit von STONEHENGE, das also nicht als Anlage das Bemerkenswerte ist, sondern durch seine Monumentalität und den Erhaltungszustand zum Besonderen wurde.

In den erst im nächsten Artikel mit neuer Ekennntis betonten BLAUSTEINEN  der Anlage - Erklärung also später - , die ursprünglich aus den Preselli Bergen in WALES stammen, können wir auch den innerbritischen Zwist erkennen, die natürlich historischen HIntergrund haben, mir aber nicht so geläufig waren: Denn STONEHENGE im Süden Englands, ist englisches Territorium, die gewissen Preseli Berge aber sind nichtenglischen Ursprungs, nämlich aus WALES, alles gehört zu Großbritannien, wir aber sagen leicht 'englisch' zu allem, was 'britisch' ist. Ich zumindest.

stone11Wir müssen mit den Voraussetzungen fortfahren. Neolithisch sagt man, wenn es eine Neusteinzeit gibt, so auch eine Altsteinzeit und sogar eine Mittelsteinzeit. Das Neolithikum setzt man ab ca. 5 000 Jahre v.Chr., also vor 7 000 Jahren an, aber für den Bereich der Megalithen, der großen Steine und Steinhaufen ca. ab 3 000 v.Chr.. Diese Jungsteinzeit ist die erste uns bekannte Zeit, in der es über den geographischen Begriff Europa - der Begriff selbst kommt natürlich später - so etwas wie ein globalisiertes Europa zeigt, soll heißen, daß sich kulturelle, durch Menschen verursachte Bauten oder Dinge in verschiedenen Teilen Europas zeigen. Für England sind das die Megalithen, aber auch für die Bretagne im Besonderen, auch für Westfalen - darum die Ausstellung im dritten Teil - und Teile Skandinaviens eben auch. So kommen auch unsere Spezialbegriffe für diese Steine aus der bretonischen Sprache! So bedeutet DOLMEN auf bretonisch DOL=Tisch und MENHIR setzt sich zusammen aus MEN= Stein und HIR=lang. Warum man aber von der ersten Globalisierung Europa spricht, hat noch mehr mit der Schnurkeramik zu tun, mindestens seit 2 700 Jahre v.Chr. und als Glockenbechernetzwerk von der iberischen Halbinsel bis in den Norden verbreitet, ganz besonders auf den westlichen britischen Inseln. Wir bleiben bei den Steinen, dennoch ist das Gemeinsame in so früher Zeit erstaunlich.

Wir müssen mit den Erklärungen beim nächsten Artikel weitermachen, damit noch über die obige Fernsehsendung Raum bleibt. Obwohl man natürlich mit der Anlage von STONEHENGE beginnen müßte, die aber erst im dritten Artikel kommt, weil die Ausstellung in Herne uns so wunderbares Bildmaterial an die Hand gibt.

Grundaussage der Macher der obigen Sendung war: "Seit fast 5000 Jahren gibt Stonehenge Rätsel stone10auf. Neue Entdeckungen in der Nähe des berühmten Monuments sorgen jetzt für Schlagzeilen. Archäologinnen und Archäologen mehrerer Universitäten haben eine außergewöhnliche Kreisformation enthüllt, die den Blick auf Stonehenge verändert: Ist die Steinkreisanlage Krönung einer langen Entwicklung? Dieser Frage geht die "Terra X"-Dokumentation "Die verborgene Welt von Stonehenge" nach. Österreichische und englische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, unter der Leitung von Prof. Wolfgang Neubauer und Prof. Vincent Gaffney, entlockten mit Metalldetektoren, Bodenradar, elektromagnetischen Sensoren und Lasern dem Untergrund Hunderte verborgene archäologische Strukturen. Die Forscherinnen und Forscher bestätigen, dass Stonehenge keine isolierte Anlage war, sondern das Zentrum einer gewaltigen heiligen Landschaft, das im Lauf der Zeit immer weiter ausgebaut wurde. Erstmals lässt sich nachvollziehen, wie wechselnde Kulturen denselben Ort auf immer neue Weise genutzt und ihm jeweils einen neuen Sinn verliehen haben."

stone4Da hat uns erst einmal interessiert: "Warum österreichische Wissenschaftler?" Denn auch die Ausstellung in Herne ist - und der Katalog wird nicht müde, das zu beteuern, daß das österreichische  Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI ArchPro) das meiste zur Ausstellung beigetragen habe, was eine Vorausstellung im MAMUZ in Mistelbacher (das erreicht man über Wien-Floridsdorf nach Osten über Münichsthal, schon dortgewesen!) ausgewiesen hat. Aha: Die Archäologen des Instituts arbeiten mit ihren Kollegen von der Universität Birmingham zusammen am Komplex STONEHENGE. Und was das nach dem berühmeten Ludwig Boltzmann - in Wien im 9. Bezirk erinnert die Boltzmanngasse an ihn - genannte Institut angeht, scheint es in wissenschaftlicher Hinsicht auf gleicher Ebene mit unseren Max-Planck, Fraunhofer etc. Instituten, also einem sehr hohen Level.

In der Terra X-Dokumentation wird die lange Forschungsgeschichte wiedergegeben und werden die aktuellen Erkenntisse in die Gesamtgeschichte der Anlage eingeordnet. Nur mit Hilfe von Animationen kann man überhaupt versuchen, visuell die unterschiedlichen Bauphasen der Steinhaufen zu bestimmen und die Frage zu klären versuchen, was die Menschen dieser Zeit mit so monumentalen Bauwerken angefangen haben, also, wem oder was das Ganze diente.  "Wir analysieren immer noch Terabyte von Daten, die wir gesammelt haben. Es ist quasi eine virtuelle Ausgrabung, in der wir immer wieder Neues finden", so der Leiter des Projekts, Prof. Wolfgang Neubauer.

Fortsetzung folgt

Fotos:
Titel: Neue Entdeckungen bestätigen, dass Stonehenge nur ein kleiner Teil einer ganzen Ritual-Landschaft ist, die die Menschen vor mehr als 5.000 Jahren errichteten.
© ZDF/getty images/room/October Films
andere Fotos: ©Katalog