reiter lesender knabeAber in Deutschland immer noch vom Elternhaus abhängig. Ein Nationaler Lesepakt soll zumindest das Lesen fördern

Elisabeth Römer

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Laut UNESCO-Weltbildungsbericht hängt auch in Deutschland eine gute Bildung noch immer viel zu sehr vom Elternhaus ab. Der Nationale Lesepakt setzt sich dafür ein, allen Kindern durch eine entsprechende Leseförderung die notwendigen Kompetenzen für eine erfolgreiche Zukunft mitzugeben.

Die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen sind noch immer sehr ungleich verteilt. Zu diesem Ergebnis kommt der UNESCO-Weltbildungsbericht, dessen deutschsprachige Kurzfassung am heutigen Dienstag vorgestellt wurde. Dies betrifft jedoch nicht nur die Zukunftschancen von Kindern im weltweiten Vergleich – auch in Deutschland beginnen nicht alle Kinder ihren Lebensweg unter den gleichen Voraussetzungen.

So können hierzulande mehr als sechs Millionen Erwachsene nicht richtig lesen und schreiben. Entsprechend gering ist die Chance, dass sie ihre eigenen Kinder für das Lesen begeistern. Die betroffenen Jungen und Mädchen haben später oftmals selbst Schwierigkeiten lesen zu lernen sowie sich Informationen selbstständig zu erschließen. Schon früh müssen diese Kinder und Jugendlichen einen Bildungsrückstand gegenüber Gleichaltrigen aufholen, denen zu Hause von klein auf regelmäßig vorgelesen wurde.

Um diesen Missstand zu beheben, hat die Stiftung Lesen zu Beginn des Jahres 2021 den Nationalen Lesepakt initiiert. Dieser wird auch vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels mitgetragen und hat das Ziel, dass alle Kinder und Jugendlichen in Deutschland lesen und schreiben können.

Mittlerweile gehören der stetig wachsenden Allianz rund 200 Akteure aus allen gesellschaftlichen Bereichen an. Dazu zählen die Führungsebenen der Bundes- und Landesregierungen, Kommunen, Unternehmen, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände, Gewerkschaften, Interessensvertretungen von Eltern, pädagogische Fachkräfte, Bibliotheken, Verlage, Medienhäuser, Buchhandel, Kinderärzte, Sozialverbände und Kirchen.

Auch die UNESCO ruft alle staatlichen und nichtstaatlichen Akteure auf, sich für bessere Bildungschancen für alle Kinder einzusetzen. So heißt es in einem Statement der Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Maria Böhmer anlässlich des Weltbildungsberichts 2021/2022: „Bildung ist ein Menschenrecht! Wenn Chancengerechtigkeit sichergestellt ist, können nichtstaatliche Akteurinnen und Akteure einen wichtigen Beitrag zur Bildungsqualität leisten.“

„Die Leseförderung von Kindern als Grundvoraussetzung für gerechte Bildungschancen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die von möglichst vielen Akteuren mitgetragen werden muss. Wir möchten im Rahmen des Nationalen Lesepakts neue Kooperationen in diesem Bereich entwickeln und bestehende Netzwerke erweitern. Nur so können wir unserem großen Ziel näherkommen, Kindern durch eine gute Lesekompetenz den Weg in eine erfolgreiche Zukunft zu ermöglichen“, so Dr. Jörg F. Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen.

Über die Stiftung Lesen:

Es fängt mit Lesen an: Lesen ist die zentrale Voraussetzung für Bildung, beruflichen Erfolg, Integration und zukunftsfähige gesellschaftliche Entwicklung. Die Stiftung Lesen führt in enger Zusammenarbeit mit Bundes- und Landesministerien, wissenschaftlichen Einrichtungen, Stiftungen, Verbänden und Unternehmen bundesweite Programme, Kampagnen, Forschungs- und Modellprojekte durch, zum Beispiel den Bundesweiten Vorlesetag im November. Die Stiftung Lesen steht unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten und wird von zahlreichen prominenten Lesebotschaftern unterstützt.
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Foto:
Lesender Knabe von Johann Baptist Reiter
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