Urzeit-Brille versetzt die Senckenbergmuseumsbesucher in Frankfurt in die Welt der Dinos

Konrad Daniel

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das ist nun das dritte Mal, daß ich mir diese Brille aufsetze, die mich in eine andere Welt versetzt, obwohl ich brav auf meinem Stuhl sitzen geblieben bin oder - wie im Foto - mal in den ersten Stock gestiegen bin und auf die Welt hinabschaue, die sich mir völlig realistisch bietet.

Das eine Mal war es die Simualation auf der Pressekonferenz der B3, nein, weder der Bundesstraße, die durch Frankfurt führt, noch des Verlages, der auch hier residiert, sondern der Biennale des bewegten Bildes, des Festivals, das gerade in China vorführte, wie man Realität in Phantasie einbindet und umgekehrt. Mit einem Riesenerfolg für die Hessen. Das zweite Mal durfte ich gerade auf der Buchmesse dem Schöngesang einer Opernsängerin lauschen, der man geradezu ind en Busen schaut, wenn sie auf einer Opernbühne um Leben und Liebe leidet und das dritte Mal haut es nun den größten Eskimo vom Schlitten. In der Tat  brauchen Besucher zukünftig im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt starke Nerven: Ein ausgewachsener Langhalssaurier kommt ihnen ziemlich nah, wenn er seinen Kopf so weit es geht nach vorne reckt, um zu sehen, wer ihn da beobachtet.

Zum Glück ist der Koloss nur virtuell wenige Zentimeter entfernt. Eine Urzeit-Brille erweckt den Dino mittels Virtual-Reality-Technik zum Leben – und den Sauriersaal gleich mit. Ab dem 16. Dezember können Besucher im Museum zwischen 11 und 16 Uhr auf Tuchfühlung mit dem Urzeitriesen gehen. Entwickelt wurde die virtuelle Reise in die Vergangenheit in Zusammenarbeit mit der Hochschule Mainz - University of Applied Sciences im Fachbereich Zeitbasierte Medien. Als Vorgeschmack stellt der Spieleentwickler Crytek die Virtual-Reality-Demo „Back to Dinosaur Island“ dem Museum zur Verfügung. Vom 11. November bis 11. Dezember 2016 ebenfalls zwischen 11 und 16 Uhr können Besucher in die Urzeit eintauchen und als frisch geschlüpfter Dino Abenteuer bestehen.

Wie haben sie ausgesehen, wie haben sie sich bewegt und in welcher Umgebung lebten sie? Dinosaurier faszinieren Kinder genauso wie Erwachsene. Die neue Urzeit-Brille erlaubt es den Besuchern des Senckenberg Naturmuseums virtuell in die Vergangenheit zu reisen und sich den Urzeitriesen anzusehen, als würde er lebendig im Museum stehen. In wenigen Augenblicken verwandelt sich der Dinosauriersaal in einen Urwald, den Flugsaurier durchsegeln und in dem ein Diplodocus longus neugierig umherstapft. Entwickelt und realisiert wurde das Projekt gemeinsam mit dem Fachbereich Zeitbasierte Medien der Hochschule Mainz - University of Applied Sciences.

Damit die Urzeit-Brille realistisch wirkt, nimmt jedes Auge nur eine Hälfte des integrierten Bildschirms wahr, so dass die Illusion von Tiefe entsteht, ein dreidimensionales Bild. Dreht der Besucher oder die Besucherin den Kopf, wird dies auch in der virtuellen Welt umgesetzt und er oder sie sieht einen entsprechenden Bildausschnitt – ganz so wie in der Realität. Etwas Übung ist erforderlich, da bei der ersten Nutzung ein leichtes Schwindelgefühl vorkommen kann. „Deshalb können Besucher die Urzeit-Brille im Sitzen nutzen, um das Erlebnis zu genießen“, erklärt Dr. Bernd Herkner, der Leiter der Abteilung Museum.

Realisiert hat die Anwendung Alexander Oster, gemeinsam mit seinem betreuenden Professor Michael Orthwein im Rahmen seiner Masterarbeit an der Hochschule Mainz - University of Applied Sciences im Fachbereich Zeitbasierte Medien. Bereits im April 2015 begann die Planung, im September nahm Oster Kontakt mit dem Museum auf. „Ich war sofort begeistert. Es ist eine tolle Ergänzung, die wir zu unseren Originalen anbieten können. Uns ist die wissenschaftlich möglichst korrekte Wiedergabe wichtig, zum Beispiel was die Fortbewegung und den Körperbau des Dinosauriers angeht. Das haben wir zusammen mit der Hochschule so gut wie möglich umgesetzt und das Ergebnis kann sich sehen lassen!“, freut sich Herkner. Ab dem 16. Dezember steht die Urzeit-Brille im Museum zur Verfügung. Ein kleiner Obolus kostet die Nutzung, um das aufwändige Projekt zu refinanzieren.

Als Vorgeschmack auf die dauerhafte virtuelle Anwendung präsentiert der namhafte Spielehersteller Crytek das Virtual-Reality-Spiel „Back to Dinosaur Island“ für vier Wochen im Museum. Vom 11. November bis 11. Dezember können Besucherinnen und Besucher virtuell in die Haut eines kleinen Dinos schlüpfen, der gerade aus dem Ei gekrochen ist und einige Abenteuer bestehen muss.

Crytek ist eines der größten deutschen Unternehmen der Computerspiele-Branche, mit Hauptsitz in Frankfurt. Das Studio ist besonders für die Entwicklung einer eigenen 3D-Spiele-Engine bekannt, die als technisch weltweit führend gilt und besonderes Lob für die realistische Darstellung erhält. „Bei diesem Spiel zeigt sich, was technisch im Virtual-Reality-Sektor alles möglich ist“, sagt Museumsleiter Herkner. Durch die Aufhebung des Bildschirmrandes wird das
Gesehene von unserem Gehirn als Erlebtes wahrgenommen. „Deswegen ist diese Technologie gerade für uns als Museum spannend. In Sekundenschnelle können wir den Besucher gefahrlos in einen anderen Raum und eine andere Zeit katapultieren. Dennoch soll diese Technologie das Original nicht ersetzen, sie kann es aber auf eine spannende und äußerst lebendige Art ergänzen“, fährt Herkner fort. Der Hintergrund der Demo „Back to Dinosaur Island“, die bereits im April letzten Jahres veröffentlicht wurde, ist die Entwicklung des Spiels „Robinson: The Journey“, ein VR-Action-Abenteuer, das für Playstation VR im Handel
erhältlich ist.

 

Foto: Vom Balkon im ersten Stock blickt der Besucher in Zukunft auf die virtuelle Welt (c)  Alexander Oster


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www.senckenberg.de.

2016 ist Leibniz-Jahr. Anlässlich des 370. Geburtstags und des 300. Todestags des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (*1.7.1646 in Leipzig,† 14.11.1716 in Hannover) veranstaltet die Leibniz-Gemeinschaft ein großes Themenjahr. Unter dem Titel „die beste der möglichen Welten“ – einem Leibniz-Zitat – rückt sie die Vielfalt und die Aktualität der Themen in den Blick, denen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der bundesweit 88 Leibniz-Einrichtungen widmen.
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