a akhanli und zugunsten des von der Auslieferung an die Türkei bedrohten deutschen Schriftstellers Doğan Akhanlı

Hubertus von Bramnitz

Darmstadt (SWeltexpresso) - Das haben wir uns schon gedacht: Wie soll der Mann, der als freier Autor sicher nicht über Reichtümer verfügt, das machen, daß er jetzt in Spanien maximal vier Wochen am Ort bleiben muß. Er wollte kurzen Urlaub machen und muß nun langen Arrest in Kauf nehmen.

Wer zahlt die Unterkunft, wer das Essen und das Leben im Ausland? Die Verursacherin der Misere, die Türkei, sicher nicht. Und vor allem, wer übernimmt die Anwalts- und Gerichtskosten. Die Türkei wieder nicht oder wird sie vom Gericht dazu verdonnert? Das glauben wir nicht.  Von daher stößt der Spendenaufruf vom Deutschen PEN für den deutschen Autor mit türkischen Wurzeln auf offene Ohren. Hier ist er: 

Wie durch die Medien in den vergangenen Tagen ausführlich berichtet, betreibt die türkische Regierung ein Auslieferungsverfahren gegen den deutschen Autor türkischer Herkunft Doğan Akhanlı. Ein Madrider Gericht hat Doğan Akhanlı zwar die Untersuchungshaft erspart, doch darf er bis zur gerichtlichen Entscheidung Spanien nicht verlassen und muss sich bei der Madrider Polizei wöchentlich melden.

Dieser Zwangsaufenthalt des Ehepaars Akhanlı, der zunächst einmal bis zu 40 Tage dauern kann, sowie die Kosten für seinen deutschen und seinen spanischen Anwalt müssen durch Doğan Akhanlı getragen werden. Dabei handelt es sich um Kosten, die die finanziellen Möglichkeiten der Familie übersteigen.

Das Auslieferungsbegehren ist unserer Überzeugung nach allein politisch motiviert aufgrund der kritischen Haltung Doğan Akhanlıs gegenüber dem gegenwärtigen türkischen Regime sowie seines Einsatzes für das Erinnern an den Völkermord gegen die Armenier im Jahr 1915, ein Verbrechen, das in der Türkei nicht als solches bezeichnet werden darf. Doğan Akhanlı wurde u.a. mit dem Menschenrechtspreis des evangelischen Kirchenkreises Köln sowie durch das Bündnis für Demokratie und Toleranz ausgezeichnet. Seine Projekte sind außerdem durch die Bundesstiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft gefördert worden.

Aus diesem Grund bitten wir um Spenden für Doğan Akhanlı. Die gespendeten Gelder werden ausschließlich für die im Zusammenhang mit dieser gerichtlichen Auseinandersetzung entstehenden Kosten verwendet. Sollte ein Überschuss verbleiben, würde der Betrag dem Writers-in-Prison-Programm des PEN-Zentrums Deutschland zugute-kommen, in dem wir uns für verfolgte und inhaftierte Autoren und Journalisten einsetzen, nicht zuletzt für die beängstigend vielen Kolleginnen und Kollegen in der Türkei.


Modalitäten

Spenden können unter dem Stichwort: „Dogan Akhanli“ an das PEN-Zentrum Deutschland e.V. gerichtet werden.

Unsere Bankverbindung dafür lautet:

Volksbank Darmstadt-Südhessen eG
IBAN: DE22 5089 0000 0058 9207 11
BIC: GENODEF1VBD

Das PEN-Zentrum Deutschland ist als gemeinnützig anerkannt. Spenden können steuerlich geltend gemacht werden, wir stellen auf Wunsch eine Spendenbescheinigung aus.

Carlos Collado Seidel
Generalsekretär des Deutschen PEN

Foto:
Mit Absicht haben wir ein Foto des Autors genommen, das ihn mit seinem deutschen Landsmann mit ebensolchen türkischen Wurzeln zeigt: Fatih Akın, wie die türkische Schreibweise wäre, die wir gerne mit Akin eindeutschen, denn dieser ist 1973 in Hamburg geboren. Das Foto ist wichtig, denn es zeigt einerseits, wie verbunden so viele mit dem als außerordentlich aufrecht und einfühlsam beschriebenen Autor sind, den wir nicht persönlich kennen. Wir kennen aber Fatih Akin und wissen, wie aufrecht auch dieser seinen Weg geht. Akin verdankt Akhanli sehr viel, denn durch ihn hatte er den Bezug zum schrecklichen Massenmord an den Armeniern durch die Türken von dazumal so dicht erhalten, daß dies ihn zu seinem ergreifenden Film THE CUT anregte. Akin selbst nun wieder ist gerade bei den Filmfestspielen von Cannes durch den neuen Film AUS DEM NICHTS aufgefallen, wo die in Hollywood tätige deutsche Schauspielerin Diane Kruger, die noch nie in einem deutschen Film aufgetreten war, den Darstellerinnenpreis erhielt. Der Film läuft im November 2017 in Deutschland an.  © ksta.de

Info:
Das PEN-Zentrum Deutschland ist eine von derzeit weltweit 150 Schriftstellervereinigungen, die im PEN International zusammengeschlossen sind. PEN steht für Poets, Essayists, Novelists. Die ursprünglich 1921 in England gegründete Vereinigung hat sich als Anwalt des freien Wortes etabliert und gilt als Stimme verfolgter und unterdrückter Schriftsteller.