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Kategorie: Zeitgeschehen
Vortrag im Frankfurter Institut für Stadtgeschichte am 9. Oktober

Klaus Hagert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Für ganz wichtig halten wir diese drei Vorträge, deren erster am Montag, 9. Oktober stattfindet. Bitte lesen Sie die Ankündigung gut durch. Die Vorträge sind Bestandteil der Aktion des Gedenkens an die Grauen Busse, deren künstlerisches Abbild derzeit auf dem Rathenauplatz steht. 

Nachdem schon bei der Eröffnung in zwei Festreden der zuständigen Frankfurter Dezernenten die Ungeheurlichkeit unterlief, daß derjenige, der in Hessen maßgeblich die Aufarbeitung der Euthanasiemorde versucht hatte, der Hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer überhaupt nicht erwähnt wurde, der immer nur mit den Ausschwitzprozessen in Verbindung gebracht wird, dessen eigentliches Anliegen aber die Aufklärung der deutschen Bevölkerung über die Euthanasiemorde und die juristische Aufarbeitung dieser Verbrechen war, nachdem also dort Schweigen war, kommt er in der Ankündigung für die Vorträge auch nicht vor. Wir bauen aber darauf, daß sich die Referenten dessen erinnern. Denn für Bauer war dies nicht nur der wichtigste Prozeß gegen die Menschlichkeit, sondern er mußte zudem feststellen, daß in den Sechziger Jahren für viele Deutsche die Euthanasiemorde noch völlig 'in Ordnung' und angebracht schienen.

Am Montag, 9. Oktober, beginnt um 18.30 Uhr mit dem Vortrag von Gerrit Hohendorf zum Thema „Rassenhygienische ,Ausmerze‘ und Ökonomie der Erlösung. Die ,Euthanasie‘-Morde im Nationalsozialismus und ihre Nachwirkungen“ ein neuer Vortragszyklus im Institut für Stadtgeschichte.

Im Fokus der Reihe stehen die medizinhistorischen Ereignisse der systematischen Ermordung von Menschen mit physischen oder psychischen Beeinträchtigungen im „Dritten Reich“. In den Jahren 1939 bis 1945 wurden etwa 300.000 Männer, Frauen und Kinder im Rahmen des nationalsozialistischen „Euthanasie“-Programms im damaligen deutschen Reichsgebiet, aber auch in den besetzten Gebieten Polens, der Sowjetunion und der Tschechoslowakei ermordet. Sie lebten in Heil- und Pflegeanstalten, wurden in „Kinderfachabteilungen“ eingewiesen, waren zur Arbeit in Deutschland gezwungen oder wurden in den Konzentrationslagern als „lebensunwertes Leben“ aussortiert.

In seinem Vortrag beleuchtet der Münchner Professor Gerrit Hohendorf die Hintergründe, die Umsetzung und die gesellschaftlichen Nachwirkungen der ersten systematischen Massenvernichtungsaktion im Nationalsozialismus, die zugleich als ein wesentlicher Schritt auf dem Weg in den Holocaust verstanden werden kann.

Der Vortragszyklus wird mit zwei Veranstaltungen fortgesetzt: Jan Erik Schulte, Leiter der Gedenkstätte Hadamar, stellt am 29. Januar 2018 die Geschichte der Landesheilanstalt Hadamar vor, in der 1941 bis 1945 rund 15.000 Menschen ermordet wurden. Peter Sandner, referiert am 23. April 2018 über die Verwaltung des Krankenmordes und die Rolle der Stadt Frankfurt.

Foto: ©

Info:
Die Teilnahme ist kostenfrei. Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr im Dormitorium des Karmeliterklosters, Münzgasse 9. Aktuelle Informationen gibt es unter http://www.stadtgeschichte-frankfurt.de im Internet und zum Begleitprogramm der Präsentation des „Denkmals der Grauen Busse“ unter http://www.die-grauen-busse-frankfurt.de .