F Reformation 3 c Heike LydingOberbürgermeister Feldmann und Stadtdekan Knecht anlässlich des Lutherjahres in der Paulskirche: ‚Miteinander leben, voneinander lernen‘

Klaus Hagert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Überall Reformationsfeiern, ob es den einen paßt oder den anderen nicht. Durch manches muß man durch und Haltung bewahren. Und im Ernst, man konnte, wenn man wollte, viel lernen in diesem Jahr, daß zwar zum Lutherjahr wurde, aber doch als 500. Reformationsjubiläum gedacht ist - und ist!

So hing zwar auch über der Bühne der Paulskirche Martin Luther, aber die Reden gingen über ihn hinaus. Schließlich weiß jeder, daß Menschen fehlbar sind und auch ein Martin Luther Herrliches hervorgebracht und Dummes gemacht hat. Aber das sagen nur wir, denn in den offiziellen Ansprachen und Feiern wird sehr viel staatstragender gesprochen. Aber seien wir ehrlich. Die ganzen Ausstellungen, die ganzen Feierstunden haben nur deshalb ihre Besucher, weil etwas dran ist, sowohl an der Reformatin, die die Welt veränderte, wie auch an Martin Luther, der ja die Abspaltung von der Katholischen Kirche gar nicht wollte und so richtig positiv von den Deutschen tatsächlich wegen seiner sprachlichen Kraft hatte. Wie sehr wäre heute bei diesem Sprachmix, wo sich die gerne fortschriftlich nennen, die die Anglizismen im Munde tragen oder gleich bei Pressekonferenzen und Veranstaltungen vorschlagen, alles auf Englisch zu sagen, "denn dann können ja alle das verstehen". Unglaublich. Da möchte man doch gerne einen Luther reinschlagen. Jetzt aber zur Veranstaltung:

F Reformation 1 c Heike LydingBei der Gedenkstunde anlässlich des 500. Jahrestages der Reformation sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann in der Paulskirche: „Es ist ein großes Verdienst der protestantischen Kirche, dass sie auf den Dialog der Religionen setzt, dass sie offen für den Austausch ist. Nur wenn wir miteinander leben und voneinander lernen, über alle vermeintlichen Unterschiede hinweg, können wir einander verstehen und von bloßer Toleranz zu Akzeptanz finden. Dies kann und soll nicht der Staat oder die Stadt allein leisten, sondern es ist eine Aufforderung an jeden Einzelnen, mit Neugier aufeinander zuzugehen. Unser Frankfurt ist vielleicht ein Modell: Der Dialog zwischen unseren verschiedenen Religionen ist beispielgebend, so wie die gelebte Ökumene. Mein ausdrücklicher Dank an die Evangelische Kirche, denn sie ist nicht nur offen dafür, sondern sie schafft Räume für diesen Diskurs und treibt ihn an. Wir freuen uns sehr auf den Ökumenischen Kirchentag 2021 hier in unserer Heimatstadt.“

Der Evangelische Stadtdekan, Dr. Achim Knecht, hob in diesem Zusammenhang hervor: „In jedem Menschen gibt es aufgrund der Zuwendung Gottes etwas Unantastbares, das ihm Freiheit und eine unverlierbare Würde verleiht. Das ist für uns ein bis heute wichtiger Impuls der Reformation. Die Evangelische Kirche bejaht darum die Pluralität von Meinungen und Glaubensüberzeugungen in unserer Gesellschaft. Sie versucht aber, das Gemeinwesen mit zu gestalten und Frieden und Gerechtigkeit in einem umfassenden Sinn zu fördern. Für die Evangelische Kirche ist es selbstverständlich, mit allen Menschen und gesellschaftlichen Gruppen guten Willens zusammenzuarbeiten und den Dialog zu pflegen.“

F Reformation 2 c Heike LydingDie Festrednerin und Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchtages, Professorin Julia Helmke, sagte: „Kaum eine Stadt passt deshalb besser als Gastgeberin für einen Kirchentag als Frankfurt. Eine Stadt, in der Vielfalt und Unterschiedlichkeit Markenzeichen sind, mit einer Bürgergesellschaft, in der die Welt zu Hause ist. Die Vervielfältigung des christlichen Glaubens ist diejenige Facette der Reformation, für die die Stadt Frankfurt steht. Denn in keiner anderen Stadt in Deutschland gibt es so viele verschiedene Kulturen, christliche Kirchen und verschiedene Religionsgemeinschaften. So geht Reformation im besten Sinne des Wortes weiter, wenn nach diesem so ökumenischen und internationalen Reformationsjahr 2017 der dritte Ökumenische Kirchentag 2021 hier in Frankfurt geplant ist und vorbereitet wird.“

Fotos: © stadt-frankfurt; Heike Lyding