p antisemitÜber die Selbstentblößung eines Antisemiten vor dem jüdischen Restaurant Feinberg's in Berlin, Teil 1/2

Matthias Küntzel

Hamburg (Weltexpresso) - Fassungslos hatte die Weltexpressoredaktion im Fernsehen den Auftritt eines pöbelnden Angetrunkenen verfolgt, der einen anwiderte und bei dem einem als erstes nicht nur NAZI einfiel, sondern auch, daß Trunkene und Kinder ihre Wahrheit sprechen. So sieht er also aus, der deutsche Antisemit. Und so spricht er, was das Video wiedergibt. Es ist Dienstag, 14 Uhr: Das Feinberg’s liegt an der Fuggerstraße. Durch das Fenster sieht man einen Davidstern hinter der Scheibe, eine Menora - das ist der siebenarmiger Leuchter mit religiösem Gehalt, während der neunarmige Leuchter  Chanuka repräsentiert -  auf dem Fenstersims.

Betreiber Yorai Feinberg (36) trinkt mit seiner Freundin Kamila Thomas (30), die ein benachbartes Steakhaus führt, einen Kaffee vor dem Restaurant, als der aus Thüringen stammende Mann sich ihnen nähert.Als wir hörten, daß sich Matthias Küntzel das alles genauer angehört hatte, freuten wir uns, seine Ausarbeitung in zwei Teilen veröffentlichen zu können.„Die Masse deutscher Krypto-Nazis wird im Erfolg der AfD bei der letzten Bundestagswahl eine Ermutigung, wenn nicht ein Fanal sehen“, schrieb ich kürzlich und wies am Beispiel Harald Juhnkes darauf hin, dass Auschwitz-Phantasien („Leute wie dich hätte Hitler vergast“) vornehmlich Deutschen herausrutschen.

Ein Musterbeispiel für das, was ich zu beschreiben suchte, liefert nun das Video, das ein Gast des jüdischen Restaurants Feinberg‘s in Berlin-Schöneberg über die antisemitische Attacke eines Berliner Bürgers aufgezeichnet hat. Wir wissen derzeit nicht, ob es sich bei dieser Person um eine Figur aus dem rechtsradikalen Milieu handelt oder um einen normalen Durchschnittsdeutschen. Bekannt ist lediglich, dass er bei seinen Verbalangriffen angetrunken war.

Das wertet dieses Dokument jedoch nicht ab, sondern steigert eher seinen Wert, pflegen doch im Suff auch jene antisemitischen Denkstrukturen zum Vorschein zu kommen, die der Judenhasser im nüchternen Zustand zu unterdrücken sucht.

Die Auseinandersetzung vor dem Feinberg’s liefert Aufschlüsse über den Antisemitismus unter Deutschen, weshalb ich im Folgenden den Wortlaut der Verbalattacken, sofern man sie akustisch identifizieren kann, dokumentiere und anschließend kurz kommentiere.

Nicht minder aufschlussreich ist der emotionale Duktus, in dem die Beschimpfungen vorgetragen wurden, weshalb sich die Sichtung des Sechs-Minuten-Films lohnt. Das Video veröffentlichte die Berliner Zeitung am 21.12.2017. Eine leicht gekürzter Version wurde auch auf youtube gestellt.


DAS DOKUMENT

Der pöbelnde Bürger wird von Yorai Feinberg, dem Besitzer des Restaurants, zur Rede gestellt. Der Video-Mitschnitt beginnt:

Ich muss einfach so reagieren. Ich habe nichts gegen einen Menschen. Aber ihr seid verrückt.


Warum?

Ganz einfach. Weil ihr 70 Jahre Krieg gegen Palästinenser führt. Ihr führt einen Krieg gegen die Palästinenser... Ihr führt einen Krieg. Ihr führt einen Krieg und wollt HIER euch installieren. ... In Berlin! ... Ihr seid GEMEIN. Ihr seid einfach nur gemein. Ihr seid einfach nur verrückt. Zweitausend Jahre wollt ihr das nicht kapieren, dass die einen so sind und die anderen so sind.


Warum sagen Sie, ich sei verrückt?

Weil du HIER bist. Weil du hier bist. In MEINEM Land. In MEINEM Land. Du bist in MEINEM Land. Nicht ich bin in eurem Land. ... Ihr seid Gäste der Palästinenser. Ihr seid GÄSTE der Palästinenser. Ihr seid auch nur GÄSTE. Kein Problem. Ihr seid nur Gäste. Ist dein Problem. Aber du bist nur Gast. Du bist GAST.


Deshalb darf ich kein Restaurant aufmachen?

Doch du darfst es. Aber nicht so brutal. Das ist so brutal. Hör mal, du willst, dass wir dich schützen? Dass ich dich mit MEINEM Geld schütze? Hör mal, du willst, dass ich dich mit MEINEM Geld schütze? Mit MEINEM Geld? Mit meinem Geld? ... Geh doch WEG von hier! Geh doch WEG, geh WEIT weg.


Und Sie können mir das sagen.

Aber ich bin HIER. Und ich lebe hier. Dies ist meine Heimat.


Und ich?

Du hast keine Heimat.


Das ist Antisemitismus.

Ja, bin ich auch. 4 Millionen? Scheiße. Du kriegst AUCH deine Rechnung. Du kriegst deine Rechnung. Du kriegst eine schöne Rechnung in zehn Jahren. In zehn Jahren, bis du nicht mehr lebst. In zehn Jahren lebst du nicht mehr. In zehn Jahren LEBST DU NICHT MEHR.


Wollen Sie mich umbringen?

Ich doch nicht. Ich bin doch nicht Hitler. ... Aber diese Scheiße GEHT NICHT HIER. Es ist nicht mein System. ... Mein LEBEN ist das hier.


Aber meins auch.

Nein. Nein. Nein. Nein. Geh zurück nach Palästina. TRUMP und Palästina, geh doch zurück zu Trump und Palästina, fein. Trump und Palästina ist doch super, geil. Aber es geht nur um Geld bei euch, bei euch geht’s nur um Geld, Geld, Geld. Aber du kriegst deine Rechnung, du kriegst deine Rechnung. Du kriegst deine Rechnung, in fünf Jahren oder zehn Jahren kriegst du deine Rechnung, deine ganze Familie, deine ganze Sippe hier.


Sie werden uns alle umbringen?

Weiß ich nicht. Keine Ahnung. ... Was wollt ihr denn nach 1945 hier. Was wolltet ihr nach 1945 hier? Sechs Millionen Menschen sind umgebracht worden von euch. Was willst du denn hier? ... Was willst du hier. Euch lieben wir nicht. Und was willst du hier? Und warum bist du hier? Warum bist du hier?


Niemand schützt euch. Niemand schützt euch. Ihr werdet alle in der Gaskammer landen. Alle wieder zurück in eure blöde Gaskammer. Keiner will euch, keiner will euch hier, keiner will euch hier, mit euren kleinen jüdischen Restaurants.

Polizist: Hören Sie auf Leute zu beleidigen.

Ich beleidige niemanden. Ich sage nur 70 Jahre Krieg zwischen Palästinensern und Juden.

Sie haben uns bedroht.

Bedroht habe ich euch? Mit Mord bedroht? Oh du bist eine LÜGENSAU. Oh, jetzt geht’s richtig los. Juden lügen. Juden lügen. Juden lügen. Juden lügen. Juden lügen. Ich habe ein Gespräch mit euch geführt.


Foto: © bild.de

Info: Den Informationen aus Funk und Fernsehen nach hatte die Freundin des Restaurantsbesitzer die Aufnahme des widerlichen Vorgangs aufgenommen, was durchs Netz ging und dann vom Fernsehen in der Berichterstattung aufgenommen wurde.