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Kategorie: Zeitgeschehen
p welt.dep freedenizEine Hoffnung auf die Freilassung von Deniz Yücel deutet der türkische Premier Yildirim bei seinem Deutschlandbesuch an, Teil 1/2

Claudia Schulmerich

Berlin (Weltexpresso) – Das kam ja nun dicke. Am gestrigen Mittwoch die vielen Protestveranstaltungen hierzulande zur genau einjährigen Haft des deutschen Journalisten Deniz Yücel in der Türkei und in fast allen Zeitungen sogar auf der ersten Seite die Berichterstattung über die mangelnde Begründung zur Festnahme und die jeder Rechtsstaatlichkeit widersprechende, immer noch fehlenden Anklageschrift, die nötig ist, um überhaupt einen Prozeß zu führen, wo sich Yücel verteidigen kann.

Und am selben Tag und in derselben Stadt Berlin, aber auf anderer Ebene eine Verlautbarung des türkischen Premiers, er wolle im Verhältnis zu Deutschland „eine neue Seite“ aufschlagen. Ach ja. Im Nachhinein müssen sich diese türkischen Scharfmacher wirklich sonst wohin beißen, daß sie einem aufrechten und so schnell nicht kleinzukriegenden Menschen - denn daß er Journalist ist, kommt hinzu, aber bis heute souverän durchgestanden hat er diesen Terror gegen seine Person als Mensch -, daß sie also Deniz Yücel überhaupt eingesperrt haben.

Der Besuch in Berlin soll also eingefrostete Verhältnisse zwischen Deutschland und der Türkei auftauen und damit verbessern. Das glaube ich gerne. Denn die Türkei ist ganz schön unter Druck geraten. Und damit meine ich nicht, die nicht nachlassenden Proteste gegen die so willkürliche Gefangennahme und fortwährende Gefangenschaft, die vereint einmal ein Zentrum in Flörsheim haben, wo Yücels Schwester die regionalen Kräfte bündelt und ein andermal in Berlin, wo in großem Rahmen, einfach weil das Publikum dazu da ist, am Mittwoch eine tolle Prostestaktion im Rahmen einer Buchvorstellung stattfand: Autokorso und Fest, wozu Yücel verlauten ließ: „Ich kann das Tröten bis hierher hören“.

Man kann die Künstler kaum aufzählen, so viele sind es, die öffentlich für die Freilassung Yücels eintreten und wenn nun nach einem Jahr die Prostest noch einmal aufflammten und sich in Berlin konzentrierten, hat das auch damit zu tun, daß eben just an diesem Jahrestag die Vorstellung des Buches von Deniz Yücel WIR SIND JA NICHT ZUM SPAß HIER aus dem Verlag Nautilus in Kreuzberg zu einem heiteren Beisammensein wurde. Denn wenn schon der Spaß nicht im Gefängnis in Istanbul herrscht, dann doch in Berlin bei der Vorstellung seiner Flugschrift, in der Beiträge aus der Haft abgedruckt sind.

FORTSETZUNG FOLGT

Fotos:
Yücel © welt.de