H Ordensverleihung GruppenbildRosemarie Schmidt aus Reiskirchen, Sibylle Starzacher aus Lich, Helga Furnari aus Frankfurt, Karl-Heinz Funck aus Biebertal und Rolf Lutz aus Florstadt

Katharina Klein

Wiesbaden (Weltexpresso) -  Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier hat am Donnerstag Helga Furnari aus Frankfurt, Dr. Sibylle Starzacher aus Lich und Karl-Heinz Funck aus Biebertal den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland übergeben sowie Rosemarie Schmidt aus Reiskirchen und Rolf Lutz aus Florstadt mit dem Hessischen Verdienstorden ausgezeichnet. Solche Auszeichnungen und ihre Übergaben veröffentlichen wir selten. Aber hier ist doch auffällig, daß unter fünf Personen drei Frauen sind. Das Eigenartige ist nämlich, daß unter staatlich Ausgezeichneten fast immer Männer sind. Noch. Weil die Strukturen noch so sind, daß in Vereinen oder Gruppen, die gesellschaftliche Arbeit verrichten, fast immer noch Männer führen. Wie gesagt: noch!

 „Die Geehrten haben Vorbildliches für das Gemeinwohl geleistet und wichtige Aufgaben übernommen – und das, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Ich hoffe, dass sie ihr ehrenamtliches Engagement noch viele weitere Jahre ausüben werden“, sagte der Ministerpräsident anerkennend. „Ehrenamtliches Engagement ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält.“

Rosemarie Schmidt aus Reiskirchen im Landkreis Gießen erhält den Hessischen Verdienstorden für ihr vielfältiges und vorbildliches Wirken im Vereins- und Gemeindewesen. Sie hat sich über viele Jahrzehnte hinweg ehrenamtlich für die Allgemeinheit eingesetzt. „Rosemarie Schmidt ist auf allen Veranstaltungen sämtlicher Ortsvereine anzutreffen. Mit ihrer freundlichen Art und ihrer Offenheit trägt sie sehr zu einem dörflichen Zusammenhalt bei“, sagte der Ministerpräsident. 1991 wurde ihr bereits der Ehrenbrief des Landes Hessen verliehen. Seit 1956 ist die heute 77-Jährige aktives Mitglied des Gesangvereins Eintracht Hattenrod. Seit mehr als fünf Jahrzehnten übt sie dort ehrenamtliche Vorstandstätigkeiten aus. Momentan ist sie stellvertretende Kassenwartin. „Darüber hinaus besuchte Rosemarie Schmidt regelmäßig die älteren, meist gehbehinderten und an das Haus gebundenen Vereinsmitglieder. Dadurch hatten sie die Möglichkeit, ebenfalls am Dorf- und Vereinsleben teilzuhaben und es gab ihnen das bedeutsame Gefühl, dazuzugehören“, sagte der Ministerpräsident. Die Reiskirchenerin organisierte Vereinsausflüge, Theaterbesuche oder Infoveranstaltungen und kümmerte sich auch hier vor allem um die älteren Mitglieder.

Seit 1975 ist Rosemarie Schmidt auch Mitglied im Sportverein Hattenrod und zählt zu den Gründungsmitgliedern der Gymnastikabteilung. „Trotz der anfänglichen vereinsinternen Skepsis gegenüber der Neugründung einer solchen Sparte, traten schließlich 43 Frauen der neuen Abteilung bei, die von Rosemarie Schmidt in persönlichen Hausbesuchen geworben wurden“, berichtete der Ministerpräsident. Darüber hinaus engagierte sie sich fünf Jahre lang als ehrenamtliche Helferin im Demenz-Café der Gemeinde Reiskirchen.

Rolf Lutz aus Florstadt im Wetteraukreis hat sich in herausragender Weise über etliche Jahre zum Wohle der Gemeinschaft eingesetzt. „Den Hessischen Verdienstorden erhält er für sein Lebenswerk“, sagte Ministerpräsident Volker Bouffier. Rolf Lutz studierte Lehramt mit dem Abschluss der Lehrbefähigung für Grund-, Haupt- und Realschulen. „Schon während seines Studiums entwickelte er ein erstaunliches Engagement, das bis heute fortbesteht“, lobte der Ministerpräsident. Von 1968 bis 1978 war der heute 79-Jährige als Schulleiter in Florstadt-Stammheim tätig. Von 1978 bis zu seinem Ausscheiden aus dem Schuldienst im Jahr 2000 war Rolf Lutz Rektor an der Saalburgschule in Bad Vilbel. Hier setzte er sich maßgeblich für die Einführung der „Aktiven Spielpause“ ein, organisierte muttersprachlichen Unterricht für Türken, Italiener, Griechen, Serben, Kroaten und Spanier und führte Deutschkurse für türkische Frauen ein.

„Rolf Lutz setzt sich seit mehr als 50 Jahren ehrenamtlich im sportlichen Bereich ein“, hob der Ministerpräsident hervor. Von 1962 bis 1976 war er im Vorstand der Hessischen Sportjugend aktiv. Er war 21 Jahre lang Mitglied des Präsidiums des Landessportbundes. Ab 2004 folgte die Vorsitzendentätigkeit beim Sportkreis Wetterau für vier Jahre. Ab 1970 war er zudem neun Jahre lang Mitglied des Vorstandes der Deutschen Sportjugend. Rolf Lutz war in den Jahren von 1985 bis 2000 Mitglied des Vorstandes des Hessischen Fußballverbandes. Während dieser Zeit organisierte er internationale Jugendbegegnungen und war unter anderem verantwortlich für die Pressearbeit. In der Redaktion des „Hessen-Fußball“ arbeitet er seit 1970 mit und ist seit dem Jahr 2000 Mitglied des Ehrenrates des Hessischen Fußballverbandes.

„Aber auch im Hessischen Turnverband ist Rolf Lutz seit vielen Jahren ein engagierter Mitarbeiter. Seit 2000 kümmert er sich um den Aufbau eines Archivs für den Turngau Wetterau-Vogelsberg und leitete 2012 den Aufbau einer historisch geprägten Ausstellung aus Anlass des Landesturnfestes in Friedberg“, führte der Ministerpräsident weiter aus. „Daneben hat sich Rolf Lutz immer auch für die Stadt Florstadt eingesetzt. So ist er nicht nur als stellvertretender Leiter des Stadtarchivs aktiv, er wurde 2004 vom Magistrat offiziell zum ehrenamtlichen Vereinsberater ernannt“, berichtete der Ministerpräsident. Darüber hinaus leitet Rolf Lutz den Arbeitskreis „Dorfgeschichte Stammheim“, einem Florstadter Stadtteil, bei dem er regelmäßig Führungen durch das alte Dorf anbietet und das „Erzählcafé“ zur Stammheimer Geschichte organisiert. Die Mitgliedschaft bei der „Bürgerhilfe“, die sich vor allem mit den Themen Nachbarschaftshilfe und Hilfe für Flüchtlinge beschäftigt, gehört ebenso zu den Tätigkeitsfeldern des Geehrten, wie die seit 1968 bestehende Mitgliedschaft der Arbeiterwohlfahrt, wo er derzeit im Vorstand ist und viele Jahre zuvor als Kassenwart tätig war.

Schließlich setzt sich Rolf Lutz noch für die Pflege des Kirchenarchivs ein, indem er beispielsweise Material und Bilder von Konfirmationen sammelt oder zum Kirchenbau im Jahre 1750 recherchiert. Von 1968 bis 2000 war Rolf Lutz darüber hinaus Vorstandsmitglied der SG 1920 Stammheim und von 1980 bis 1990 Vorstandsmitglied beim TC Florstadt.

Sibylle Starzacher aus Lich im Landkreis Gießen wurde von Ministerpräsident Volker Bouffier das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht. „Dr. Sibylle Starzacher engagiert sich vorbildlich im kulturellen und sozialen Bereich“, lobte der Ministerpräsident.

Sibylle Starzacher war bis 2015 als Fachärztin für Allgemeinmedizin tätig. Zur Kindergarten- und Schulzeit ihrer Kinder war sie im Elternbeirat aktiv, teilweise auch als Vorsitzende. 1984 wurde der Verein der Freunde und Förderer der Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Lich gegründet, dessen Vorsitzende  Sibylle Starzacher bis 1992 war. Danach fungierte sie noch einige Jahre als Beisitzerin im Vorstand.

Auch kommunalpolitisch engagierte sich die heute 72-Jährige: Sie gehörte von 2001 bis 2016 als Mitglied der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Lich an und stand in dieser Zeit dem Ausschuss für Sport, Kultur, Fremdenverkehr und Soziales vor. In der Zeit von 2001 bis 2007 war sie im Ortsbeirat Langsdorf politisch aktiv und war im Anschluss daran neun Jahre lang Mitglied des Bildungsbeirates der Stadt Lich. Von 2006 bis 2008 gehörte Sibylle Starzacher dem Zonta Club Burg Staufenberg-Gießen als Präsidentin an. 2008 wurde der Förderverein Bibliothek Lich gegründet. Seitdem steht  Sybille Starzacher dem Verein als Vorsitzende vor. Oberstes Ziel des Vereins ist die Unterstützung des Betriebes der Stadtbibliothek.

Zudem hat Sibylle Starzacher die Gründung und den Aufbau der neuen Stadtbibliothek Lich, die im Jahr 2011 eröffnet wurde, maßgeblich vorangetrieben und geprägt. „Sie ist regelmäßig an mehreren Tagen der Woche in der Bibliothek präsent und unterstützt die Bibliothekarin in deren Arbeit“, sagte Ministerpräsident Volker Bouffier. Darüber hinaus fungiert Sibylle Starzacher seit 2008 als Stiftungsbeiratsvorsitzende der Langsdorfer Stiftung. Diese unterstützt verschiedene Projekte, zum Beispiel an der Grundschule Langsdorf. In den Landesverband Hessen der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft wurde Sibylle Starzacher im Jahr 2015 als Beisitzerin in den geschäftsführenden Vorstand berufen. „Sie ist im Landesverband Hessen als besonders zuverlässig, empathisch und engagiert bekannt und hat für die Bedürfnisse der Multiple-Sklerose-Betroffenen stets ein offenes Ohr“, sagte Ministerpräsident Volker Bouffier. Im Jahr 2013 wurde Sibylle Starzacher bereits der Ehrenbrief des Landes Hessen verliehen.

Ihr Name ist in Hessen weithin bekannt. Und zwar aus Meldungen, die über Aktivitäten der SPD berichten, bzw. aus Meldungen, die von ihrer Aktivität berichteten, aber immer ihren gesellenschaftlichen Ort mitnannten: die sozialdemokratische Partei. Wurde das bei der Überreichung tatsächlich verschwiegen? Man kann es sich nicht vorstellen. 

Karl-Heinz Funck aus Biebertal im Landkreis Gießen bekam von Ministerpräsident Volker Bouffier das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht. „Karl-Heinz Funck hat sich im Landkreis Gießen im kommunalpolitischen Bereich engagiert. Zudem setzt er sich in der Arbeitsgemeinschaft Rauschmittelprobleme für die Belange süchtiger oder suchtgefährdeter Menschen ein“, sagte der Ministerpräsident. Karl-Heinz Funck war zuletzt bei der Stadt Gießen angestellt, unter anderem als Abfallwirtschaftsberater. Er ging im Jahr 2009 in den Ruhestand.

Karl-Heinz Funck hat sich im kommunalpolitischen Bereich engagiert: Er gehört seit 1979 dem Gießener Kreistag an. Er war von 1993 bis 2001 stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion und ist seit 2011 Kreistagsvorsitzender, nachdem er bereits 14 Jahre lang dessen Stellvertretung inne hatte. Aufgrund seiner Funktion als Kreistagsvorsitzender ist Karl-Heinz Funck Mitglied der unter dem Dach des Hessischen Landkreistages organisierten Konferenz der Kreistagsvorsitzenden sowie stimmberechtigtes Mitglied und stellvertretender Vorsitzender der Bezirksversammlung Mitte. Darüber hinaus ist er seit 2011 gewähltes Mitglied im Präsidium des Hessischen Landkreistages.

„Karl-Heinz Funck setzt sich vor allem in der Konferenz der Kreistagsvorsitzenden und im Präsidium für die Belange und Rechte der ehrenamtlichen Parlamentarier in den Kreistagen ein“, sagte der Ministerpräsident. Karl-Heinz Funck engagiert sich darüber hinaus auch im sozialen Bereich. Der 73-Jährige ist seit 1979 Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Rauschmittelprobleme, dem Träger des heutigen Suchthilfezentrums Gießen. „In dieser Funktion macht er sich vor allem in schwierigen wirtschaftlichen Situationen sehr verdient, aber auch in kontroversen fachlichen Diskussionen“, sagte der Ministerpräsident anerkennend.

Helga Furnari aus Frankfurt am Main erhielt die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. „Helga Furnari hat sich große Verdienste über einen Zeitraum von mehr als 21 Jahren bei der vorbildlichen Pflege ihres Sohnes und ihrer Tochter erworben“, sagte Ministerpräsident Volker Bouffier. Und man stellt dann fest, daß die individuellen Schicksale schon sehr unterschiedlich sind und tragische Momente haben.

Helga Furnari ist seit 1993 mit ihrem Mann Enzo verheiratet. Sohn Daniele wurde im Jahr 1995 mit einem offenen Rücken geboren. Er ist schwerstbehindert und pflegebedürftig, auf einen Rollstuhl angewiesen und bedarf der Aufsicht sowie Hilfe bei allen Verrichtungen des täglichen Lebens. „Durch ihren unermüdlichen Einsatz ist es Helga Furnari gelungen, für ihren Sohn Behandlungen in diversen Kliniken durchzusetzen und ihm den Besuch der Ernst-Reuter-Schule, einer integrierten Gesamtschule in Frankfurt am Main, zu ermöglichen“, sagte Ministerpräsident Volker Bouffier. Daniele Furnari ist geistig fit, leidet aber unter einer Lernschwäche. Seit dem Jahr 2012 ist er von montags bis freitags im Internat der Beruflichen Schulen in Hochheim am Main untergebracht. In Abstimmung mit den Eltern wird Daniele Furnari darauf vorbereitet, seine Zukunft weitestgehend selbständig und selbstbestimmt leben zu können.

Helga Furnaris Tochter Laura kam im Jahr 2000 auf die Welt. Sie leidet seit ihrer Geburt am Prader-Willi-Syndrom (PWS), ist schwer­behindert, pflegebedürftig und geistig beeinträchtigt. Ebenso ist ihre motorische Entwicklung verzögert. Laura Furnari besucht die Carlo-Mierendorff-Schule in Frankfurt am Main, eine integrierte Gesamtschule mit inklusiver Beschulung und Ganztagsbetreuung. „Helga Furnari war und ist bestrebt, für ihre Tochter ein möglichst normales und selbstbestimmtes Leben auszurichten und fördert sie nach ihren individuellen Fähigkeiten, Bedürfnissen und Neigungen entsprechend. Helga Furnari leistet eine beispielhafte häusliche Pflege ohne Unterstützung eines ambulanten Pflegedienstes“, sagte Ministerpräsident Volker Bouffier anerkennend. Unterstützung erhielt die heute 49-Jährige durch ihre Schwiegermutter. Der Ehemann, der einen eigenen Elektromeisterbetrieb leitet, ist in die Pflege der Kinder eingebunden. Im Jahr 2014 wurde die Frankfurterin für ihren Einsatz um die jahrzehntelange Pflege ihrer Kinder bereits mit der Pflegemedaille des Landes Hessen ausgezeichnet.

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Ordensverleihung Gruppenbild: von li. Ministerpräsident Volker Bouffier, Helga Furnari, Dr. Sibylle Starzacher, Karl-Heinz Funck, Rosemarie Schmidt und Rolf Lutz
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