Bildschirmfoto 2018 05 19 um 08.09.47Ankara weist israelischen Botschafter aus

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Noch so lange ist es gar nicht her, dass Israel und die Türkei ihre diplomatischen Beziehungen nach der Affäre der «Mavi Marmara» wieder normalisiert haben. Offenbar ertragen die Türken derzeit aber nur ein Mindestmass an Normalität zwischen sich und Jerusalem.

Jedenfalls hat die Türkei zuerst wegen der schwerwiegenden Geschehnisse mit 60 palästinensischen Toten an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Israel am Montag ihren Botschafter aus Israel bis auf weiteres abberufen. Am Dienstag folgte der nächste Schritt, verwies Ankara doch aus dem gleichen Grund den israelischen Botschafter Eitan Naeh des Landes.

Premierminister Binyamin Netanyahu reagierte kurz und klar: Präsident Erdogan sei einer der Letzten, die prädestiniert wären, Israel Moral zu predigen.

Auch Belgien zitierte den israelischen Botschafter wegen der Ereignisse in sein Aussenministerium, und Südafrika berief seinen Botschafter zwecks Beratungen nach Hause zurück.

Israel macht übrigens geltend, dass 24 der 60 palästinensischen Toten vom Montag Militante gewesen seien. Das dürfte aber die internationale Völkergemeinschaft, vor allem die Europäer, wo Frankreich mit besonders ätzender Kritik an Israel hervorstach, herzlich wenig interessieren.


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Eine türkische Fahne auf Halbmast in Israel - ein Zeichen der Trauer für die 60 am Montag von Israel getöteten Palästinenser.

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 16. Mai 2018