E kovacberlinEintracht Frankfurt ringt den Ligameister Bayern München mit 3:1 nieder, Teil 2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Zeit, vom Eintrachttrainer Niko Kovac zu sprechen, der elegant im Anzug an der Seitenlinie stand und gestisch und mimisch leidenschaftlich mitspielte und seine Anweisungen gab, dem man erst seine Angespanntheit, dann seine Freude ansah, dann seinen menschlichen und Fußballtriumph. Ihm ist geglückt, was kaum mehr möglich schien. Eintracht Frankfurt mit sich selber zu versöhnen und mit ihm, der die Frankfurter vor zwei Jahren über das Relegationsspiel in Nürnberg in der Ersten Bundesliga gehalten hatte, dann in der Folgesaison mit einem guten Mittelplatz und jetzt mit dem undankbaren 8. Rang zurückläßt, weil die letzten Spiele kaum noch Punkte brachten. Doch dieser Platz honorierte nicht, daß die Eintracht länger auf Platz 4 Europa vor Augen liegen hatte. Mit dem diesjährigen Pokalsieg von Berlin ist Eintracht Frankfurt aber jetzt in Europa mit dabei. Alles andere wird Geschichte.

Zeit, Niko Kovac aus Frankfurt ehrenvoll zu verabschieden, der hier als Neuling im Bundesligageschäft gleich sein Meisterstück ablieferte. Daß er als erstes nach dem Spiel seinen Bruder und Co-Trainer Robert sowie seinen Assistenten Armin Reutershahn in den Arm nahm, zeigt, daß das alles auch eine Gemeinschaftsleistung ist, die Bilder des vor Rührung weinenden Kovac zeigten auch die Emotionen des Trainers in seinem letzten Eintrachtspiel und er war auch diesmal in der Lage, dies alles formvollendet in Worte zu fassen.

Seit Anfang April überraschend seine Verpflichtung nach München bekannt wurde, fühlte sich Frankfurt nicht nur wie eine verlassene Geliebte und Ehefrau in einem, sondern blieben auch die Punkte aus, die vorher gewonnen wurden. Am schlimmsten dann am letzen Samstag auf Schalke, eine desaströse Leistung, nämlich gar keine, die begleitet wurde vom Sieg der Stuttgarter über Bayern, die deshalb – statt der Eintracht – den siebten Platz und Zugang zu Euroap errangen.

Aber das alles ist ab sofort vergessen, es gibt so etwas wie eine Fußballgerechtigkeit und es gibt einen Fußballgott - der diesmal nicht Alex Meier heißt, das wäre ein weiteres Kapitel - , der am Schluß alles richtet, damit es gut sei.

E berlin 2Zeit, Niko Kovac zu gratulieren. Nicht nur zu seiner Leistung, aus einer mittelmäßigen Mannschaft durch umfassendes sportliches und mentales Training eine solche Truppe geformt zu haben, die mit körperlichem Einsatz und mit unbedingtem Siegeswillen eine sehr viel bessere Mannschaft austrickst und ausspielt. Nein, Kovacs eigentliche Leistung liegt in etwas anderem: es seinem neuen Arbeitgeber, den abgehobenen, arroganten, weil erfolgsverwöhnten Bayerchefs, für die Uli Hoeness nur ein Kürzel, eine Chiffre ist, gezeigt zu haben.


Sicher war Kovac in München nicht der Wunschkandidat, denn die hatten alle abgesagt. Er ist also schon so etwas wie ein Ersatzkandidat gewesen, der genommen wurde. Jetzt aber kommt mit Niko Kovac der Trainer nach München, der den 1. FC Bayern erst einmal in die Knie gezwungen hat. Damit ist Kovac auf Augenhöhe mit seinen Chefs und der erste, der prädestiniert ist, die Münchener Mannschaft weiterzuentwickeln, denn der Sieg der Eintracht verdankt sich neben dem robusten Schwung der Mannschaft ihrer taktischen Einstellung durch Kovac, der seine künftige Mannschaft heute als Gegner erstklassig demontieren ließ: Die Zweikämpfe, das unermüdliche Verteidigen, das Sie-nicht-zum-Spiel-kommen-lassen, das alles zusammen zermürbte die Bayernmannschaft. Das sind sie nicht gewohnt. Kovac wird das ändern.

PS I:

Von der Arroganz des 1. FC Bayern zeugt auch Folgendes: Angekündigt in FC Bayern TV.live

Dieser Besuch gehört zu den schönsten Traditionen des deutschen Rekordmeisters. Am Sonntag, 20. Mai, feiert die Mannschaft des FC Bayern einmal mehr gemeinsam mit ihren Fans auf dem Rathausbalkon am Münchner Marienplatz. Das Programm beginnt ab 13 Uhr mit der „Warm-Up-Party“ mit DJ Bernhard Fleischmann, die Ankunft der Mannschaft ist für ca. 14:45 Uhr geplant.
https://fcbayern.com/de/news/2018/05/meisterfeier-auf-dem-rathausbalkon

Doch die Meisterfeier findet in Frankfurt statt. Ab 16 Uhr auf dem Römerberg, wo dann sicher die Mannschaft auf dem Balkon des Rathauses, des Römers stehen wird und Idol Alex Meier, auch wenn er diesmal nicht mitspielte, den Pokal hochhält.

Natürlich berichten wir davon.

PS II:

Ein Mythos ist erst einmal eine Geschichte, die sich in Ursache und Wirkung einprägt. Aber Bilder haben ihre eigenen Geschichten. So wie einige Fußballbilder für immer die Situation bewahren, wie z.B. Uwe Seelers gesenkter Kopf die Niederlage im Spiel gegen England symbolisiert oder Mario Götzes Siegestor die Weltmeisterschaft in Brasilien repräsentiert, so werden die hier geschilderten Szenen im Bild die Fußballgeschichte der Frankfurter Eintracht begleiten.

Denn nicht umsonst sind Bilderexperten – hier meinen wir die Archäologen und Kunsthistoriker – reihum die größten Fußballanhänger – und eben auch Experten. Erinnert sei an die spannende Ausstellung "Das Spiel. Die Fußball-Weltmeisterschaften im Spiegel der Sportfotografie" im Jahr 2006 in Berlin, die Horst Bredekamp verantwortete, von Beruf Kunsthistoriker und heute einer der Gründungsintendanten des Humboldtforums im Berliner Schloß. Er saß hat sicherlich das Spiel verfolgt und könnte die Bilder noch viel gewaltiger kommentieren.

Fotos:
© Eintracht Frankfurt

Info:
So spielten die Frankfurter:
Hradecky – da Costa, Abraham, Salcedo, Willems – Mascarell, Hasebe, de Guzman (74. Russ), Wolf (60. Gacinovic), Rebic (89. Haller) - Boateng.

Tore:
0:1 Rebic (11.)
1:1 Lewandowski (52.)
1:2 Rebic (83.)
1:3 Gacinovic (90.)

Nach 1974, 1975, 1981 und 1988 holt Eintracht Frankfurt damit den fünften Pokalsieg der Vereinsgeschichte.  Eintracht Frankfurt ist damit für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert.

Im Wortlaut die Worte des Eintrachttrainers Niko Kovac nach dem Spiel: Trainer Niko Kovac: 
Ich weiß, was meine Manschaft kann und weiß, was wir investiert haben. Das ist ein großer Erfolg. Man muss ganz nüchtern betrachten, was möglich war mit dieser Mannschaft. Ganz egal, ob wir irgendwann mal Dritter oder Vierter waren. Die Bayern waren sehr stark über die Flügel. Wir wollten sie aus der Mitte fernhalten, das ist uns gut gelungen. Außen wollten wir durch die zurückgezogenen Ante und Marius nah dran sein. Das ist uns beim 1:1-Gegentor nicht gelungen.  Später haben wir umgestellt, unter anderem Makoto zurückgezogen. Dadurch haben wir das Spiel beruhigt, die Mannschaft hat das nach der Systemumstellung sehr gut gemacht. Einen Titel mit einem Underdog zu holen, ist aller Ehren wert. Und wir spielen nun Europapokal und haben das erste Pflichtspiel der neuen Saison gegen den FC Bayern im Supercup.