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Kategorie: Zeitgeschehen
Bildschirmfoto 2018 10 03 um 23.47.57ISRAEL-DEUTSCHLAND:  Innenpolitischer Ballast für Frau Merkel

Jacques Ungar

Tel Aviv (Weltexpresso) - Offizielle gegenseitige bilaterale Besuche in Deutschland haben auch heute noch, über 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, etwas Besonderes an sich. Das gilt speziell für die israelische Seite, die immer noch, ob sie will oder nicht, bei der Beurteilung des Nutzens oder gar des Schadens einer deutschen Visite in Israel die Schatten der Vergangenheit mitschwingen lässt.

Wenn heute Mittwochabend Angela Merkel zu einem Kurzbesuch in Israel landet und sogleich zum Nachtessen bei den Natanyahus weiterfährt, darf immerhin gesagt werden, dass es der Kanzlerin bisher ziemlich gut gelungen ist, die bilaterale Beziehungen wieder ins Lot zu bringen, sollten sie gelegentlich mal wegen der doch wesentlichen Unterschiede in den Persönlichkeiten zwischen Merkel und Netanyahu ins Ungleichgewicht geraten.

Das gilt insbesondere für die deutsche Flüchtlingspolitik, die gar von manchem Israeli als zu liberal und grosszügig eingeschätzt wird. Auch die diversen Untersuchungen gegen Netanyahu kratzen hin und wieder an den Beziehungen zwischen Berlin und Jerusalem. Das gilt insbesondere, wenn in dem Mittelpunkt der Dispute die U-Boote gelangen, die deutsche Werften für Israel bauen sollen.

Nach dem obligaten Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem bei Jerusalem geht es für Angela Merkel am Donnerstag nach Jerusalem, wo sie einen Ehrendoktortitel von der Uni Haifa entgegennehmen und mit Studenten diskutieren wird. Anschliessend steht in Begleitung von Premier Netanyahu die Besichtigung einer Innovations-Ausstellung im Israel-Museum auf dem Programm, bevor dann Staatspräsident Rivlin den Gast aus Berlin zu einem Arbeitslunch bei sich haben wird.

Foto:
Angela Merkel
© tachles

Info:
Nachdruck des Artikels mit freundlicher Genehmigung aus dem Wochenmagazin TACHLES vom 3. Oktober 2018