med antibiobayerischer rundfunkAntibiotikaverbrauch in Frankfurter Kliniken reduziert

Günther Winckel 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „Angesichts der kürzlich publizierten Hochrechnung der Todesfälle und verlorenen Lebensjahre in der Bevölkerung Europas durch antibiotikaresistente Erreger (multiresistente Erreger, MRE) ist der zurückhaltende, sachgerechte Umgang mit Antibiotika mehr als vordringlich – auf allen Ebenen, in der Humanmedizin in Klinik und Praxis, aber auch in der Veterinärmedizin und Tierzucht“, sagt der Frankfurter Gesundheitsdezernent Stefan Majer.
„Deswegen unterstütze ich gerne die Aktivitäten des MRE-Netz Rhein-Main zum verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika, zum Beispiel bei Atemwegsinfektionen, bei Harnwegsinfektionen oder Ohrenschmerzen.“ Majer weist auf die drei Flyer des Netzwerks hin, die unter http://www.mre-rhein-main.de heruntergeladen werden können. „Jede und jeder einzelne kann dazu beitragen, den Resistenzdruck auf die Bakterien zu vermindern, indem er oder sie Antibiotika wirklich nur einnimmt, wenn sie erforderlich sind.“

Auch in Kliniken kann durch verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika der Verbrauch gesenkt werden. Zum Welt-Antibiotika-Tag am 18. November teilt das Gesundheitsamt Frankfurt die Auswertungen der Antibiotika-Verbrauchs-Daten der Frankfurter Kliniken von 2012 bis 2017 mit. Im Jahr 2017 wurden in den Kliniken der Stadt 953.349 sogenannte definierte Tagesdosen (DDD, daily defined doses) abgegeben. Bei 1.615.180 Behandlungstagen in den Kliniken entspricht das 59 DDD pro 100 Patiententagen. „Im Jahr 2012 hatte der Verbrauch noch bei 67,5 DDD pro 100 Patiententagen, also um 14 Prozent höher gelegen“, berichtet Prof. Ursel Heudorf, stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes. „Die Bemühungen der Kliniken um einen besseren, zurückhaltenderen, sachgerechten Umgang mit Antibiotika zeigen also erste Erfolge.“

Im Jahr 2014 hatte das Gesundheitsamt Frankfurt mit den Kliniken drei Ziele vereinbart: 1. Eine verbesserte perioperative Prophylaxe, das heißt vorbeugende Gabe von Antibiotika bei Operationen. 2. Die Verminderung des Verbrauchs an Cefuroxim, das mit Abstand am häufigsten eingesetzte Antibiotikum, das allerdings bei Gabe in Tablettenform nur wenig aus dem Darm resorbiert wird und nur unbefriedigende Wirkspiegel im Blut erreicht. 3. Die Reduzierung des Einsatzes von Cephalosporinen, die für die Resistenzentwicklung bei den Bakterien besonders verantwortlich gemacht werden, bei Erhöhung des Penicillin-Verbrauchs (Penicillin/Cephalosporin-Quotient).

Alle drei Ziele konnten insgesamt erreicht werden. Der Verbrauch an Cefuroxim konnte – auch durch die verbesserte Prophylaxe bei Operationen – zwischen 2012 und 2017 um ein Drittel gesenkt werden, von 250.398 auf 165.160 DDD pro Jahr. Der Quotient Penicillin/Cephalosporine wurde von 54/46 auf 67/33 gesteigert.

„Wir wollen uns darauf nicht ausruhen, sondern weiter für einen zurückhaltenden Einsatz von Antibiotika arbeiten“, sagt Prof. Heudorf, die auch Vorsitzende des MRE-Netz Rhein-Main ist. „Unser Netzwerk hat 2016 eine Arbeitsgruppe Antibiotic Stewardship unter Federführung von Rolf Teßmann, Chefarzt der Anästhesie der Berufsgenossenschaftlichen Klinik in Frankfurt, gegründet. Dort besprechen wir die Daten und lernen von besonders gelungenen Beispielen aus der Arbeit verschiedener Kliniken. Ich bin zuversichtlich, dass wir in den nächsten Jahren weitere Verbesserungen erreichen.“

Es ist wichtig, daß sich die Bevölkerung mit derartigen Aussagen auseinandersetzt und jeder einzelne einen Standpunkt dazu gewinnt. 

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